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Es herrscht totale Dunkelflaute: Keine Sonne scheint und es weht noch nicht einmal ein laues Lüftchen. Somit lässt sich weder aus Wind noch durch das Sonnenlicht Energie gewinnen
Bild: picture alliance/Jochen Tack/Jochen TackEs herrscht totale Dunkelflaute: Keine Sonne scheint und es weht noch nicht einmal ein laues Lüftchen. Somit lässt sich weder aus Wind noch durch das Sonnenlicht Energie gewinnen

Extreme Wetterabhängigkeit

Riskantes Spiel mit der Dunkelflaute

Deutschlands grüne Energiewende macht unsere Nachbarn wütend und uns selbst immer abhängiger

Wolfgang Kaufmann
08.01.2025

Aufgrund der von Grünen propagierten Energiewende steht die Stromversorgung in Deutschland zunehmend auf wackeligen Füßen. Parallel zur Stilllegung von 19 Kern- und 17 Kohlekraftwerken gingen 31.000 Windkraft- und 3,7 Millionen Photovoltaikanlagen in Betrieb. Diese sollen zusammen bis zu 168 Gigawatt Strom produzieren können, also rund das Doppelte des rechnerischen Maximalbedarfes. Hört sich vielversprechend an.

Doch diese Leistung ist extrem wetterabhängig, wie sich zuletzt am 7. und 8. November beziehungsweise 11. und 12. Dezember 2024 zeigte. Damals wehte kein bisschen Wind, und die Sonne versteckte sich hinter dicken Wolken – ein Zustand, den man Dunkelflaute nennt.

Infolgedessen lieferten die Erneuerbaren Energien zeitweise ganze 0,1 Gigawatt, wobei der Bedarf bei knapp 70 Gigawatt lag. Der wurde dafür zum Teil durch die noch vorhandenen Kohle- und Gaskraftwerke gedeckt. Darüber hinaus kamen aber auch bis zu 19 Gigawatt – was immerhin der Leistung von 15 Kernkraftwerken entspricht – aus der Schweiz, Frankreich, Tschechien, Österreich, Norwegen, Dänemark, Schweden, Polen und Belgien.

Und solche Situationen wird es durch den weiteren Wegfall der vom Wetter unabhängigen Grundlastkapazitäten künftig immer öfter geben. Wie die deutschen Übertragungsnetzbetreiber im jüngsten Bericht zur Leistungsfähigkeit des nationalen Stromnetzes schrieben, sind in den nächsten Jahren sogar Szenarien denkbar, in denen 65 Gigawatt oder mehr fehlen. Das wiederum wäre fatal, denn die Höhe der Stromimporte aus dem Ausland ist wegen der vorhandenen Übertragungsmöglichkeiten auf 23 Gigawatt begrenzt.

Dennoch behauptet der zu den Grünen gehörende Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, „dass es gelingt, bei der Energiewende voranzukommen, ohne dass die sichere Versorgung beeinträchtigt wird“. Dahingegen sprechen Fachleute wie der Experte für Energiesicherheit und Katastrophenschutz Stefan Spiegelsberger vom „instabilsten Netz ..., das dieses Land die letzten 50 Jahre hatte“. Und tatsächlich strafen die Zahlen über die Häufigkeit der Redispatch-Maßnahmen Müller Lügen: Während zwischen 2000 und 2010 im Durchschnitt drei bis sechs Notfalleingriffe pro Jahr erfolgten, um einen kompletten Netzzusammenbruch durch manuelles Einschreiten zu verhindern, mussten die Ingenieure in den Netzleitstellen 2024 erschreckende 20.000 Mal aktiv werden.

Keine Versorgungssicherheit
Aufgrund der plötzlich extrem erhöhten Nachfrage aus Deutschland während der letzten beiden Dunkelflauten stiegen die Strompreise in Teilen Europas auf Rekordwerte. Während der Börsenpreis für die Megawattstunde normalerweise bei rund 70 Euro liegt, kletterte er im Dezember zeitweise auf bis zu 936 Euro. Das hatte unter anderem zur Folge, dass Industrieunternehmen wie die Anke Oberflächentechnik in Essen oder die ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi in Riesa ihre Produktion wegen Unrentabilität einstellten. Das wiederum veranlasste den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Holger Lösch, zu dem Vorwurf, „dass die Versorgungssicherheit bei der Energiewende sträflich vernachlässigt wurde“.

Darüber hinaus kam auch aus Norwegen und Schweden, wo die Strompreise infolge der hohen Nachfrage aus der Bundesrepublik ebenfalls ungeahnte Höhen erreichten, wütende Kritik an der deutschen Energiepolitik. So schimpfte in der „Financial Times“ der sozialdemokratische norwegische Minister für Erdöl und Energie, Terje Aasland: „Das ist eine absolut beschissene Situation.“

Die christdemokratische schwedische Energieministerin Ebba Busch legte nach: „Es ist schwer für eine industrielle Wirtschaft, sich für ihren Wohlstand auf die Gnade der Wettergötter zu verlassen ... Kein politischer Wille ist stark genug, um die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen – nicht einmal der von Herrn Habeck ... Ich bin wütend auf die Deutschen. Wir benötigen ein Riesenkabel nach Deutschland ..., weil Deutschland sein Energiesystem nicht in Ordnung bringt.“

Stromnetz zu Deutschland kappen
Aus der Frustration unserer skandinavischen Nachbarn erwächst nun der Wunsch, sich zukünftig vom deutschen Stromnetz abzuschotten. In Norwegen setzt die nationalkonservative und wirtschaftsliberale Fortschrittspartei Aasland unter Druck, die „Preisinfektion“ aus dem Süden zu stoppen und die über Dänemark führende Stromverbindungsleitung nach Deutschland zu kappen.

Und tatsächlich will die in Oslo regierende Koalition aus Sozialdemokraten und Zentrumspartei nun mit genau diesem Vorschlag im aktuellen Parlamentswahlkampf punkten: Statt der für 2026 geplanten Erneuerung der Trasse solle deren Außerbetriebnahme erfolgen, damit der in Norwegen billig produzierte Strom zukünftig auch im Lande bleibe. Den bundesdeutschen Stromverbrauchern stehen also harte Zeiten bevor.


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Kommentare

Gregor Scharf am 08.01.25, 18:01 Uhr

„Gebt den Kindern das Kommando. Die Welt gehört in Kinderhände. Und wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“ sang dereinst Grönemeyer
Nichts ist verheerender und destabilisierender für die EU wie diese Energiepolitik. Es soll so sein, weil sich, wie beschrieben, der Hass auf Deutsche damit neu beleben lässt.
Intelligente Menschen entwickeln und bauen parallel zu Bewährtem, Testen, Erproben und wechseln dann zur neuen Technologie, wenn diese sicher ist und das Alte zu ersetzen vermag. Das mit der Intelligenz ist so eine Sache, wurden die naturwissenschaftlichen Fächer und logisches Denken sträflich vernachlässigt im deutschen Schulsystem. Hauptsache das Sozialverhalten untereinander passt.

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