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Dank Józef Zaprucki von der Riesengebirgshochschule in Hirschberg konnten die Prostestanten in Schlesien wieder Fuß fassen
Aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums im niederschlesischen Liegnitz [Legnica] organisiert das Schlesische Museum zu Görlitz mit der Kirchlichen Stiftung evangelisches Schlesien (evangelisches-schlesien.de) am 29. Oktober eine Exkursion auf den Spuren der Schwenckfelder in Schlesien.
„Der schlesische Adlige Caspar von Schwenckfeld (1490–1561) ließ sich 1522 von der Lehre Martin Luthers begeistern und wollte der Reformation in Liegnitz zum Durchbruch verhelfen“, so Agnieszka Bormann, Referentin für Schlesien, die als Vorbereitung auf die Exkursion von Józef Zaprucki, Professor von der Riesengebirgshochschule in Hirschberg [Jelenia Góra], zum Vortrag ins Schlesische Museum einlud. Der polnische Germanist Zaprucki ist gebürtiger Niederschlesier und ein Kenner schlesischer Literatur, die er ins Polnische übersetzt. Zu seinen Lieblingsschriftstellern gehört der Hohenfriedeberger [Dobrmierz] Fedor Sommer (1864–1930), dessen Roman „Die Schwenckfelder“ er 2018 ins Polnische übertrug. So sei er auf das Thema Schwenkfelder gekommen.
„Aus dem einstigen Lutherfan Caspar Schwenckfeld“, berichtet Zaprucki, „wurde der Begründer einer eigenständigen Lehre – der Schwenckfelder“.
Bereits ein Jahr nachdem Martin Luther seine Thesen veröffentlicht hatte, soll Caspar von Schwenckfeld seine erste von zwei „Erleuchtungen“ gehabt haben. Daraufhin zog er als Laienprediger durch Schlesien. „Caspar von Schwenkfeld wollte kein Luthergegner sein. Er hat ja Luthers Lehre mit großer Freude wahrgenommen, denn er glaubte, dass diese den Marasmus des Glaubens verändern könnte. Letztendlich aber ist er zum Schluss gekommen, dass es mit Luthers Lehre nicht wirklich zur Veränderung der Menschen kommen konnte, und so ist er seinen eigenen Weg gegangen“, sagt Zaprucki, der mehrere Wochen in Pennsburg, Pennsylvania forschte. Der „Fehler“ von Schwenckfeld war laut Zaprucki, dass er seine Gedanken publizierte. „Er war zum Beispiel gegen Waffengebrauch und für die Trennung der Kirche von der weltlichen Obrigkeit. Das machte ihm Feinde auch seitens der weltlichen Machthaber.“ Schließlich musste Schwenckfeld aus Schlesien fliehen und verstarb 1561 in Ulm.
Während die süddeutschen Nachfolger Schwenckfelds vor allem Stadtbewohner waren und von Adelssitzen stammten, waren die schlesischen Anhänger eher Handwerker und Bauern aus ländlichen Regionen der Gegend um Löwenberg [Lwówek Śląski], Goldberg [Złotoryja] und Haynau [Chojnów]. „Es ging für die Schwenckfelder solange halbwegs gut, bis die Jesuiten kamen und damit die Verfolgung der Schwenckfelder einsetzte“, sagt der bekennende Katholik Zaprucki. „Sie wurden zwangsgetauft und der katholischen Zwangskatechese unterzogen. Und weil sie als ‚Ketzer' nicht in geweihter Friedhofserde begraben werden durften, wurden ihre Toten an Viehwegen beigesetzt“, sagt er.
In der Nacht vom 14. zum 15. Januar 1726 floh ein Großteil der Schwenckfelder nach Görlitz und Umgebung. Andere kamen nach Herrnhut und Berthelsdorf, wo sie von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf aufgenommen wurden. Ab 1734 wanderten rund 180 Schwenckfelder über Hamburg-Altona nach Pennsylvania in den USA aus. „Sie brachten ihre handwerklichen und bäuerlichen Fertigkeiten mit, auch den Safran der schlesischen Krokusse. Bis heute werden in Pennsylvanien ‚saffron cakes' gebacken. Heute leben etwa 2000 Schwenckfelder in Pennsylvanien“, so Zaprucki.
Deutsch-Polnisch-Amerikanisches Symposium
Doch nicht alle Schwenckfelder wanderten aus, ein geringer Teil blieb in Schlesien und schloss sich der Lutherischen Kirche an. Als letzter Schwenckfelder in Schlesien gilt, nach Horst Weigelt, der Bauer Melchior Dorn, der 1826 in Harpersdorf [Twardocice] verstarb. Dort erinnert ein Denkmal an die verfolgten und vor allem an die über 200 auf dem Viehweg bestatteten Schwenckfelder. Alle zwei Jahre besuchen amerikanische Schwenckfelder diesen Ort. Und das Bild des Denkmals ziert Zapruckis polnische Übersetzung von Fedor Sommer „Die Schwenckfelder“.
Harpersdorf sei eine Basis für den Austausch deutscher, polnischer und nun auch amerikanischer Kultur, so Zaprucki, der dazu beitrug, das ein deutsch-polnisch-amerikanisches Schwenckfelder-Symposium an seiner Riesengebirgshochschule stattfand. Es freut ihn besonders, dass in Harpersdorf „der katholische Pfarrer eine freundschaftliche Beziehung mit den amerikanischen Schwenckfeldern pflegt und es dort zu ökumenischen Gottesdiensten kommt“.