Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Diven unter sich – Der Film „Maria“ mit Oscar-Preisträgerin Angelina Jolie als Opernsängerin Maria Callas
Wenn zwei Göttinnen zu einer Figur verschmelzen, ist das ein Geschenk des Himmels: Angelina Jolie spielt Maria Callas, die Hollywood-Diva also in der Rolle der Opern-Diva schlechthin. Das ist als würde es kübelweise Juwelen regnen. In dem in dieser Woche angelaufenen Film „Maria“ läuft der Niederschlag allerdings in Moll über. Es gibt eine Szene, in der sich Callas im Freien von Orchestermusikern begleiten lässt, deren Instrumente einem Regenschauer ausgesetzt sind. So wie die Geigen und Flöten darunter leiden, so versagt auch die Stimme der Callas.
Und das schon seit Jahren. Der auch mit deutschen Fördergeldern produzierte Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín zeichnet die letzten sieben Tage im Leben der 1977 im Alter von 53 Jahren in ihrer Pariser Wohnung an einem Herzinfarkt gestorbenen Sängerin nach. Verzweifelt versucht das Opern-Idol, das seit fast fünf Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, seine einst weltweit umjubelte Gesangstimme wiederzufinden. Bei heimlichen Proben mit dem britischen Dirigenten Jeffrey Tate kommt oft nur ein Röcheln heraus. Tate ist ein ehrlicher Kritiker: „Das war die Maria, die gesungen hat, aber nicht die Callas.“
Maria aber will wieder die Callas von früher werden, denn, so sagt sie: „Mein Leben ist die Oper.“ Das schnöde Leben ist ihr wenig wert. Sie betäubt ihr Leiden, nicht mehr bewundert zu werden, mit dem Suchtmittel Mandrax. Im Film wird sie in ihrer Einbildung von einem TV-Reporter gleichen Namens begleitet, dem sie ihre Autobiographie erzählt. Ihre große Liebe, der griechische Milliardär Aristoteles Onassis, taucht darin ebenso auf wie der US-Präsident John F. Kennedy.
Der britische Autor Steven Knight, der 2021 für Larraín schon das Skript für „Spencer“, die gefeierte Filmbiographie über Lady Di, geschrieben hat, hat erneut ein raffiniertes Drehbuch entworfen. Es wird der Callas in allen Facetten gerecht. Darin können auch Nebenfiguren wie Callas' Butler (Pierfrancesco Favino) und Köchin (Alba Rohrwacher) glänzen.
Der Film aber steht ganz im Zeichen von Jolie, die ein halbes Jahr lang Gesangsunterricht genommen hat, um lippensynchron mit restaurierten Callas-Aufnahmen Arien von Verdi, Puccini oder Bellini schmettern zu können. Am Ende der übereinandergelegten Stimmen hört man sogar mehr Jolie als Callas heraus. Es ist wie ein Schmuckstück, das wie manche der nostalgischen Filmszenen bewusst Patina angesetzt hat. Jolie hätte dafür einen Preis verdient, für den Oscar wurde sie aber nicht erneut nominiert.