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Deutschlands Export nach China hat gegen den Trend zwar zugenommen, aber die chinesische Konkurrenz auf dem Automobilmarkt wird immer bedrohlicher
Führende Ökonomen sind besorgt. Wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat, ist der deutsche Export im vergangenen Quartal um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Dabei hatten Experten zuvor mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war der Rückgang mit 0,7 Prozent noch deutlicher. „Damit erhärtet sich ... einmal mehr der Verdacht, dass aus einer konjunkturellen Erholung vorerst nichts wird“, interpretierte der Chefvolkswirt der in Liechtensteins Hauptstadt Vaduz sitzenden VP Bank, Thomas Gitzel, das ernüchternde Resultat, für das vor allem die mangelnde Nachfrage aus den USA verantwortlich gemacht wird. „Ein Frühlingserwachen bei der Exportwirtschaft ist leider ausgeblieben“, erklärte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), ernüchtert und fügte hinzu: „Noch immer hohe Inflationsraten und das gestiegene Zinsniveau in vielen Märkten dämpfen das Auslandsgeschäft.“
Nach übereinstimmenden Aussagen der Analysten steht der deutschen Außenwirtschaft ein maues zweites Halbjahr bevor. Das Barometer für die Erwartungen in der Exportindustrie fiel im Juni auf minus 5,6 Punkte, nach plus 1,0 im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022, wie das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. „Neben der inländischen Nachfrageschwäche zeichnen sich jetzt auch noch weniger Aufträge aus dem Ausland ab“, sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, und ergänzte: „Dies sind keine guten Nachrichten für die deutsche Exportwirtschaft.“
Rückgang der Exporte in die USA
Größter Abnehmer deutscher Waren und Dienstleistungen blieben trotz schlechter Zahlen die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 12,7 Milliarden Euro verkauft, was einem Rückgang von 3,6 Prozent entspricht. Die Exporte nach China wuchsen dagegen um 1,6 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Dieses ist umso bemerkenswerter, als es seit Jahren innerhalb der EU Bemühungen gibt, den Anteil der Ausfuhren in die Volksrepublik an den Gesamtausfuhren zu minimieren und die Abhängigkeit der Asiaten aus dem Ausland abnimmt. Sie produzieren selbst, sind dabei innovativ und vor allem viel günstiger.
Besonders bekommt dies die Automobilindustrie zu spüren. 2023 wird China wohl zum Export-Spitzenreiter der Autobranche. Von dort wird der Markt mit billigen E-Modellen regelrecht geflutet. Eine aktuelle Studie sagt einen Wandel in der Autoindustrie voraus, der speziell auch für deutsche Unternehmen problematisch wird. „Die Zeit der Rekordgewinne neigt sich dem Ende entgegen“, lautet die These des US-amerikanischen Beratungsunternehmens AlixPartners. Auf einem sich abkühlenden Weltmarkt mit steigendem Wettbewerb wächst der Druck auf die Gewinnmargen der großen Autokonzerne.
Laut AlixPartners hat China im ersten Quartal mit 1,07 Millionen exportierten Autos Japan mit seinen 954.000 Fahrzeugen überholt. Platz 3 belegte danach Deutschland mit 840.000 exportierten Modellen, vor Südkorea mit 750.000 und Mexiko mit 741.000. Hätte es nicht an den dafür nötigen Transportmöglichkeiten gemangelt, hätten die Chinesen sogar noch mehr Autos ins Ausland verkaufen können. Hinzu kommt, dass nicht nur China immer mehr exportiert, sondern dass auch immer mehr Chinesen chinesische Marken kaufen.
„Der Außenhandel hat nicht mehr die gleiche Bedeutung wie vor 15 Jahren, er ist schon lange kein Wachstumstreiber mehr“, hat Michael Böhmer, Chefvolkswirt der Prognos AG, bereits Anfang des Jahres gesagt. Schon vor Monaten hatte Böhmer der deutschen Wirtschaft mit auf den Weg gegeben, dass ihre Zukunft nicht darin liege, „Autos und Maschinen nach China zu verkaufen“.
Konfrontation statt Kompromisse
Für die traditionellen Exportnationen ist das eine Katastrophe. Einerseits schwindet der Absatz vor Ort, andererseits erwächst auch auf dem einheimischen Markt eine Konkurrenz, die in den meisten Fällen billiger ist. „Die Verkaufszahlen in Europa werden langfristig um mehr als 15 Prozent unter Vor-Covid-Werten liegen“, sagen die Experten von Alixpartners voraus.
Einen entscheidenden Anteil an den Problemen, die nicht nur Deutschland betreffen, hat nach übereinstimmender Einschätzung der Ukrainekrieg. Die Welt werde stärker von Konfrontation statt von Kompromissen geprägt sein, heißt es.
Für die Bundesbürger in ihrer Eigenschaft als Verbraucher hat der verstärkte Wettbewerb im eigenen Land allerdings auch einen Vorteil. In der Branche kursierten Gerüchte, dass Volkswagen beziehungsweise die Konzerntochter Audi ursprünglich Preiserhöhungen durchsetzen wollte. Doch daraus wird nun wohl nichts werden, wenn die ausländische Konkurrenz schon jetzt billiger anbietet.
Ralf Pöhling am 18.07.23, 14:44 Uhr
Deutschlands Stärke im internationalen Wettbewerb war nie das Tiefpreissegment, sondern die einzigartige Qualität. "Made in Germany" war nie billiger, sondern immer besser als die anderen. Daran sollten wir uns erinnern. Was China betrifft: Die bekommen bald Konkurrenz aus Indien. Konkurrenz belebt das Geschäft und das ist gut so.