Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Pommersche Osterbräuche werden in vielen Familien wieder lebendig
Über das Osterfest in Pommern ist schon einiges geschrieben worden. Doch gefeiert wurde es überall ähnlich – manchmal aber auch etwas anders. So erzählte mir schon meine Großmutter in meiner Kindheit, dass mein Urgroßvater in aller Frühe aufstand, um sich sein Osterwasser vor Sonnenaufgang vom Bauergraben zu holen.
In Hackenwalde bei Gollnow, wo die Familie über Jahrhunderte ansässig war, blieb das nicht lange verborgen. Und so kam es, dass die Dorfjugend ihm „auflauerte“, um ihn, als er auf dem Weg war, ein „Guten Morgen!“ entgegenzuschmettern.
Natürlich grüßte er zurück, doch dann war ihm klar, dass aus dem „Osterwasser“ ein „Schlatterwasser“ geworden war, das keine Heilkraft mehr hatte. Man durfte nämlich schon von Mitternacht an nicht mehr sprechen und sollte es „gegen den Strom“ schöpfen. Auf nüchternen Magen ein Glas klares Osterwasser getrunken, dazu gab es den Osterapfel, so war es Tradition. In Flaschen abgefüllt wurde das Osterwasser oft noch wochenlang für Heilzwecke aufbewahrt.
Osterwasser und Schmackostern
Einige dieser Bräuche kamen als Gewohnheiten natürlich auch mit auf die Flucht und wurden so auch noch auf der Insel Rügen weiter praktiziert. So kam es natürlich auch zum „Osterstiepen“. Noch vor Ostern wurden Birkenzweige geschnitten und in der warmen Stube zum Treiben gebracht. Dann am Ostermorgen mit einer bunten Schleife zusammengebunden und damit die Langschläfer aus den Betten geholt. „Stiep, Stiep, Osterei, gibst Du mir kein Osterei, hau ich Dir das Hemd entzwei!“ So klang es noch lange Zeit in den Ohren. Am Ostermorgen liefen die hübsch herausgeputzten Kleinen durch die Städtchen und Dörfer, in der Hand die grünen Stiepruten und Osterblumen, um bei Onkel und Tante oder Großeltern den Stiepbesuch zu machen und die Ostereier in Empfang zu nehmen.
In Hinterpommern zelebrierte man auch das „Schmackostern“, das übrigens auch in Ostpreußen beliebt war. Mit dem Spruch: „Schmackoster, Schmackoster, gib mir Eier und Speck, sonst geh' ich nicht weg!“ wurden Gaben eingefordert, die auch gerne gegeben wurden.
Osterwolf – Traditionelles Gebäck
Doch mit Ostern verband sich noch eine weitere Besonderheit: der „Osterwolf“. Dabei handelt es sich um ein Ostergebäck, welches zum Fest unter anderem in den Hansestädten Greifswald und Stralsund populär war. Am Gründonnerstag und Karsamstag wurde es aus einem Brötchenteig hergestellt und erinnerte mit seinem Mittelstück sowie den zwei Querstücken und zwei Rosinen an einen Wolf mit Augen.
Diese Ostertradition ist erstmals 1451 erwähnt worden, und es gab auch hier eine klare Regel: „to Paschen enen Wulff“ – damit erhielt ein Greifswalder Ratszollbeamter also vom Bäcker einen „Wolf“. Allerdings wusste der pommersche Volkskundler Alfred Haas auch zu berichten, dass das Abbacken der Osterwölfe sich nicht auf das Bäckerhandwerk beschränkte. Auch in den Familien wurden Osterwölfe gebacken. Diese „Wölfe“ wurden, wie wir heute aus alten Unterlagen wissen, zudem ebenfalls zum Neujahr als sogenannte „Neujahrswölfe“ in den Backofen geschoben.
Auch kann heute davon ausgegangen werden, dass – im Gegensatz zum „Osterwasser“ oder „Stiepen“, was ja auch in anderen deutschen Landen als Tradition gepflegt wurde – das Abbacken oder Stiften eines „Osterwolfes“ durch die Bäckerzunft ausschließlich ein pommersches Brauchtum war. Vielleicht ein guter Grund für pommersche Bäcker mal ernsthaft über eine Neuauflage nachzudenken.
Eiertrudeln
Und da nun schon so viel über pommersche Ostern und dem damit verbundenen Ritualen zu lesen war, soll am Ende auch das Ei nicht zu kurz kommen. Denn natürlich gab es in Pommern das Eiertrudeln. Ob es hier nun ursprünglich ist oder nicht – es wird auch darüber gerne gestritten. Denjenigen, die es noch als Spaß praktizieren und die hartgekochten Eier einen Hügel hinuntertrudeln lassen, ist das allerdings wahrscheinlich egal.
Dabei gab und gibt es die unterschiedlichsten Regeln. Zum Beispiel: Wer kommt mit seinem Ei am weitesten und wird dabei nicht von den Eiern anderer Mitspieler „angeschlagen“? Fragen Sie am besten ihre Kinder oder Enkel. Entweder sie kennen die Regeln oder denken sich welche aus. Wichtig ist auch hier der Spaß an der Sache. Und vielleicht schreiben sie uns ja mal, wie sie an diesem Osterfest zu ihrem Ei gekommen sind – ob sie „gestiebt“ oder „getrudelt“ haben.
Frohe Ostern!