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Der russische Präsident auf Werbetour in Dagestan – Islamische Teilrepubliken stellen viele Ukraine-Krieger
Nur einen Tag nach dem gescheiterten Putsch von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin zum islamischen Opferfest demonstrativ die älteste Moschee Russlands in Derbent und nahm ein Bad in der muslimischen Menge. Russlands Muslime sind nach dem Abfall Prigoschins die engsten Verbündeten Putins für seinen Krieg gegen das Brudervolk der Ukrainer.
In der Dschuma-Moschee von Derbent, die als älteste Moschee Russlands gilt, bekam Putin von Zapir Salimow, dem Obermufti der russischen Teilrepublik Dagestan, ein Exemplar des Koran überreicht. Bei der Ankündigung des Besuches hieß es bei der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti, dass der russische Präsident nach Derbent geflogen war, um mit dem Oberhaupt der Teilrepublik ein Treffen über die Entwicklung des Tourismus abzuhalten.
Es hieß zwar, dass der Besuch schon seit Langem terminiert gewesen sei, aber im Nachhinein scheint das Treffen zum jetzigen Zeitpunkt kein Zufall gewesen zu sein. Denn nach dem Abfall der Wagner-Söldner ist die größte Privatarmee in Russland jetzt die Armee des muslimischen Tschetschenenführers Ramsan Kadyrow. Als Konkurrent um die Gunst Putins ist er Prigoschin in Hass verbunden. Kadyrow hatte schon zuvor seine Loyalität zu Putin unterstrichen und seine Truppen der russischen Armeeführung unterstellt, was Prigoschin für seine Söldner der Gruppe Wagner abgelehnt hatte.
Noch während des laufenden Putschversuches war Kadyrow eingesprungen und hatte seine Truppen von Tschetschenien aus nach Rostow am Don in Marsch gesetzt, um Prigoschin zu entwaffnen.
Kadyrow profitiert
Nun ist Putin nach Dagestan gereist, das für den Islam in Russland eine führende Bedeutung hat. Dort hatte der legendäre Kaukasusrebell Emir Schamil jahrzehntelang seinen Kampf gegen die Armee des Zaren im 19. Jahrhundert geführt. In Dagestan befand sich lange auch der Sitz des Obermufti der Sowjetunion.
Dagestaner stellen auch heute eine der höchsten Anteile an der russischen Besatzungsarmee in der Ukraine und zahlen auch den größten Blutzoll im bisherigen Krieg Russlands gegen die Ukraine, den Putin angeblich führt, um die Ukraine in die russische Welt zurückzuführen. Ob auch Tschetschenen bereit sind, diesen Krieg für die russische Welt-Politik mitzuführen bezweifeln viele Kenner.
Kadyrow, der jetzt schon mehr Rechte als jeder andere russische Gouverneur hat, wird sicher irgendwann Putin seine Rechnung präsentieren. Für ihn ist jeder Tag Krieg ein Gewinn für diese Rechnung, wozu sicher gehören wird, dass er seinen Einfluss von Tschetschenien aus über den gesamten muslimischen Teil des Kaukasus ausdehnen wird. Dann wird Dagestan bestimmt auch dazu gehören.
Als Obermufti Salimow Putin die Koran-Ausgabe schenkte, sagte der Präsident: „Ich danke Ihnen sehr für dieses Geschenk. Es wird sicherlich seinen rechtmäßigen Platz im Kreml finden.“ Der Kreml stellte klar, dass Putin tatsächlich ein für alle Muslime heiliges Buch überreicht worden ist. Das ließ Putin durch seinen Präsidentensprecher Dmitrij Peskow bestätigen.
Der Hintergrund dürften wohl die wiederholten Koranverbrennungen in Stockholm gewesen sein, diesmal von einem Ex-Muslim aus dem Irak, welches die islamische Welt wie schon so oft zuvor erzürnt hatte. In Russland, betonte Putin, seien solche Verbrennungen verboten.
Besuch in der ältesten Moschee
Während der Besichtigung sprach Putin auch mit Seyid-Yakhya Seyidow, dem Vorsitzenden der örtlichen Dschuma-Moschee. Der Mullah wies darauf hin, dass die Restaurierung der Moschee ausgesetzt worden sei, und bat den russischen Führer, die Restaurierungsarbeiten zu beschleunigen. „Betrachten wir es als eine Vereinbarung“, antwortete Putin und schüttelte Seyidows Hand.
Noch zu Lebzeiten des Islamgründers Mohammed, zwischen 642 und 654 eroberten die Araber das damals zum Reich der jüdischen Chasaren gehörende Derbent, im Jahr 728 konnten sie die Stadt dauerhaft einnehmen. Unter dem arabischen Feldherrn Maslama Maslama ibn Abdul-Malik wurde die Dschuma (Freitagsmoschee) um 733 errichtet. Die einheimischen Juden wurden in den Islam gezwungen, und Derbent entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Islam im Kaukasusvorland.
Die Araber nannten die Stadt Bāb al-Abwāb (Tor der Tore), wegen ihrer günstigen Lage am Fuße des Kaukasus. Obwohl die Russen fast 1000 Jahre gegen Derbent angerannt sind, gelang es ihnen erst 1797 die Stadt endgültig zu erobern.
Die Bevölkerung der Stadt besteht heute hauptsächlich aus Aserbaidschanern und Bergjuden. Die Dschuma-Moschee von Derbent gilt nicht nur als eine der ältesten Russlands, sondern auch der Welt. Alle Hauptgebäude des im achten Jahrhundert errichteten Komplexes sind bis heute erhalten geblieben. Die Moschee ist ein Kulturerbe der Völker der Russischen Föderation und ein UNESCO-Weltkulturerbe.
sitra achra am 26.07.23, 11:43 Uhr
Das muss man Putin lassen; er versteht es meisterhaft mit Zuckerbrot und Peitsche, die islamistische Gefahr in Russland kleinzuhalten. Das wäre auch ein Vorbild für die kaninchenhaft ängstliche EU.
andreas sarkis am 23.07.23, 06:44 Uhr
"Brudervolk" ist eine krasse Beleidigung aller Ukrainer. Mit Ausnahme jener Russen, die in Ukraine angesiedelt worden waren, waren Ukrainer nie Russen.
Lothar Voigt am 21.07.23, 21:04 Uhr
"Die einheimischen Juden wurden in den Islam gezwungen" ? Also das wäre höchst ungewöhnlich, da es sogar im Koran steht, das es keinen Zwang im Glauben gibt. 2. Sure: Die Kuh: "256 Keinen Zwang soll es geben im Glauben !" Maulana Sadr-ud-Din - 1964 - Der Koran; Übersetzung und Erklärung. Sie könnten höchstens unter arabisch-islamischer Herrschaft gekommen sein. Es war somit nicht so wie unter christlicher Herrschaft. Auch später flohen Juden und von der Kirche verfolgte Christen unter islamische Herrschaft. Sie brauchten da auch nur eine Schutzsteuer für Polizei und Militärdienstersatz zahlen, waren also Begünstigte.
Was Russlands Muslime betrifft, so sollte man das nicht verallgemeinern. Von der Wagner-Gruppe mal abgesehen, sind die Anderen doch kaum freiwillig da. Vergessen sollte man auch die 2 Kriege gegen Tschetschenien nicht vergessen, weshalb viele auch im Exil sind.