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Dalmatien

Sehenswürdigkeiten Schlag auf Schlag

Reisen zum Schnäppchenpreis, ganz ohne Haken? Mit dem Reiseanbieter RSD auf Bustour durch das ehemalige Jugoslawien

Anne Martin
28.05.2023

Liebe Gäste“, betont Reiseführer Metin noch am Flughafen in Dubrovnik. „Liebe Gäste, es können nicht alle hinter dem Fahrer sitzen, um die besten Fotos zu machen. Es geht auch nicht, dass Ihnen jeden Tag schlecht ist und Sie deshalb vorne sitzen müssen. Wenn Ihnen öfter schlecht ist, bringe ich Sie ins Krankenhaus.“

Metin kennt seine Pappenheimer. Ganz ohne Strenge geht es nicht mit 38 Individualisten an Bord. Das Programm: Eine Woche Rundreise die kroatische Küste entlang bis Split, dann einen Abstecher ins Hinterland nach Bosnien-Herzegowina. Zwischenstopps in Monte­negro, zum Abschluss eine Woche Ausspannen in einem Vier-Sterne-Strandhotel. Das alles für 199 Euro, also fast geschenkt. Okay, es kommen noch Zuschläge hinzu, Einzelzimmer bei Bedarf, Flughafengebühr, Saisonzuschlag, Halbpension, man könnte kostenpflichtige Ausflüge buchen, Trinkgelder sind fällig, will man nicht als Geizkragen dastehen, aber es bleibt sehr günstig.

„Liebe Gäste“, wird Metin während der einwöchigen Rundreise noch öfter sagen. Manchmal folgt eine Anweisung, mal eine Erläuterung, oft nimmt er schlicht vorweg, dass es sich überhaupt nicht lohnt zu nörgeln. „Die öffentlichen Toiletten im nächsten Ort sind geschlossen, die bleiben auch zu, liebe Gäste, sie brauchen sich gar nicht beschweren.“

Profis in Sachen Busreisen besetzen rechtzeitig den Platz am Panorama-Fenster dicht an der Tür. Das ermöglicht gute Sicht und flotten Ausstieg, während der Rest der Gruppe noch nach den Rucksäcken nestelt, den Stock sucht oder den Reißverschluss an der Windjacke. Einigen fallen die Augen zu, kaum dass der Fahrer Gas gegeben hat. Andere drücken auf den Auslöser ihres Fotoapparates, selbst wenn draußen nur struppiges Gebüsch, die mediterrane Macchie, vorbeifliegt.

Im Zuge der Jugoslawienkriege 1991 bis 2001 ist der Vielvölkerstaat in zahlreiche Kleinstaaten zerfallen, von denen wir drei durchqueren werden. Der Tourismus boomt, aber die Gräben zwischen den Menschen sind geblieben. „Liebe Gäste“, warnt Metin, „bitte nicht auf Diskussionen einlassen. Was für den einen ein Kriegsheld, ist für den anderen ein Verbrecher.“

Die Annahme, man würde mit Einheimischen ins Gespräch kommen, ist dabei völlig unbegründet. Die Reisenden aus Deutschland bleiben unter sich. Wenn sie an einem UNESCO-Weltkulturerbe ausgespuckt werden, sitzt ihnen Metin mit einer genauen Zeitangabe für die Rückkehr im Nacken, die Freizeit ist begrenzt. Also haken wir ab: Zum Start Dubrovnik, folgt Trogir, sodann das zauberhafte Split mit dem Palast des Diokletian, später das ehemalige Piratendorf Omis mit einer Wehrmauer quer über den Berg. Alle Städtchen, die wir passieren, könnten in ihrer steinernen Lieblichkeit auch in Italien liegen. Kein Wunder, die Adriaküste wurde einst von Venezianern besiedelt.

In welchem Hotel wir abends landen, bleibt bis kurz vor Ankunft ein Geheimnis, so wie Metin es überhaupt gern spannend macht. Wahrscheinlich, um Sonderwünschen keinen Raum zu geben. Nach Kroatien erreichen wir Bosnien. Jedes der Länder hat seinen eigenen Grenzübergang, überall werden Pässe eingesammelt und geprüft. Manchmal steht der Bus eine Stunde, manchmal länger. Der Wallfahrtsort Medugorje ist der Tiefpunkt der Reise, und das liegt nicht nur am schlichten Hotel. Souvenirläden mit Marienkitsch säumen die Straße, die erst in den 60er Jahren geweihte Kirche wirkt nüchtern, der scharfe Bora-Wind pfeift durch die Straßen. Also ein Taxi herangewinkt und der Gruppe nach Mostar hinterhergefahren.

„Liebe Gäste, gleich gehts weiter“
Spätestens am Friedhof der im Krieg Gefallenen, viele an ihrem Todestag kaum älter als 20, wird die Geschichte gegenwärtig. Mostar ist ein Gleichnis für die unerbittlichen Glaubenskämpfe, die hier tobten. Auf der einen Seite katholische Kroaten, auf der anderen muslimische Bosniaken. Die berühmte Brücke, die im Krieg zerstörte „Stari most“, wurde längst wieder aufgebaut. Restaurants mit Blick auf den Fluss servieren würziges Hackfleisch und Krautsalat. Es gibt ein Museum mit Erinnerungen an den Krieg, das wir auslassen müssen, denn der Taxifahrer wartet schon.

Bosnien ist anders. Spätestens in Trebinje beschleicht einen das Gefühl, man könne irgendwo in Russland sein. Auf einem leeren Platz steht ein pompöses Kriegerdenkmal, daneben steile Tannen, die Straßenschilder sind in kyrillischen Zeichen. Bosnien hat eine eigene Währung, weshalb niemand etwas kauft.

Der berüchtigte Wind pfeift, der Busfahrer wirft den Motor an. Und weiter geht es, dem entspannten Teil entgegen. „Liebe Gäste“, Metin ist ein wenig müde geworden, wer will es ihm verdenken. Für die Verlängerungswoche will er noch dringend die Halbpension verkaufen, entwirft Szenarien von einem abgelegenen Hotel, wo der Tourist festsitzt und ohne Abendessen darbt. Aufs Verkaufen verstehen sie sich hier, das merkt der Reisende auch bei den Betriebsbesichtigungen, mit denen die Tour gesponsert wird.

Ein Besuch in einer Schmuckwerkstatt gehört dazu, in einer Teppichfabrik, am nächsten Tag in einer Ledermanufaktur. Eine Hand wäscht die andere. Ob es sich für die Verkäufer lohnt, bei jeder Busladung mit viel Verve in die Promotion einzusteigen? Ein einziger unserer Mitfahrer schwenkt stolz seine frisch erstandene Lederjacke. Ein Ehepaar sollte erst 2000 Euro für einen Blouson aus Leder zahlen, zum Schluss nur noch 600. Auch das war ihnen zu teuer, worauf die Verkäuferin unwirsch zum Ausgang wies.

Ein Höhepunkt neben vielen brachial zugebauten Buchten, die wir zuvor passierten, ist der Hafen von Porto Montenegro in Tivat. Riesige Jachten ankern hier, ein Mann mit trainiertem Bizeps führt zwei junge Frauen in engen Jeans und auf hohen Absätzen entlang der Mole. Lange Haare sind Standard, Nagelstudios müssten blendende Umsätze machen.

Das Ende der Rundfahrt rückt näher. Metin schneidet das Thema Trinkgeld an und verweist auf den Fahrer, der jeden Tag Tonnen an Gepäck in den Bus gewuchtet habe. In welchem Hotel wir endgültig landen werden? „Nun mal nicht so neugierig, liebe Gäste!“ Es wird dann ein modernes Haus in der Nähe von Budva, umgeben von Strandbistros, verhungert wäre keiner. Ein Spazierweg führt durch einen Tunnel und endet vor den Stadtmauern der winzigen Altstadt, die sich gegen die Übermacht der heranrückenden Betonburgen tapfer behauptet.

Auf dem Marktplatz spielt einer Gitarre, die Touristen, die den Ort im Sommer fluten werden, sind noch weit weg. Und da wir bisher so viel gespart haben, bestellen wir jetzt Austern mit Weißwein. Klettern danach auf die Zitadelle und schauen weit über das Meer, wo alles in der Unendlichkeit verschwimmt. Das Wasser an der dalmatinischen Adriaküste, hatte Metin noch erwähnt, sei viel klarer als in Italien. Da hat er recht.

www.rsd-reisen.de


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