Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die ostpreußische Ordensgründerin war ein Vorbild an Herz, Fleiß und karikativem Engagement für andere Ordensfrauen
Die 1583 begründete Kongregation der Schwestern von der Heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina mit derzeit fast eintausend Mitgliedern ist der älteste noch bestehende deutsche Frauenorden. Diese sind in der Bundesrepublik sowie in Polen, Litauen, Russland, Belarus, Italien, Brasilien, Togo, Benin und Kamerun karitativ aktiv, indem sie Krankenhäuser, Altenheime und Schulen für Pflegepersonal betreiben. Von Anfang an war der Orden ein Vorbild für zahlreiche später entstandene Kongregationen, die sich um Kranke und Schutzbedürftige kümmerten.
Den Anstoß zur Schaffung der Gemeinschaft unter dem Patronat der Katharina von Alexandrien gab Regina Protman, die 1552 im ostpreußischen Braunsberg das Licht der Welt erblickt hatte. Die Jugend der Tochter eines gut situierten Kaufmanns wurde von den Glaubensauseinandersetzungen zwischen Reformatoren und Gegenreformatoren sowie ständig neuen Pestwellen geprägt. Im Alter von 19 Jahren beschloss sie dann aus glühendem Glaubenseifer heraus, der wohl auch durch die Jesuiten, die für ihre schulische Ausbildung vom Vater engagiert wurden, angefacht worden war, ein geistliches Dasein zu führen.
Aus Widerstand wurde Rückhalt
Da es aber kein Kloster im Umfeld von Braunsberg gab, zog Protman 1571 gemeinsam mit zwei gleichgesinnten jungen Frauen in ein verfallenes Haus und lebte dort – ohne kirchliche Anerkennung – in demonstrativer Armut und Ehelosigkeit. Ihren Lebensunterhalt sicherten die drei Frauen durch hingebungsvolle Krankenpflege, Sterbebegleitung sowie durch Handarbeiten.
Dabei stießen sie zunächst auf Unverständnis seitens des Klerus und der herrschenden Klasse. Denn nach den Beschlüssen des Konzils von Trient sollten sich Ordensfrauen grundsätzlich hinter Klostermauern verbergen und dem Gebet widmen, anstatt arbeitend unters Volk zu gehen. Allerdings genossen die barmherzigen Braunsberger Schwestern starken Rückhalt unter den Jesuiten. Außerdem wurden sie von der Bevölkerung geschätzt, weil sie wirklich jedermann halfen, also auch Geisteskranken, Pestopfern und Menschen ohne Geld. Das überzeugte am Ende sogar den katholischen Fürstbischof des Ermlandes Martin Cromer, einen der gelehrtesten Theologen seiner Zeit und Gegner der Reformation. Er erkannte die Braunsberger Kongregation am 18. März 1583 offiziell an, woraufhin diese die Heilige Katharina zur Patronin erwählte.
Breites Engagement
Der nachfolgende Aufschwung des Ordens war der Verdienst von Regina Protman, welche erfolgreich mit den Schulmedizinern ihrer Zeit konkurrierte. So berücksichtigte sie den engen Zusammenhang zwischen psychischer Verfassung und körperlichen Beschwerden und stellte selbst zahlreiche Arzneien gegen Fieber, Zahnschmerzen, Geschwülste und Augenleiden her. Mit dem Segen des Bischofs entstanden Tochtergründungen der Kongregation in Wormditt (1586), Heilsberg (1587) und Rößel (1593).
Und schließlich erhielt der Orden am 12. März 1602 auch die Approbation durch Papst Clemens VIII., nachdem Peter Tilicki, Cromers Nachfolger als Fürstbischof, die Ordensregeln eigenhändig so überarbeitet hatte, dass sie in Rom Zustimmung fanden. Durch diese allerhöchste Anerkennung konnte Protmann zusätzlich noch Schulen einrichten, in denen Mädchen aus niederen sozialen Schichten in den Fächern Lesen, Schreiben, Handarbeiten und Religion unterrichtet wurden, was für die damalige Zeit ebenfalls ein Novum darstellte.
Von Königsberg bis nach Brasilien
Über das stets ausgesprochen zielstrebige Vorgehen der Ordensgründerin und erfolgreich aktiven, umtriebigen Generalsuperiorin schrieb ein Zeitgenosse: „Je größer die Noth war, desto eifriger empfahl sie ihre Anliegen dem Herrn. Dabei aber suchte sie auch alle erlaubten Mittel anzuwenden und alle gesetzlichen Wege einzuschlagen, um das, was sie sich vorgenommen hatte, zu Ende zu führen. Und zwar that sie dies mit solchem Eifer, als wenn sie es allein mit ihren eignen Kräften ausrichten wollte. Sie wußte wohl, daß der Mensch mit der empfangenen Gnade mitwirken müsse und nicht die Hände müßig in den Schooß legen dürfe.“
Die aufopferungsvolle Ordensgründerin starb am 18. Januar 1613, nachdem sie der Gemeinschaft 42 Jahre lang vorgestanden hatte. Zum Zeitpunkt ihres Todes umfasste der Orden 35 Mitglieder. In der Folgezeit expandierte er trotz immer wieder auftauchender vielfältiger Widerstände und wirkte bald auch in Ostpreußens Hauptstadt Königsberg, Berlin und Litauen. 1866 gingen einige der Schwestern nach Liverpool und 1877 nach Helsinki. 1897 wiederum wurde der Katharinenorden nach Brasilien eingeladen, wo er noch heute stark vertreten ist.
Überfällige Seligsprechung
In den Kriegswirren des Jahres 1945 kamen 102 Schwestern im Ermland ums Leben. Die übrigen flüchteten zumeist nach dem Westen und ließen sich in diversen deutschen Städten nieder. Der Generalrat des Ordens residiert hingegen seit 1953 in Grottaferrata bei Rom. Hier lagern inzwischen auch einige Reste der Gebeine von Protman aus dem Grabgewölbe der Pfarrkirche von Braunsberg, welche vor der Vernichtung bewahrt werden konnten.
Obwohl es schon frühzeitig Bestrebungen gegeben hatte, die ambitionierte ostpreußische Ordensgründerin für selig zu erklären, begann das entsprechend langwierige Verfahren beim Heiligen Stuhl erst 1985. Dieses endete schließlich am 13. Juni 1999 mit der feierlichen Verkündung der Seligsprechung Protmans durch Papst Johannes Paul II.
sitra achra am 18.12.24, 19:58 Uhr
Die 102 Schwestern des Ordens "kamen nicht ums Leben", sondern wurden auf grausame Weise massakriert.
Eine meiner Großtanten, die auch Mitglied eines Ordens war (Klarissin), erfuhr das gleiche Schicksal.