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Zwei Astronauten müssen jetzt im All zur Space-X-Konkurrenz von Elon Musk umsteigen
Der US-Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing verzeichnet neuerdings einen Misserfolg nach dem anderen. Neben den ständigen Zwischenfällen mit Passagierflugzeugen der Baureihen B 737 MAX und B 777 kam es nun auch beim ersten bemannten Testflug des Boeing-Raumschiffes CST-100 Starliner zu mehreren Pannen, welche den einst guten Ruf des Unternehmens weiter beschädigen.
Zwar verlief der im Vorfeld mehrmals verschobene Start des Starliners mit den Astronauten Barry Wilmore und Sunita Williams an Bord am 5. Juni zunächst ohne Probleme, doch dann traten mehrere Lecks an den Heliumtanks der Steuerdüsen auf, weswegen fünf von diesen ausfielen. Deshalb geriet die Ankopplung an die Internationale Raumstation ISS zu einer Zitterpartie. Daraufhin versuchten die Ingenieure von Boeing, die Ursache der Probleme zu finden. Hierzu veranstalteten sie auf einem Testgelände in New Mexico umfangreiche Versuche mit baugleichen Triebwerken. Dabei wurden schadhafte Teflondichtungen in den Treibstoffleitungen entdeckt. Somit verzögerte sich die Heimkehr von Wilmore und Williams, die eigentlich nach acht Tagen zur Erde zurückfliegen sollten.
Schließlich prüfte die US-Weltraumbehörde NASA, welche die Entwicklung des Starliners mit fast fünf Milliarden US-Dollar bezuschusst hatte, die Möglichkeit einer unbemannten Landung des Raumschiffes, weil Fehlfunktionen der Lageregelungstriebwerke beim Eintritt in die Erdatmosphäre zum Tode der Astronauten führen könnten. Nun stellte sich aber plötzlich heraus, dass die Boeing-Ingenieure die Computersoftware für die autonome Rückkehr des Starliners im Glauben an den Erfolg der Mission gar nicht erst installiert hatten. Das Ausbügeln dieses Versäumnisses dauerte geschlagene sechs Wochen, während Wilmore und Williams auf der ISS Hilfsarbeiten verrichteten. Trotzdem blieb die Ungewissheit, ob die neue Software in Kombination mit den störanfälligen Triebwerken funktionieren werde. Damit war das Maß endgültig voll.
Am 24. August verkündete der NASA-Administrator und demokratische Ex-Senator William Nelson, der 1986 als zweiter US-Politiker mit dem Space Shuttle ins All flog, ohne weitere Konsultation mit Boeing-Programm-Manager Mark Nappi, dass die quasi im All gestrandete Starliner-Besatzung im Februar 2025 an Bord des SpaceX-Raumschiffes Freedom der künftigen ISS-Expedition 72 zur Erde zurückkehren werde. Das sollte ursprünglich Nick Hague, Zena Cardmann, Stephany Wilson und den Russen Alexander Gorbunow ins All befördern. Allerdings müssen Cardman und Wilson nun am Boden bleiben, damit Wilmore und Williams bei der Landung Platz in der Kapsel von SpaceX finden. Die Konsequenz für die beiden letztgenannten Astronauten ist, dass aus ihrem Acht-Tage-Flug eine Langzeit-Mission von neun Monaten wird.
Damit ist genau das eingetreten, was Boeing neben einem Totalverlust des Starliners am meisten fürchtete: Weil es Zweifel an der Zuverlässigkeit des CST-100-Raumschiffes gibt, müssen Wilmore und Williams nun auf ein Gefährt der Konkurrenzfirma SpaceX von Elon Musk umsteigen.