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Was deutsche Sendeanstalten nicht schaffen, machen polnischer und tschechischer Hörfunk vorbildlich
Politisch korrekt berichteten öffentlich-rechtliche Medienanstalten in Deutschland in Sondersendungen über das Jahrhunderthochwasser im Südwesten der Republik Polen und Norden Tschechiens. Dass es sich dabei um Schlesien und Böhmen/Mähren handelt, also um alte deutsche Siedlungsgebiete, erfuhren die deutschen TV-Zuschauer aber nicht. Man nannte die slawischen Namen, auch wenn man sie nicht richtig aussprechen konnte. So klingt Klodzko, wo das Zentrum der Flut in Schlesien lag, zumindest etwas befremdlich in deutschen Ohren. Die parallele Nennung des deutschen Namens Glatz, wie die Stadt früher und viel länger hieß, wäre durchaus dienlich gewesen.
Sehr oft wurde zugleich vom Bruch des Staudamms in Stronie Śląskie, das auf Deutsch Seitenberg heißt, gesprochen, der viele Dörfer Niederschlesien überflutet. Ebenso die Stadt Neisse, südlich von Breslau gelegen, war eines der Hochwasserzentren. Auch diese Stadt, in der noch eine beachtliche Anzahl Deutschstämmiger lebt, wurde jedoch nur als Nysa bezeichnet.
Zwei Sprachen verwendet
Im Gegenzug dazu war das deutschsprachige Programm von Radio Warschau den deutschen Sendeanstalten voraus. Es brachte neben den Flutmeldungen auch noch die deutschen Namen schlesischer Städte, Flüsse und Gebirgszüge.
So wurde in Radio Warschau beispielsweise berichtet: „Die Flut wird am Dienstag in Opole/Oppeln eintreffen. Wrocław/Breslau wird die Welle gegen Ende der Woche erreichen ...“. Verwunderlich ist diese Aktion kaum, haben doch jetzt einige Orte in Oberschlesien, mit nennenswerter deutschstämmiger Bevölkerung, wieder ihren deutschen Namen auf dem Ortsschild stehen.
In einem Atemzug
Auch Radio Prague International erwähnt in seinem deutschsprachigen Programm die deutschen Namen böhmischer/mährischer Orte immer noch direkt hinter den tschechischen und nicht in Klammern. Das Zentrum der Flut lag dort in Schlesien in der Stadt Jeseník im Altvatergebirge, die bis 1947 Frývaldov, auf Deutsch Freiwaldau, hieß. Diese Stadt liegt in der Olmützer Region. Das Prager Radio berichtete am 16. September im deutschsprachigen Programm: „Die Überschwemmungen im Mährisch-Schlesischen Kreis haben bisher drei Opfer gefordert. Eine Frau ertrank im Fluss Krasovka in der Gegend von Bruntál/Freudenthal. Zwei weitere Todesopfer wurden am Montag in Krnov/Jägerndorf bestätigt ...“. Im Prager Radio werden sogar noch kleinere Orte mit ihrem deutschen Namen benannt.
Deutsche Solidarität
In Polen erinnerte man angesichts der Dimension der jetzigen Flut wieder an die Oderflut von 1997, die damals die Gebiete der Bundesrepublik und der Republik Polen entlang der Grenze gleichermaßen schwer getroffen hatte. Gleiches ist diesmal allerdings nicht zu erwarten. Dennoch erinnerte man in Polen gerne wieder an die grenzüberschreitende Solidarität von 1997, welche die Folgen der Flut zu vermindern half.