24.04.2024

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Afrika

Russland sucht neue beste Freunde

Der afrikanische Kontinent bekommt immer mehr Gewicht – Viele Kontrahenten ringen um Einfluss

Manuela Rosenthal-Kappi
01.05.2023

In Vorbereitung auf den zweiten Russland-Afrika-Gipfel, der im Juli in St. Petersburg geplant ist, fand Ende März in Moskau eine Parlamentarische Konferenz Russland-Afrika statt, bei der 40 afrikanische Staaten vertreten waren.

Der Einladung zum ersten Russland-Afrika-Gipfel im Oktober 2019 in Sotschi waren Staatschefs aus 47 Ländern gefolgt. Schon damals hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Beziehungen zu Afrika zur Priorität russischer Außenpolitik erklärt, nachdem westliche Staaten sein Land wegen der Krimannexion mit Sanktionen belegt hatten.

Ganz offen zeigt sich Moskau nun auf der Suche nach neuen Verbündeten und wirbt in Afrika. In den vergangenen Monaten häuften sich die Besuche des russischen Außenministers Sergej Lawrow in afrikanischen Staaten. Russland sieht seinen Vorteil gegenüber China, den USA und der EU, die ebenfalls das Potential Afrikas als Wachstumsmarkt im Blick haben, darin, dass schon seit Sowjetzeiten zu vielen afrikanischen Staaten wie Angola, Algerien oder Libyen freundschaftliche Beziehungen bestehen. Diese gilt es nun weiter auszubauen, nicht nur, um den geopolitischen Einfluss zu stärken, sondern auch, um Verbündete für Entscheidungen in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen zu gewinnen. Seit diesem Monat hat Russland den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat.

Positiv bis neutral eingestellt

Dass diese Rechnung aufgeht und viele Regierungen Afrikas dem Kreml positiv oder neutral gegenüberstehen, hat sich bei der Abstimmung der UN-Vollversammlung anlässlich des Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine gezeigt: 14 Länder enthielten sich, darunter Algerien, die Republik Kongo, Äthiopien und Südafrika, viele nahmen an der Abstimmung erst gar nicht teil, Eritrea und Mali stimmten gegen die Resolution.

Auch Südafrika, das wirtschaftlich auf den Westen angewiesen ist, hält zu Russland. In diesem Jahr ist das Land Vorsitzender des Staatenbundes BRICS, dem neben Südafrika Brasilien, Russland, Indien und China angehören. Sollte der für August geplante BRICS-Gipfel wie geplant im südafrikanischen Durban stattfinden, wäre die Regierung eigentlich gezwungen, den vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag erlassenen Haftbefehl gegen Putin umzusetzen, doch Südafrikas Außenminister Naledi Pandor sagte gegenüber Wirtschaftsvertretern, man werde sich Russland nicht „auf Geheiß anderer“ zum Feind machen. Die Kritik an den USA und der EU hat in einigen Staaten Afrikas deutlich zugenommen.

Wie sich schon in Sotschi abgezeichnete, zielen Russlands wirtschaftliche Interessen in Afrika vor allem auf Investitionen in die Infrastruktur, den Verkauf nuklearer Technologien, den Energiesektor und die Bergbauindustrie wie den Abbau von Diamanten. Mit 30 Staaten, die mit Waffen beliefert werden, besteht laut Putin zudem eine militärisch-technische Kooperation.

Während Russland sein humanitäres Engagement und die Unterstützung einer unabhängigen Entwicklung der afrikanischen Staaten hervorhebt und dem Westen neokoloniale Interessen unterstellt, wirft dieser Russland vor, sich mit Waffenverkäufen und Schuldenerlass Zugang zu den Bodenschätzen zu sichern und dabei Netzwerke der organisierten Kriminalität zu nutzen, die der Oligarch Jewgenij Prigoschin mit seiner Söldnertruppe Wagner aufgebaut hat.

Andrej Maslow, Direktor vom Zen-trum für Afrikanistik in Moskau, nennt drei vornehmliche Ziele, die Russland in Afrika verfolgen sollte: die Entwicklung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, Friedensbemühungen, um Terrorismus und Extremismus abzuwenden, sowie eine engere Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union als Integrationsgemeinschaft.

Seit dem Beginn des Ukrainekriegs hilft der afrikanische Kontinent Russland, die Sanktionen des Westens zu umgehen. Ein Großteil des Exports, der zuvor in EU-Staaten ging, wird jetzt nach Afrika verkauft. Vor allem der Bedarf an Energie- und Lebensmittellieferungen ist dort immens. Der Handel mit afrikanischen Ländern bringt Russland derzeit zehn bis 15 Milliarden US-Dollar Einnahmen jährlich ein. Dies könnte laut Experten auf 40 Milliarden pro Jahr steigen.

Umgehung der Sanktionen

Als Konkurrent im strategischen Ringen um Einfluss in Afrika tritt China als größter Investor und Handelspartner auf, der in erster Linie am Import von Rohstoffen interessiert ist. Die USA wollen verhindern, dass China und Akteure wie Russland zu viel Einfluss auf dem Kontinent gewinnen. US-Präsident Joe Biden hat einen Afrika-Gipfel im Dezember einberufen. Auch Washington hat angekündigt, die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern massiv ausbauen zu wollen. Biden kündigte den Ausbau von Straßen, dem Internet und erneuerbaren Energien an.

Maslow sieht in Afrika allein wegen der Bevölkerungsentwicklung einen kommenden Markt für praktisch alles von Rohstoffen über Verbrauchsgüter bis zur Informationstechnologie. Als wichtiges Instrument für die Entwicklung des Handels mit Russland empfiehlt der Professor den Ausbau der Logistik sowie eine vom Westen unabhängige Finanzinfrastruktur. Ebenso wichtig sei es, in die Ausbildung von Afrikanern in Russland nach dem Vorbild der Sowjetunion zu investieren, kostenlosen Russisch-Unterricht anzubieten und das Image Russlands bei Afrikanern insgesamt aufzuwerten.

Das geschieht bereits, indem die russische Regierung sich als „antikolonial“ gibt und sich mit dem Bestreben der Afrikaner, die „Entkolonialisierung“ voranzubringen, solidarisch erklärt. Das findet in Afrika Gefallen, wird aber kaum ausreichen, um den chinesischen Vorsprung aufzuholen. China ist bereits in 35 Ländern Afrikas wirtschaftlich aktiv und als Geldgeber gefragt. Darüber hinaus gelten Chinesen als entscheidungsfreudige Partner, die Projekte zügig umsetzen, und sich weniger in die inneren Angelegenheiten einmischen als andere.


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Kommentare

Hans Peter am 21.05.23, 22:31 Uhr

Die EU neo kolonialisten und ihre neuen meister in washington werden einsehen muessen,dass ihre zeit in afrika zum glueck abgelaufen ist.
Kein mensch will dort mehr die bleichgesichter sehen die den kontinent auf kriminelle weise ueber mehr als ein jahrhundert ausgebeutet haben ...allein die chinesen haben in kurzer zeit dort mehr sinnvolle infrastruktur aufgebaut als die britischen,franzoesischen oder belgischen blutsauger in 100 jahren.

Peter Schneider am 04.05.23, 08:15 Uhr

hoffentlich gelingt es Rußland den Weg der Unabhängigkeit Afrikas zu beschleunigen, um so schneller haben die Kriegstreiber des Westen das Nachsehen

gregor scharf am 01.05.23, 11:45 Uhr

Vor allem treffen die Russen dort auf ein gewaltiges Herr bildungsferner Menschen, die man mit Hilfe von Geschichtsverzerrungen, der marxistisch-leninistischen Philosophie und dem Gesäusel über eine Entkolonialisierung beeindrucken kann, der beste Nährboden für die zielgerichtete Fortsetzung des Krieges gegen den Westen. Korrupte Machthaber treffen auf ihre Lehrmeister zum Wohle ihrer Völker. Darin steckt Zukunftsmusik in Form von Kanonendonner, Unterdrückung, Ausbeutung, Mord und Totschlag. Und selbstredend kann man alles, was damit im Zusammenhang steht, dem Westen anlasten. Herz was willst Du mehr?
Ironie des Schicksals oder Zufall, lernten wir hier in der ehemaligen DDR in den siebziger Jahren im Erdkundeunterricht, dass die klimatischen Verhältnisse in Afrika dazu führen werden, dass sich 65 Millionen Menschen auf den Weg nach Europa machen. Sind das die Klimaflüchtlinge, Flüchtlinge vor Russlands Neobolschewismus oder seine Schläferkommandos, die Europa aufmischen sollen?
Für Russland ist die Ukraine nur noch ein Nebenschauplatz. Europa soll von Süden her aufgerollt werden und wo gibt es eine grössere Zahl an willigen Kämpfern, die ihren eingeflössten Hass an den Weissen ausleben wollen, wenn nicht auf dem afrikanischen Kontinent.
Dabei können die Völker Afrikas einem leidtun. Sie werden weiterhin nur getäuscht, benutzt und verlieren. Man schaue nur nach Venezuela. Das blüht jedem Land der Welt, wenn es sich auf sozialistische Versprechen einlässt.

Tilo Säbelzahn am 01.05.23, 10:36 Uhr

Viel Spaß mit diesen Freunden. Hoffentlich gibt es genug Bananen für die.

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