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Nato-Ostflanke

Söldner machen Warschau nervös

Wagner-Truppe soll in Weißrussland aktiv die illegale Immigration in NATO- und EU-Gebiet befördern

Bodo Bost
18.08.2023

Das Auftauchen von mehreren Tausend Söldnern der Wagner-Gruppe und ihres Chefs Jewgenij Prigoschin in Weißrussland Mitte Juli hatte die polnischen Dienste in Aufregung versetzt. Bei einem Treffen am 23. Juli in St. Petersburg berichtete Weißrusslands Machthaber Alexander Lukaschenko, dass Söldner der Wagner-Gruppe, die sich in seinem Land aufhalten, „eine Reise nach Warschau und Rzeszow“ unternehmen wollten.

Militärische Scharfschützen wurden daraufhin an die polnisch-weißrussische Grenze abkommandiert sowie 500 Präventivpolizisten und Patrouillen des Grenzschutzes zusätzlich eingesetzt. An den Flussabschnitten der Grenze, unter anderem am Bug und am Swilatsch, einem südlichen Nebenfluss der Memel, sollen zudem elektronische Geräte installiert werden. Und auch an der 200 Kilometer langen Landgrenze zum Königsberger Gebiet installieren die Polen Überwachungskameras. Die Lage dort ist seit zwei Jahren wegen der von Minsk und Moskau aus gesteuerten illegalen Masseneinwanderung ohnehin angespannt.

Die illegale Einwanderung ist auch ein äußerst profitables Geschäft für das Regime Lukaschenko. Niemand kann das Grenzgebiet ohne Wissen und Zustimmung der belarussischen Dienste betreten. Die Migranten werden hergebracht und erhalten Anweisungen, wie, wann und wo sie versuchen sollen, ins EU- und NATO-Gebiet einzudringen. Dass der Druck an der polnischen Grenze nicht nachlässt, sondern zunimmt, zeigen die Zahlen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben illegale Einwanderer bereits fast 18.000 Versuche unternommen, nach Polen einzudringen, während es im gesamten vergangenen Jahr 15.700 waren.

Die Zahl der Söldner wird derzeit auf etwa 3000 geschätzt, wobei die meisten von ihnen im Dorf Assipowitschy (Region Mogilew) und in einem nahe gelegenen Lager im Dorf Zel eingesetzt wurden.

Es wird erwartet, dass die Gruppe letztendlich etwa 10.000 Personen umfasst. Die Söldner sollen auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe von Brest Soldaten der weißrussischen Spezialkräfte ausbilden, sowie in Naroulja nahe Gomel, 50 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wo sie dem Vernehmen nach in eigens für sie gebauten Unterkünften untergebracht werden.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki teilte mit, dass den polnischen Diensten Informationen vorliegen, wonach sich mehr als hundert Söldner der Wagner-Gruppe in Richtung der Landenge von Suwałki bewegt haben. Dies sei sicherlich ein Schritt in Richtung eines hybriden Angriffs auf polnisches Gebiet, sagte Morawiecki. Er fügte hinzu: „Sie werden wahrscheinlich als belarussische Grenzsoldaten getarnt sein und illegalen Migranten helfen, auf polnisches oder litauisches Gebiet zu gelangen, um diese Länder zu destabilisieren.

Attacken auf Grenzer nehmen zu
Der polnische Grenzschutz befürchtet, dass illegale Grenzdurchbrecher in der Lage sein werden, eine größere Bedrohung an der Grenze aufzubauen. Migranten werden ausgebildet, wie sie polnische Patrouillen provozieren und angreifen können. Weißrussische Dienste schulen Migranten auch darin, Steine und Äste auf Fahrzeuge des Grenzschutzes zu werfen. Mehr als 20 polnische Grenzschutz-Fahrzeuge sind so bereits zerstört worden.

Prigoschins Söldner sind für Polen vor allem „im Bereich der Propaganda“ gefährlich, mehr als im militärischen Feld.

Sie verfolgen den Willen, die EU-Staaten zu desorganisieren. Der Aufenthalt der Söldner auf den Truppenübungsplätzen an der Grenzen zu Polen und Litauen ist ein Element der psychologischen Operation, die darauf abzielt, die Besorgnis in Warschau und Wilna zu verstärken. Auch entlang der Grenze zur Ukraine sollen vermehrt Wagner-Söldner und Selbstschutzeinheiten als Sabotage- und Aufklärungsgruppen eingesetzt werden.

Der Bau von Befestigungsanlagen an der Grenze zu Weißrussland hat die Möglichkeiten von Durchbrüchen verringert, aber das Problem nicht beseitigt. Am schwierigsten ist es auf der südlichen Seite, unter anderem bei den polnischen Grenzorten Narewka, Czeremcha und Białowieża. Dort befindet sich der größte Naturschutzpark Europas, ein schwieriges Gelände, sumpfig, bewaldet, in dem es leicht ist, sich zu verstecken. Neuerdings schicken die Belarussen sehr große Gruppen von Migranten, die sich nach der Überwindung der Grenze in alle Richtungen zerstreuen, was die Operationen der Grenzschützer noch mehr erschwert.


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