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Kati Gierszewska-Widota, die Medienfrau der Deutschen Minderheit, haucht alten Postkarten neues Leben ein
Das Museum in Ratibor [Racibórz] feiert sein 95. Gründungsjubiläum und zählt damit zu den ältesten Museen in Oberschlesien. 1927 in der ehemaligen Heilig-Geist-Kirche des Dominikanerinnenklosters zu Ratibor durch Dozenten der Königlich-Evangelischen Mittelschule eingerichtet, diente es anfänglich als Heimatmuseum.
Es sollte allmählich zu einem Regionalmuseum ausgebaut werden. Das Museum umfasste Themengebiete zu Geschichte, Geologie, Naturkunde und Kirchenkunst. Erst unter polnischer Verwaltung, 1964, wurde angebaut. 2008, anlässlich des 220. Geburtstags des Romantikers Joseph von Eichendorff (1788–1857), der im zehn Kilometer entfernten Lubowitz [Łubowice] geboren wurde, konnte in Ratibor eine Eichendorff-Ausstellung präsentiert werden.
Nachdem im Januar 2021 der passionierte Heimatforscher Alfred Otlik verstorben war, ging seine Sammlung historischer Postkarten an das Museum. Mehr als 2000 Ansichten des Stadtbilds und etwa 600 mit Eichendorff-Motiven hatte der Ratiborer zusammengetragen. Daraus wurde kürzlich eine Sonderausstellung zusammengestellt. Museumsdirektor Romuald Turakiewicz hatte bei der Vernissage noch eine Überraschung parat. Auf einer Leinwand sahen die Besucher einen Kurzfilm, in dem manche der Karten zum Leben erwachten. So sah man beispielsweise eine Karte des Ratiborer Rings, auf der sich die spielenden Kinder und Bäuerinnen in Trachten, die ihr Obst und Gemüse an den Mann bringen, oder junge Mütter, die Kinderwagen durch die Stadt fahren, auf einmal bewegten.
Besucher sehen einen Kurzfilm
Autorin des Films ist die Ratiborerin Kati Gierszewska-Widota, Medienfrau der Deutschen Minderheit. Sie hat bereits mit dem Team der Radio- und TV-Redaktion Mittendrin.pl aus Ratibor und dem Medienunternehmen VidiFilm zahlreiche Visualisierungsprojekte für Museen produziert – zuletzt in Oppeln [Opole] für das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in der Republik Polen. „Aber für ein Museum der Heimatstadt zu arbeiten, ist schon etwas besonderes“, sagt sie. „Ich habe vom Museum Dutzende alte Postkarten erhalten, vor allem solche aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ich habe versucht, mir vorzustellen, welche Geräusche diese Standaufnahmen begleitet haben dürften oder wie sich die Menschen damals verhielten“, so Gierszewska-Widota.
Die bewegten Bilder entstanden vor einer grünen Leinwand, der sogenannten Green Box. Echte Menschen spielten kurze Szenen vor dieser Leinwand. „Ich konnte meine Familie und Freunde mit Kindern überzeugen mitzumachen, wir hatten sogar einen Hund dabei“, sagt sie. Natürlich brauchte das Team auch Kleidung von damals. „Es war schwer, solche Klamotten zu finden. Aber es stellte sich heraus, dass meine Mutter viele traditionelle Gewänder von einst zu Hause hatte. Es waren hauptsächlich Trachten, die vor dem Krieg in Ratibor getragen wurden. Einiges hatte uns auch das Museum zur Verfügung gestellt, darunter vor allem authentische Gegenstände aus der Umgebung, wie Kinderwagen, Spielzeug, Koffer, Gemüsekörbe und ähnliches“, zählt die Journalistin auf.
Ein spaßiges Abenteuer für das Team
Für das Team sei es ein spaßiges Abenteuer gewesen, so die Ratiborerin. „Die Kinder, die mitwirkten, wussten nicht, wozu das alles. Es war ein Spiel für sie und darum ging es uns.“ Was man letztendlich im Film sieht, sind Postkarten, auf denen sich die Menschen, Kutschen und Pferde bewegen. „Es gibt auch Geräusche, zum Beispiel Pferdehufen klappern, man hört Gesprächsfragmente, um eben die Atmosphäre von damals wiederzugeben“, berichtet die Germanistin, die selbst bereits als Jugendliche vor der grünen Leinwand als Moderatorin des deutschsprachigen Jugendmagazins vom „Schlesien Journal“ und später auch in der Version für Erwachsene stand. „Für Ratibor haben wir einen dreiminütigen Film gemacht, der durch die Straßen des alten, deutschen Ratibors führt und der sich echt sehen lassen kann!“, sagt sie stolz.
Den Film kann man auf der Seite des Ratiborer Museums auf www.muzeum-raciborz.pl sehen.