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Landwirtschaft

So schlimm wie die Corona-Krise

In Ostpreußen droht die größte Dürre seit 100 Jahren – Regierung fördert Gegenmaßnahmen

Edyta Gładkowska
10.05.2020

Ein Winter ohne Schnee und der bislang trockene Frühling kündigen eine Dürre an, welche die größte seit 100 Jahren werden könnte. Im März war der Niederschlag in der gesamten Republik Polen der niedrigste in den letzten 30 Jahren. Das Jahr 2019 hat bereits gezeigt, dass die Auswirkungen der Dürre sich auf die Lebensmittelpreise und die Verfügbarkeit von Leitungswasser auswirken. Und die Prognosen für 2020 sind noch schlechter. Nach zwei Wochen ohne Regen im April waren die Wasservorräte im Boden nur noch gering, und das bedeutet Wassermangel für die Pflanzen.

Laut der Staatlichen Wasserwirtschaft „Polnische Gewässer“ betrug der Niederschlag im ganzen Land nur 67 Prozent des langjährigen Durchschnitts. Dass bedeute meteorologische Dürre. Der Mangel an Niederschlägen wirkt sich auf die Bodenfeuchtigkeit und die Vegetation aus. Die Landwirte werden gezwungen sein, die Felder zu bewässern, und deswegen werden die Lebensmittelpreise steigen. Gemüse- oder Obstbauern können noch bewässern, Getreidebauern jedoch nicht. Für einen Preisanstieg könnten auch die Bodenfröste sorgen, die nach warmen Tagen im Februar und März auftraten, als die Samen keimten und die Obstbäume Knospen trieben. Sie beschädigten die Pflanzen und wirken sich letztendlich auf die Größe der Ernte aus.

Zusammen mit dem Grundwasserspiegel sinkt auch der Wasserstand in Flüssen und anderen Wasserläufen. Es ist ein weiteres Jahr in Folge ohne Schnee im Winter. Langsam schmelzender Schnee ist notwendig, um Boden, Flüsse und Grundwasserschicht mit Wasser zu versorgen. Niedrige Wasserstände in Flüssen sind ein weiteres Symptom für Dürre. Hinzu kommt die wachsende Brandgefahr in Wäldern. Auf der Karte der meteorologischen Überwachung von Waldgebieten ist fast das gesamte Land mit roter Farbe bedeckt, was auf ein hohes Brandrisiko in den staatlichen Wäldern hinweist.

Die Situation im südlichen Ostpreußen ist noch nicht kritisch. Das Gebiet ist auf der Karte gelb markiert, was für eine mittlere Gefahr steht.

Zentral- und Zentralostpolen sind besonders anfällig für die Auswirkungen der Bodentrockenheit. Die Daten deuten auf eine sehr intensive meteorologische und landwirtschaftliche Dürre auf der Hälfte des Gebietes des südlichen Ostpreußen hin. Nur leichter Regen, der mehrere Dutzend Tage lang ununterbrochen fällt, könnte diese Prognosen noch verbessern. Ein solcher Niederschlag wird jedoch derzeit vom Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft nicht prognostiziert und ist zu dieser Jahreszeit unwahrscheinlich.

In der Republik Polen werden die Auswirkungen der Trockenheit mit dem Programm „Stoppt die Dürre!“ bekämpft. Für die Verbesserung des Wasserhaushalts des Landes wurden umgerechnet 455 Millionen Euro bereitgestellt. Darüber hinaus wurden 86 Millionen Euro für Wartungsarbeiten sichergestellt. In diesem Jahr sind weitere 13,5 Millionen Euro für das sogenannte Rigole-Retentionsprogramm (Rückhaltung von Regenwasser) vorgesehen, das ausschließlich der Landwirtschaft dient. Zurzeit verzögern sich die Arbeiten allerdings aufgrund der Corona-Krise.

Die Landwirte aus dem südlichem Ostpreußen haben sich wegen der bereits zyklisch auftretenden Dürre an den Landwirtschaftsminister gewandt mit der Forderung, Maßnahmen zur Modernisierung von landwirtschaftlichen Betrieben im Rahmen des „Programms zur Entwicklung des ländlichen Raums 2014 bis 2020“ Hilfen zum Kauf von Maschinen und Technologien zur Begrenzung des Wasserverlustes zu leisten.

Perioden von Trockenheit oder Überschwemmungen sind zyklische Phänomene, die seit Hunderten von Jahren beobachtet und aufgezeichnet werden. Es wird vermutet, dass diese Phänomene mit der Sonnenaktivität verbunden sind, welche die Bildung von Wolken in der Atmosphäre beeinflusst.

Um den Zustand der Wasserressourcen in der Republik Polen zu verbessern, sind große Stauseen und Rückhaltebecken erforderlich, die genügend Wasser für die Regionen bereitstellen. Dafür sind beachtliche Investitionen nötig, um solche Rückhaltebecken in den nächsten Jahren zu bauen.

Es gibt jedoch auch andere Lösungen, die viel schneller eingeführt werden könnten. Im Rahmen lokaler Aktivitäten können kleine Stauseen oder Teiche angelegt werden – die sogenannte kleine oder Mikro-Retention. Im Kampf gegen die Dürre ist es entscheidend, Grünflächen zu gestalten, Bäume und Sträucher in Ödland, ländlichen und städtischen Gebieten zu pflanzen. Es empfiehlt sich auch, in städtischen Parks und sogar in Hinterhofgärten Blumenwiesen zu schaffen. Sie benötigen wenig Bewässerung (wie Rasenflächen) und unterstützen die Bodenfeuchtigkeit perfekt. Darüber hinaus bieten sie einen Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere, was der Erhöhung der biologischen Vielfalt dient. Wichtig sind auch Regenwassersammelsysteme oder Regengärten, die mit Regenwasser versorgt werden. Hilfreich kann es auch sein, wenn die Bevölkerung ihre Gewohnheiten ändert oder indem sie kein Trinkwasser zur Bewässerung des Gartens zum Autowaschen verwendet. Diese Tipps kann jeder befolgen.


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