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Die mennonitische Religionsgemeinschaft ist die am stärksten wachsende in den Vereinigten Staaten von Amerika
Der Pälzyvanier Michael Werner erklärt in seinem „Reise(ver)führer Hiwwe wie Driwwe“, wie pfälzisch die USA sind und weshalb es dieses Erbe zu schützen lohnt. Menschen, die sich kleiden wie im 18. Jahrhundert, die mit der Pferdekutsche zum Einkaufen fahren und die in ihren Haushalten weitgehend auf Elektrizität und andere Segnungen der Moderne zu verzichten versuchen, würde man in Europa als Auslaufmodell einstufen.
Im Falle der mennonitischen Religionsgemeinschaft der Amish in den USA ist diese Einschätzung weit von der Wahrheit entfernt: Den Nachfahren überwiegend Pfälzer Wiedertäufer, die im 18. Jahrhundert nach Nordamerika auswanderten, gehört die Zukunft. Laut einer Studie der Ohio State University sind die Amish eine der am schnellsten wachsenden Religionsgemeinschaften der USA.
Von Germantown bei Philadelphia in Pennsylvania aus sind sie in fast alle Staaten des Mittleren Westens weitergewandert und auch in Kanada sehr stark geworden. Der Bauernmarkt von St. Jacob bei Waterloo in Ontario Kanada wurde von Amish gegründet und ist heute der größte des Staates.
Die Sprache der Amishleute ist heute noch das Pennsylvanisch, das sie aus der Pfalz ab 1685 mitgenommen haben in die Neue Welt. Noch ein Prozent der Bevölkerung von Pennsylvanien spricht diese Sprache, die in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. „Hiwwe wie Driwwe“ heißt heute eine Zeitung, eine Webseite, eine Facebook-Seite, einen Twitter- und einen YouTube-Kanal sowie noch vieles mehr, was mit dem Themenkomplex Pennsylvanien. Auswanderung der Pfälzer im 18. Jahrhundert zu tun hat. Lutheraner, Reformierte, Old Order Amish und Old Order Mennoniten haben diese Sprache einst in die USA mitgenommen, aber als Muttersprache sprechen sie heute nur noch die Amishleute.
2018 wurde im Landtag von Rheinland-Pfalz die 90-minütige Kinoproduktion mit dem Titel „Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika“ mit Douglas Madenford vorgestellt. Der Film verdrängte aufgrund des großen Zuspruchs auch amerikanische Blockbuster aus den Programmen und stieg schon in der Premierenwoche direkt auf Rang 37 der deutschen Kinocharts auf.
Im September 2020 präsentierte Michael Werner „Hiwwe wie Driwwe“ beim „Heemet Fescht“ in Kutztown, im Zentrum des pennsylvaniadeutschen Sprachgebiets. Kutztown beheimatet auf einem ehemaligen Bauernhof das „Pennsylvania German Cultural Heritage Center“. Das zur Universität Kutztown gehörende Center gibt Studenten die Möglichkeit, sich wissenschaftlich mit Sprache und Kultur der Pennsylvaniadeutschen zu beschäftigen und auch Pennsylvaniadeutsch zu lernen.
Folgeprodukt des Auswandererfilms
2021 erschien zum Film das gleichnamige Buch von Michael Werner als Reiseführer durch das pfälzische Pennsylvania. Wieso hatte sich bei den deutschen Auswanderern des 17./18. Jahrhunderts in Nordamerika eine neue deutsche Sprache gebildet, die bis heute gesprochen wird, während heutige deutsche Auswanderer in den USA schon oft nach sechs Monaten zum Englischen übergehen? Wieso heißen unter den Amishleuten ihre amerikanischen Nachbarn heute noch „Engländer“? Mit Fragen wie dieser und rund 50 weiteren Geschichten über die Kultur der Nachfahren kurpfälzischer Amerikaauswanderer will das Buch von Werner zum Besuch des Pennsylvania Dutch Country westlich von Philadelphia verführen. Dass die Beziehung zu den Landsleuten in den USA heute in Rheinland-Pfalz immer präsenter wird, zeigte auch vor Kurzem eine Anfrage der AfD im Wissenschaftsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags, wo der Staatssekretär im Wissenschaftsministerium einen weiteren Ausbau der universitären Kontakte von „hiwwe zu driwwe“ bestätigte. Besonders die Universität Kaiserslautern, an der sich mit dem Pfalz-Institut eine der federführenden Kultureinrichtungen befindet, beschäftigt sich mit der Auswanderung in die USA. Deren kürzlich verstorbener ehemaliger Direktor, Roland Paul, hatte sich um die Kulturkontakte zwischen den beiden Welten hervorragende Verdienste erworben, wie auch der Pälzylvanier Michael Werner in seinem Reise(ver)führer mehrmals bestätigt. Paul hatte auch die Pfälzer Herkunft von Ex-US-Präsident Donald Trump, die dieser zunächst nicht wahrhaben wollte, aus den Archiven ermittelt.