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Es geht also: Denkmalschutz-Verein „Berliner Unterwelten“ kommt auch ohne Steuergelder aus
Als der Berliner Senat vergangenen Herbst ankündigte, im Kulturetat 130 Millionen Euro einsparen zu wollen, gingen Tausende Vertreter der hauptstädtischen Kunstszene auf die Straße. Keine Rolle bei den Protesten gegen die geplanten Kürzungen spielte allerdings der Verein „Berliner Unterwelten“. Dieser hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1997 insbesondere im Bereich des Denkmalschutzes und der Erinnerungskultur zu einer wichtigen Größe im Kulturleben der Hauptstadt entwickelt.
Geschafft hat „Unterwelten“ dies, ohne sich von Zuschüssen aus dem Kulturetat des Berliner Senats abhängig zu machen. Der gemeinnützige Verein, der sich um die Erforschung und den Erhalt unterirdischen Bauten in Berlin kümmert, finanziert seine Projekte regelmäßig aus eigenen Mitteln. Lediglich während der Corona-Zeit benötigte auch der Unterwelten-Verein Hilfe, weil Einnahmen durch Ausstellungen, etwa durch die Dauerausstellung „Hitlers Pläne für Berlin: Mythos Germania“, und Besucherführungen durch unterirdische Anlagen gefehlt haben.
Erst Anfang Februar erinnerte der Verein an den verheerenden Bombenangriff auf Berlin am 3. Februar 1945. Der schwerste Luftangriff auf Berlin im Zweiten Weltkrieg hatte Tausende Todesopfer zur Folge. 120.000 Berliner waren überdies durch den Luftangriff von 958 Flugzeuge der US Army Airforces obdachlos geworden. Laut Dietmar Arnold, dem Vorsitzenden der „Berliner Unterwelten“, hat es im Februar 1945 wie auch beim Bombenangriff auf Dresden in der Berliner Innenstadt einen sogenannten Feuersturm gegeben, der nicht löschbar war. Der Verein geht nach Auswertung von Archivunterlagen mittlerweile davon aus, dass durch den Bombenangriff mindestens 5000 Berliner starben.
Anlässlich des 80. Jahrestages des Bombenangriffs las die Schauspielerin Martina Gedeck aus Erinnerungen einer Mutter, die bei dem Feuersturm vor achtzig Jahren ihre vier Kinder verloren hatte. Ort der Lesung war eine historische Bunkeranlage unter der Dresdner Straße. Der Verein konnte den ehemaligen Luftschutzbunker anmieten und unter Denkmalschutz stellen lassen.
Mittlerweile wird die frühere Bunker- und Tunnelanlage vom Verein als Lern- und Gedenkort hergerichtet. Dem Verein ist es ebenfalls zu verdanken, dass Besucher einen originalen Fluchttunnel aus den Zeiten der deutschen Teilung oder unvollendete U-Bahnhöfe besichtigen können. Eine frühere Schutzanlage unter dem U-Bahnhof Gesundbrunnen haben Vereinsmitglieder zum Berliner Unterwelten-Museum ausgebaut.
Bereits bei der Gründung des Vereins in den 1990er Jahren war es das Ziel, unterirdische Anlagen vor dem Verschwinden zu retten. Hintergrund war der nach dem Fall der Mauer grassierende Bauboom in der Hauptstadt, durch den einige historische Orte völlig umgekrempelt wurden. Mittlerweile hat der Verein mehr als 540 Mitglieder und ist zum Arbeitgeber für 125 Menschen geworden. 2006 erhielt er die Silberne Halbkugel, Deutschlands höchste Auszeichnung im Bereich Denkmalschutz.