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„Seid ohne Furcht, glaubt nur“

Während der Corona-Krise können Gläubige nun in oberschlesischen Kirchen online live dabei sein

Chris W. Wagner
08.04.2020

Fünf Jahre ist es her, dass das ZDF eine katholische Messe aus St. Bartholomäus im oberschlesischen Oberglogau [Glogowek] ausstrahlte. Dieses Ereignis lockte nicht nur Scharen von oberschlesischen Gläubigen vor die Bildschirme, auch tausende Heimatvertriebene und ihre Familien haben damals, am 28. Juni 2015, der Messe beigewohnt.

In Zeiten der Corona-Pandemie, in der Gottesdienste ohne Gläubige stattfinden müssen, lassen einige Gemeinden ihre Schäfchen nun am Internet-Gottesdienst teilnehmen. Dazu gehört auch die St.-Bartholomäus-Gemeinde in Oberglogau. Dort wird an den folgenden Sonntagen um 8.30 Uhr ein Gottesdienst in deutscher Sprache gefeiert (Parafia Glogowek; Youtube). Und wie bereits vor fünf Jahren wird die Messe von Pfarrer Joachim Kobienia gelesen - nun eben online.

Ein deutschsprachiger Gottesdienst ist nichts Neues in Oberglogau, denn ein solcher wird seit der politischen „Wende“ in der St.-Bartholomäus-Kirche wieder gehalten. Oberglogau wurde wegen der Verbreitung der deutschen Sprache auch nach dem Krieg oft als „Klein Berlin“ bezeichnet. Es ist noch gar nicht lange her, da konnte man auf dem Oberglogauer Ring ältere Menschen antreffen, die sich über dies und jenes auf Deutsch unterhielten. Und wer über den neusten Klatsch und Tratsch informiert werden wollte, besuchte Frisörmeister Heinrich Larisch in seinem Salon am Ring 25. Heute muss man schon sehr die Ohren spitzen, um Alltagsdeutsch in Klein Berlin herauszuhören. In der St. -Bartholomäus-Kirche hört man es aber selbst von jungen Menschen, die mit einer Lesung zur deutschen Messe beitragen. „Die jetzige Situation kann eine Chance bedeuten, die familiäre Frömmigkeit zu vertiefen“, so Pfarrer Kobienia, der auch Pressesprecher des Bischofs der Oppelner Diözese ist.

Ein deutschsprachiger Gottesdienst wie der in Oberglogau kann sogar noch mehr, er kann ein Zugehörigkeitsgefühl über die Gemeinde hinaus fördern. „Wir haben Rotz und Wasser geheult“, berichteten Oberschlesier aus der Bundesrepublik nach der ZDF-Messe 2015. Und auch nach fünf Jahren rührte die Internetübertragung so manchen Heimattreuen in der Bundesrepublik. „Meine Mutter stammt aus der Nähe von Oberglogau. Ich habe sie mehrfach begleitet bei ihren Besuchen in der Heimat. Jetzt ist sie zu alt und zu kränklich dafür und im Moment geht reisen eh nicht. Durch den Internetgottesdienst konnte Mutter wieder zu Hause sein“, berichtet Gerhard Kaisik aus Baden-Württemberg.

Die spätbarocke St.-Bartholomäus-Kirche ist jedoch nicht die einzige Pfarrei in der Hochburg der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien, die deutschsprachige Gottesdienste überträgt. An den jetzigen Sonntagen um 9.30 Uhr wird eine katholische Messe auch aus Chronstau (Chrzastowice, www. chrzastowice.com) übertragen, ebenso um 9.30 Uhr aus Rosenberg (www.parafia-olesno.pl). Allerdings ist in beiden Fällen nur die Liturgie auf Deutsch, nicht jedoch die Predigt. Beim Gottesdienst deutscher Liturgie um 12 Uhr aus Zülz verrät der Facebook-Eintrag unter „Parafia biala prudnicka“ nicht, welche Sprache der Predigt den Hörer erwartet.

Der katholische Seelsorger der Deutschen in der Diözese Oppeln, Peter Tarlinski, ruft derzeit zum gemeinsamen Gebet auf. Tarlinski bietet jeden Tag an, dass man sich um 20 Uhr zu seinem Gebet online hinzuschaltet.
Diese Übertragungen erfolgen aus der St.-Hyazinth-Kapelle in Groß Stein [Kamien Slaski] unter: streaming.airmax.pl/kamienslaski/embed.html. Tarlinski, der auch Leiter der Eichendorff-Bibliothek in Oppeln ist, ruft dazu auf, ihm unter der E-Mail-Adresse: andacht@cbje.pl Intentionen und Gebete zu schreiben, die er gegebenenfalls in die Fürbitten miteinbezieht. „Sie können auch für uns wichtig sein. Schreiben Sie uns über Ihre Hoffnungen. Diese können in der Zeit der Bedrohung Mut machen. Das Niederschreiben der Erlebnisse und Erfahrungen kann daneben auch beruhigend und heilend wirken“, so Pfarrer Tarlinski.

Die Worte: „Seid ohne Furcht, glaubt nur“, die wie ein roter Faden durch den ZDF-Gottesdienst von 2015 führten, bekommen dieser Tage wieder ein besonderes Gewicht.


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