Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Kolberg – vom Salzhandel zu bedeutender medizinischer Nutzung bis heute
Pommern verfügte einst über zwei Salinen: Greifswald und Kolberg. Beide lagen an der Ostsee und hatten somit Bedeutung für den Handel im gesamten Ostseeraum – für das salzarme Skandinavien ebenso, wie für Russland und Polen. Damit konnten Hering und andere Nahrungsmittel konserviert werden.
Eigentümer des Salzberges war von alters her das pommersche Herzoghaus. Auch nach der Trennung in die Linien Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin war Salz ein gemeinsames Gut und stand beiden Herzogshäusern zur freien Verfügung, was vor allem die Mönche der Klöster zu nutzen wussten.
So sicherten sich die Klöster Grobe, Belbuk, Stolpe, Colbatz und Treptow ihre Privilegien und verfügten über Schenkungen von Pfannstätten. Erhielten die pommersche Herzöge zunächst noch Zölle, so wussten sich die Mönche auch von diesen schon bald zu befreien.
Früh wurden zur Salzgewinnung durch Siedung Salzhütten, die auch Lager- und Handelsort waren, unweit der Salinen errichtet. Neben herzöglichen Hütten (auch „Koten“ genannt), die man verpachtete, errichteten die Mönche bald eigene Pfannstätten, um dort unfreie Leute für sich arbeiten zu lassen.
Teil der Pfannstätte war die eiserne Pfanne, in welcher die gewonnene Kochsalzlösung der Saline eingedampft wurde, um das Salz zu kristallisieren. Eine Hütte hatte zwischen zwei und sechs Pfannen. Und auf diese wurde je nach Größe der Pfannen ein Salzzins erhoben.
Zunächst wurde dieser willkürlich durch die pommerschen Herzöge bestimmt, aber bereits mit Gründung der Stadt Kolberg im Jahre 1255 normierte sich der Salzzins. Er betrug zwischen vier und acht Tonnen Salz jährlich und wurde von den Bürgern an die geistlichen Besitzer der Hütten abgeführt.
Strikte Regeln
Mit Gründung der Stadt bildeten die vom Salzberg angelockten deutschen Sieder-Familien aber auch ihre Salzgilde. Sie ergänzte sich vorzugsweise aus den Ratsfamilien und dem Pfannherr, „Salzjunker“ genannt. Sie kauften sich zunächst ein, konnten aber später nur noch in die Gilde einheiraten oder erben. Die Salzgilde legte fortan Siedezeit, Größe der Pfannen, der Solfässer oder der Salzkörbe und sogar den Ankauf des Holzes zum Erhitzen der Pfannen fest. Die zwei Salzgrafen der Gilde aber, die auch Ratsherrn waren, bestimmte der Rat der Stadt Kolberg. Die Gilde tagte im Kolberger Rathaus.
Auch die zur Wendenzeit unfreien Arbeiter des Salzberges begannen sich mit der Gründung Kolbergs zu organisieren. Sie schlossen sich in einer eigenen Zunft zusammen. Stadtrat und Gilde ernannten zwei ihrer Mitglieder zu Altersleuten, die Meistern, Schörern, Heizern und Gehilfen der Meister vorstanden. Ihre Arbeit war nicht ungefährlich. Im Frühling und Sommer, wenn rege Betriebsamkeit auf dem Kolberger Salzberg herrschte, suchte sich der Rauch der Siedepfannen seinen Weg durch die schornsteinlosen Lehmhütten, die mit Stroh gedeckt waren – Brände gehörten zum Alltag.
Zu den bekanntesten Namen Kolberger Siederfamilien zählten Schlief, Bade, Bärwald, Horn, Bulgrin, Lewetzow, Hamer, Grube, Amborsius, vom Eden, Tribes, Wusseken, Damitz und Breeckhorst. Vermerkt sind diese Familien in alten „Kotenbüchern“, die über die 36 Salzhäuser in Kolberg geführt wurden. Die Kolberger Salzgewinnung zog auch den Aufschwung weiterer Gewerke nach sich: Pfannschmiede, Böttcher (Fassbauer), Korbmacher, Krämer und Fuhrleute wurden Bestandteil der Lieferketten. Das Kolberger Salz war dem Lüneburger und Hallenser Salz durchaus ebenbürtig. Es gab sogar Salz-Mangel. Salz bedeutete Wohlstand für die Stadt. Der zeigte sich bereits im 16. Jahrhundert in steinernen Häusern, der Wasserleitung und gepflasterten Straßen.
Wandel der Nutzung
Ende des 16. Jahrhunderts setzte allerdings der Niedergang ein. Kolbergs Seehandel ging zurück, fremdes Salz wurde in Kolberg direkt und billiger als das heimische Gut verkauft. Trotz verschiedener Wiederbelebungsversuche wurde 1810 schließlich das gesamte Salzwerk an die preußische Regierung verkauft. Die berühmte Salz-Gilde löste sich nach nun mehr als 500 Jahren auf. Aber auch die preußische Regierung befahl fast 50 Jahre später die Einstellung der Kolberger Saline. 1860 stellte sie den Betrieb ein, das Salzwasser wurde freigegeben.
Nachdem die medizinische Nutzung der Sole mit hohem Eisengehalt entdeckt worden war, entwickelte Kolberg sich zum Sole-, Moor- und Seebad, nahm eine rasante Entwicklung und wurde zum viel besuchten Kurort. Es gab eine direkte Bahnverbindung zwischen Berlin und Kolberg.
Der Salzabbau endete zwar 1861, Salz behielt allerdings bis heute seine Bedeutung für die Stadt, nun aber durch seine Solebäder für die Kurgäste. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag alles danieder, erst 1956 wurde das erste Sanatorium wieder eröffnet. Seitdem entwickelte sich Kolberg erneut zu einem bedeutenden Kurort – Solebäder und Salzgrotten gehören in den neuen Kurhotels wieder zum Angebot – und es gibt sogar ein kleines Gradierwerk im Kurhaus Baltyk.