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Seit 30 Jahren: Schüler aus Osterode/Ostpreußen und Osterode/Harz kommen dank Städtepartnerschaft jährlich zusammen
Im Rahmen des alljährlichen Schüleraustausches waren Schüler des Tilmann-Riemenschneider-Gymnasiums in Osterode am Harz beim Jan-Bażyński-Lyzeum in Osterode zu Gast. Die Schüler setzten sich in der Veranstaltung „Sei mein Gast. Mi-gration von Jugendlichen“ mit der Frage der Migration und ihren Auswirkungen auseinander. Mit dabei waren junge Ukrainer, die in Allenstein leben.
Der Schüleraustausch zwischen Osterode und Osterode am Harz besteht so lange wie die Städtepartnerschaft. Seit
30 Jahren lernen sich junge Menschen kennen und knüpfen Kontakte. „Sie leisten einen Beitrag zu Völkerverständigung und sind Botschafter ihres eigenen Landes“, betont die Lehrerin Birgit Möller-Kühn vom Riemenschneider-Gymnasium, die dort seit zwölf Jahren den Schüleraustausch leitet. Olga Żmijewska, die Gründerin und Leiterin der Stiftung „Kunst der Freiheit“, und Chantal Stannik, die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, hatten für die Schüler die Veranstaltung „Sei mein Gast“ vorbereitet. Kern war eine Ausstellung mit Fotos von Żmijewska von den Orten ihrer Emigration in der Bundesrepublik.
Damit sollten sich die Schüler aus Polen und der Bundesrepublik sowie ihre ukrainischen Gäste auseinandersetzen und sich mit dem Thema Migration junger Menschen beschäftigen. „Wir haben zuletzt viele Ukrainer an der Schule, aber vor allem in den jüngeren Klassen. Ein syrischer Schüler, der mitkommen wollte, ist leider gerade bei einem anderen Austausch unterwegs“, bedauerte Möller-Kühn. Unter den Teilnehmern der Arbeitsgruppe waren auch keine Nachfahren von geflüchteten oder vertriebenen Ostpreußen oder Polen, die bereits länger in der Bundesrepublik oder anderswo außerhalb Polens gelebt hatten.
Bemerkenswert war, dass die jungen Menschen in ihren Diskussionen den negativen Begleiterscheinungen einer Migration wie Verwirrung, Depression und Einsamkeit positive Begriffe wie Verständnis, Akzeptanz und neue Freunde entgegenstellten. Das Motto „Sei mein Gast“, das eine offene Aufnahme migrierter Menschen signalisierte, zeigte sich deutlich in den Argumenten der jungen Menschen. Auch die Berichte und Erlebnisse der Gäste aus der Ukraine, die von dort fliehen mussten, weckten großes Interesse.
Die Verständigung lief in Osterode in vielen Sprachen: englisch, polnisch, ukrainisch, deutsch – und in der internationalen Sprache der Musik der polnisch-ukrainischen Schulband „riplejsi“ aus Allenstein auf der Bühne der Osteroder Aula. Den Geist der Verständigung erlebten die Teilnehmer anschließend auch beim Besuch im Deutschen Haus, dem Sitz der Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Tannen“ in Osterode. Heinrich Hoch, ihr Vorsitzender und Symbolfigur der Städtepartnerschaft und des
Schüleraustausches, erzählte von der Aktivität der Deutschen Minderheit in Osterode und im südlichen Ostpreußen.