Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Hier ist die Zeit stehengeblieben und gibt dem Besucher eine wechselvolle Geschichte preis
Die Motive für einen Inselbesuch sind vielfältig. Für viele Passagiere ist bereits die Schiffsreise das Ziel. So wird schon kurz nach dem Ablegen in Peenemünde oder in Freest backbords das kilometerlange Maschinenhaus des stillgelegten und im Rückbau befindlichen Lubminer Kernkraftwerks „Bruno Leuschner“ sichtbar. Teile des Gebäudes nutzt heute ein österreichischer Kranbauer für die Produktion von Schwimmkränen.
In Peenemünde überragt das frühere Kohlekraftwerk, das Anfang der 1940er Jahre zur Energieversorgung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde errichtet wurde und bis 1990 am Netz war, alle anderen Häuser des Ortes. In einem Teil des Gebäudes befindet sich heute das Historisch-Technische Museum Peenemünde, während in der ehemaligen Turbinenhalle Konzerte angeboten werden. Kurze Zeit später erscheint die 2400 Meter lange, betonierte Start- und Landebahn des Flugplatzes Peenemünde, der bereits in den 1930er Jahren für die Heeresversuchsanstalt angelegt und später auch von der NVA genutzt wurde, während er heute nur noch Rundflüge anbietet.
Peenemünde immer präsent
In der Peenemündung zeigen sich schließlich backbords die Insel Ruden, das heutige Ziel und die Halbinsel Struck und steuerbords der Peenemünder Haken, die Nordspitze der Insel Usedom. Sowohl der Peenemünder Haken als auch die Halbinsel Struck und die Insel Ruden stehen seit 1925 unter Naturschutz.
Auf dem Peenemünder Haken wurde am 3. Oktober 1942 Geschichte geschrieben. Eine an diesem Tage vom Prüfstand VII der Entwicklungs-, Schulungs- und Startrampe für A4-Raketen gestartete ballistische Rakete erreichte die Gipfelhöhe von 84,5 Kilometer und drang damit in den Grenzbereich zum Weltraum ein. Am 20. Juni 1945 erreichte eine Rakete sogar die Rekordhöhe von 174,6 Kilometer und überschritt damit erstmals die Kármán-Linie, die international festgelegte Grenze zum Weltraum. Allgemein gilt Peenemünde daher als „Wiege der Raumfahrt“. Zudem war die Fernsehübertragung der Starts die weltweit erste Anwendung des industriellen Fernsehens. Nach dem Krieg bildete die Rakete A4 die Ausgangsbasis für die Weltraumforschung und Raumfahrt in den USA und in der Sowjetunion.
Der lediglich 2,2 Kilometer lange und 390 Meter breite, einer Düne ähnelnde Ruden, dessen größte Erhebung nur drei Meter über dem Meeresspiegel liegt, wurde im 17. und 18. Jahrhundert von den Dänen – zeitweise unberechtigt – und Schweden als Zoll- und Lotsenstation genutzt. Nur auf der Passage durch die Peene konnten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts größere Schiffe von der Ostsee zur pommerschen Handelsmetropole Stettin gelangen.
Nach dem Bau des Swinemünder Hafens verringerten sich hier für die Schweden die Zolleinnahmen signifikant, denn die Schiffe der Stettiner Kaufleute nutzten nun die Swine als Zugang zur Ostsee. Von 1720 bis 1815 war die Peene der Grenzfluss zwischen Preußen und Schwedisch-Vorpommern.
Man kann sich nur schwerlich vorstellen, dass im Jahr 1865 auf dem kleinen Eiland 38 Menschen wohnten, im Jahr 1904 waren es gar 88. Zu dieser Zeit gab es hier fünf Wohn-, zwei Fabrik- und zwölf Wirtschaftsgebäude sowie eine Schule.
Allerheiligenflut!
Es heißt, dass zwischen dem Ruden und der etwa acht Kilometer entfernten Rügenschen Halbinsel Mönchgut vorzeiten eine Landverbindung bestand. Folgt man der Stralsundischen Chronik des Johann Berckmann, wurde diese Verbindung durch die „Allerheiligenflut“ am 1. November 1304 zerstört. Auch andere Historiker berichten glaubhaft über die Sturmflut. Sie war entstanden, nachdem der tagelang anhaltende steife Westwind, der das Wasser in die mittlere und nördliche Ostsee gepumpt hatten, plötzlich auf Nordost umschlug. Sturmgepeitscht überflutete das aufgestaute Wasser die pommersche Küste, ein Ereignis das in Pommern Stoff für zahlreiche Sagen bot.
Die Seereise beginnt im Hafen Peenemünde und führt über den nördlichen Peenestrom, vorbei an der Nordspitze der Insel Usedom. Nach 45 Minuten Schifffahrt genießt man für eine Stunde Natur pur. Im Reiseprogramm ist eine Führung über die Insel durch die beiden Inselbewohner enthalten. Der alte Messturm informiert nicht nur in dem kleinen Museum über die Geschichte der kleinen Insel, sondern bietet von der Aussichtsplattform einen wunderbaren Blick über den Greifswalder Bodden bis zur Greifswalder Oie und auf die Ostsee.
• Info www.schifffahrt-apollo.de
Walter Mengeú am 25.07.22, 13:27 Uhr
Sehr geehrtes Redaktionsteam!
Bitte korrigieren Sie die Jahreszahl 20. Juni 1945 (da war der II. Weltkrieg bereits beendet) und setzen dafür die korrekte Jahreszahl 20. Juni 1944 ein.
Mit besten Grüßen aus Gmünd in Oberkärnten
Walter Mengeú