21.01.2025

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Belletristik

Schaffenskrise eines Cineasten

Stefan Meetschen erzählt in „Gespenster wie wir“ die Suche eines Filmemachers und Journalisten nach seinen Wurzeln und neuem beruflichen Erfolg

Ansgar Lange
21.01.2025

Es war das erste Mal seit dem Tod des Vaters, dass er wieder in der Stadt war.“ Mit diesem Satz beginnt Stefan Meetschens anspruchsvoller, aber leicht zu lesender Roman „Gespenster wie wir“. Der Protagonist Albert Simon, der einige Ähnlichkeiten mit dem Autor aufweist, besucht das Grab seiner Eltern in Duisburg. Er arbeitet an seinem dritten Spielfilm mit dem etwas sperrigen Titel „Transmutation“. Dieser soll die Flucht der Mutter aus der Nähe von Danzig ins Ruhrgebiet beschreiben.

Im „Pott“ besucht er auch seine betagte Tante Renate, die er aufgrund ihres Aussehens plastisch als „Jeanne Moreau der Wursttheke“ beschreibt. Im Laufe der Geschichte wird ihm diese von sich eingenommene, eher schlichte Frau ein beträchtliches Erbe hinterlassen, mit dem er seinen Spielfilm realisieren kann.

Der Inhalt des an sich schmalen Romans lässt sich nicht leicht auf den Punkt bringen. Meetschen, der ungefähr im Alter von Albert Simon ist und abwechselnd in Deutschland und Polen als Journalist und Autor lebt, bringt vielleicht zu viele Themen unter. Albert Simon befindet sich in einer künstlerischen und persönlichen Krise. Seine großen Hoffnungen bezüglich einer künstlerischen Zukunft hat er verloren. Er muss sich mit Werbefilmen und Auftragsarbeiten über Wasser halten.

In der Ehe mit seiner Frau Agata kriselt es. Die junge, schöne und an Romy Schneider erinnernde Buchhändlerin Daria erwartet ein Kind von ihm. Meetschen handelt Themen wie Flucht und Vertreibung, den Ukrainekrieg, Glaubensfragen, Homophobie, vermeintliche sexuelle Belästigung und mediale Hetzjagden, die Suche nach der eigenen Familiengeschichte und künstlerische Probleme ab.

Meetschen, der einige Jahre als Feuilleton-Chef der katholisch-konservativen „Tagespost“ aus Würzburg tätig war, ist ein Könner, und so führt er die unter-schiedlichen Fäden der Handlung immer wieder zusammen. Der Leser verliert nicht den Überblick. Aber eine Konzentration auf etwas weniger Themen hätte dem Buch gutgetan.

Simon ist eine sympathische Hauptfigur, weil sie teilweise gebrochen ist. Er ist kein Superheld, sondern ein Mann in den mittleren Jahren, mit dem „Mann“ sich identifizieren kann. Er zweifelt an sich und seinem Leben, doch er lässt sich nicht unterkriegen. Am Ende siegen – die Liebe und die Freiheit. Der dritte Spielfilm wird ein Erfolg. Zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht. Aber es kann auch nicht schaden, einmal eine Geschichte zu lesen, die mit einem glücklichen Ende aufwartet.

Stefan Meetschen: „Gespenster wie wir“, Ruhland-Verlag, Frankfurt am Main 2024, gebunden, 236 Seiten, 24 Euro


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