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Trio mit Politiker: Jocelyn B. Smith (l.) und Kultursenator Joe Chialo (M.) singen
Foto: FriedrichTrio mit Politiker: Jocelyn B. Smith (l.) und Kultursenator Joe Chialo (M.) singen

Gesang

Singen ist gesund!

Lautstarker Vorstoß gegen das Trauma, unmusikalisch zu sein – Die menschliche Stimme ist „Instrument des Jahres 2025“

Silvia Friedrich
28.01.2025

Geräusche knarrender Treppenstufen, Straßenlärm, Vogelgesang, Sturmesbrausen und sonore Klänge eines Kontrabasses – zur Eröffnung des „Instruments des Jahres 2025“ wehten mancherlei Alltagstöne durch die Räume des Musikinstrumentenmuseums im Staatlichen Institut für Musikforschung in Berlin.

Der Auftakt hätte nicht besser gewählt sein können, geht es doch um die Stimme. Der Berliner Stimmakrobat und Vizeweltmeister im „Beatboxing“, Daniel Mandolini, zeigte dem erstaunten Publikum, wozu eine Stimme fähig sein kann. Wer Lippen, Zunge, Kehle, Gaumen, Muskeln, Knorpel und Stimmbänder trainiert, kann erstaunliche Geräusche damit erzeugen. Perkussiv einsetzend, also vorwiegend durch rhythmische Geräusche, erzeugen „Beatboxer“ so eine unfassbare Fülle an Geräuschen.

Der die Eröffnungsrede haltende Kultursenator Joe Chialo überzeugte mit seiner melodischen Stimme, als er gemeinsam mit der Berliner Jahres-Botschafterin, der Soul-Sängerin Jocelyn B. Smith, zu Gitarrenklängen Cat Stevens' „Morning has broken“ anstimmte, und alle Anwesenden sangen mit.

Die Landesmusikräte von 14 Bundesländern wählen seit 2008 jeweils ein In­strument des Jahres und einigten sich diesmal, nach der Tuba im letzten Jahr, auf „Die Stimme“. Dieser Klangerzeuger ist besonders niedrigschwellig im Hinblick auf die Ausübung. Zahlreiche Veranstaltungen werden, abhängig vom jeweiligen Bundesland, folgen. Höhepunkt ist der Berliner Chortreff vom 3. bis 5. Oktober, zu dem sich landesweit Chorgruppen anmelden können.

Auch Tiere verfügen über Stimmen, man denke an Vögel und die weitreichenden Walgesänge. Dass selbst Instrumente der menschlichen Stimme nacheifern, so die „Vox humana“ im Orgelregister, wie die Direktorin des Berliner Instituts für Musikforschung Rebecca Wolf erklärte, dürfte wenigen bekannt sein.

„Jeder kann singen“, ermunterte der Musikwissenschaftler Gunter Kreutz, Autor des Buches „Warum Singen glücklich macht“, und verwies darauf, dass Deutschland das Land mit der höchsten Gesangs-Traumatisierung sei, da zu viele zu hören bekämen, sie seien unmusikalisch. Dabei hätte Singen nachweislich eine gesundheitsfördernde Wirkung und musikalische Alltagskultur müsse von Kindheitsbeinen an gefördert werden. Daraufhin holte Jocelyn B. Smith die Anwesenden spontan auf die Bühne, um das Lied „What we're doing here“ zu singen, was bei vielen Gänsehautmomente erzeugte.

Befremdlich wirkt dagegen die neue Landesmusikrats-Initiative „Berlin schläft ein“. Denn vieles kann man den Berlinern vorwerfen, aber nicht, dass sie verschlafen wären. Dabei fordert der Rat mit der Initiative nur dazu auf: „Schickt uns eure Schlaflieder!“ Der Veranstalter möchte solche aus allen Kulturkreisen, musikalischen Stilen und Sprachen sammeln und archivieren. Wer Lust hat, kann mitmachen und seine, auch selbsterfundenen, Einschlaflieder einsenden.

„Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Bösewichter haben keine Lieder“, ließ der deutsche Dichter Johann Gottfried Seume (1763–1810) dereinst wissen. In diesem Sinne lässt die Stimme als Instrument des Jahres auf ein Jahr voller Harmonie hoffen.Silvia Friedrich


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