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Staatliche Geldanlage

Sollte Berlin den Norwegern und Schweizern nacheifern?

Oslo und Bern legen Handelsbilanzüberschüsse in ausländischen Unternehmen an. Der Ökonom und Blogger Daniel Stelter empfiehlt das auch Deutschland

Norman Hanert
02.11.2020

Jahr für Jahr erzielt Deutschland hohe Exportüberschüsse. Seit langer Zeit kursiert an der Wallstreet und anderen Finanzplätzen aber auch die Redewendung vom „Stupid German Money“, vom „dummen deutschen Geld“. Länder wie Norwegen und die Schweiz haben sich dagegen den Ruf erarbeitet, ihren Wohlstand geschickt abzusichern und zu vermehren.

Der größte Staatsfonds der Welt, der Staatliche Pensionsfonds (Statens pensjonsfond) des Königreichs Norwegen, erzielt beispielsweise seit seinem Bestehen eine durchschnittliche Rendite von sechs Prozent pro Jahr. Den Auftrag dieses sogenannten Ölfonds (Oljefondet) machte dessen neuer Chef Nicolai Tangen deutlich, bevor er am 1. September sein Amt antrat: „Ich will Chef des Ölfonds sein, und ich habe nur ein Ziel: Wohlstand für kommende Generationen zu erschaffen.“

Bislang ist der Fonds dabei sehr erfolgreich. Pandemiebedingt erlitt der Ölfonds im ersten Quartal dieses Jahres zwar mit einem Minus von 153 Milliarden US-Dollar sein bislang schlechtestes Quartalsergebnis. Das darauffolgende Quartal ging mit einem Plus von 131 Milliarden Dollar aber schon wieder als bislang bestes in die Geschichte des Fonds ein.

Im dritten Quartal bauten die Norweger das Plus sogar noch einmal um rund 44 Milliarden Dollar aus. Aktuell summiert sich das Vermögen des Fonds auf umgerechnet 1,161 Billionen US-Dollar. Rechnerisch entfällt damit auf jeden Bürger des Landes ein Betrag von 217.000 Dollar zur Vorsorge. Norwegens Staatsfonds investiert langfristig und breitgestreut. Der Fonds hält Aktien von über 9000 Unternehmen auf der ganzen Welt, um sich gegen Rückschläge einzelner Firmen, Branchen oder Regionen abzusichern.

Damit auch Einnahmen fließen, falls Norwegen selbst in eine Wirtschaftskrise gerät, investiert der Fonds grundsätzlich nicht in einheimische Unternehmen. Als weitere Regel gilt, dass Norwegens Regierung höchstens vier Prozent des Fondsvermögens für den jährlichen Staatshaushalt verwenden darf.

Auch in Deutschland werden immer wieder Forderungen laut, nach dem Vorbild Norwegens einen Staatsfonds einzurichten. Einer der Befürworter einer solchen Lösung ist Daniel Stelter. Der Volkswirt weist schon seit Längerem auf mehrere Probleme hin, die ein deutscher Staatsfonds lindern könnte.

Deutsche legen Geld schlecht an

Gezeigt hat sich laut Stelter, „dass kein Land die Ersparnisse im Ausland so schlecht anlegt wie die Deutschen. Wo immer es etwas zu verlieren gibt – zum Beispiel am US-Immobilienmarkt – wir sind ganz vorne dabei.“

Aus Sicht des Ökonomen vollbringen die Deutschen zudem „das ,Wunder', gut zu verdienen, zugleich aber über deutlich weniger Vermögen zu verfügen als die Nachbarn, vor allem die Bürger der Länder, denen wir mit unseren großzügigen Zahlungen helfen.“ Stelter weist insbesondere darauf hin, dass die Mittelschicht in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht sonderlich vermögend ist.

Anstatt weiter an der Steuerschraube zu drehen oder Geld in Länder zu überweisen, deren Bürger durch Immobilienvermögen reicher als die Deutschen sind, empfiehlt der Ökonom und Unternehmensberater einen deutschen Staatsfonds. Für jeden Bürger könnten dort 25.000 Euro investiert werden, die dann international angelegt werden.

Als Startkapital für den Fonds hat Stelter die Target2-Forderungen der Bundesbank vorgeschlagen. Die Forderungen der deutschen Zentralbank im Rahmen des Überweisungssystems der Europäischen Zentralbank (EZB) haben inzwischen die Billionen-Marke überschritten. Mit Stand Ende September hatte die Bundesbank im Target2-System Forderungen in Höhe von 1,115 Billionen Euro.

Notenbank der Eidgenossen mit Plus

Würde die Bundesbank diese Forderungen verwenden, um beispielsweise in Italien oder Spanien Aktien zu kaufen, würden damit die Target2-Verbindlichkeiten dieser Länder automatisch zurückgehen. Zudem würde die Bundesbank mit der Umwandlung dieser Forderungen in werthaltige Anlagen das Risiko mindern, bei einem Auseinanderbrechen der Eurozone auf hohen Verlusten sitzen zu bleiben.

Nötig wäre dazu nicht einmal die offizielle Einrichtung eines deutschen Staatsfonds, wie das Beispiel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigt. Die Notenbank der Eidgenossen hat im Laufe der letzten Jahre einen Devisenbestand im Wert von über 800 Milliarden Franken angehäuft. Einen Teil dieser Mittel legt die SNB mit Erfolg in Aktien an. Um Interessenkonflikte mit heimischen Konzernen zu vermeiden, investiert die Schweizer Zentralbank nur in ausländische Dividendenwerte. Ähnlich wie der Ölfonds der Norweger hat die SNB insbesondere mit US-Technologiewerten wie Apple und Microsoft gute Gewinne erzielt. Allein im vergangenen Jahr lag die SNB mit ihren Aktieninvestments mit 49 Milliarden Franken im Plus. Zum Vergleich: Die Schweiz hatte letztes Jahr ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 690 Milliarden Franken.

Ähnlich wie die Bundesbank einen Teil ihrer Gewinne an den Bundeshaushalt überweist, schüttet auch die SNB jedes Jahr Milliarden Franken an den Schweizer Staat aus. Im Vorjahr überwies die Schweizerische Nationalbank insgesamt vier Milliarden Franken an Bund und Kantone.


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Kommentare

Siegfried Hermann am 02.11.20, 10:18 Uhr

Die These hört sich gut an. Es gibt aber 5 gewaltige Probleme.
1. Niemand weiß wann der globale Finanzcräsch einsetzt und was dann noch von der Wirtschaft überbleibt. Da gibt es zahlreiche seriöse Ökonomen, die befürchten, dass bis zu 90% der Vermögenswerte in Schall und Rauch aufgehen.
2. Frei nach Joschka Fischer. Die Deutschen dürfen von ihren Reichtums nix haben. Also wird es sinnlos verbrannt und verpulvert, wo es nur geht.
Mit so einer fanatischen selbstzerstörerischen derzeitigen Unkultur und dazu absolut unfähigen Ministern wie Altmaier kann datt nix werden.
Ergo:
Erst müssen diese (frei nach Alice Weidel) Psychopathen und Idioten komplett (bis zur Kommunalebene) weg,
3. dann ein neues Währungssystem her, das an die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft gekoppelt ist und
schließlich
4. müssen alle parasitär " zu schützenden Personen", ob neu, oder länger hier, egal, weg. aktuell link FFaM.
5. Schließlich gehört UNSER Gold nach Deutschland und zwar alles und besser in die "Alpenfestung" als sorglos bei irgendwelchen hinterhältigen Bankster in FF.
Dann und erst dann könnte das funktionieren. Schließlich baut man ein Haus vom Fundament und nicht vom Dach auf.

Mahlzeit!

Michael M. am 02.11.20, 09:30 Uhr

Wenn man die Berliner Politik verfolgt, drängt sich generell nicht der Eindruck auf, dass es dort ein Thema wäre, den Wohlstand der Deutschen zu sichern. Eher scheint man auszutesten, wo die Belastungsgrenze des Systems liegt.

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