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88 Jahre nach seiner Zerstörung wurde das vor 134 Jahren aufgestellte Denkmal für Peter von Oldenburg rekonstruiert
Am 9. August war es endlich soweit: In einem feierlichen Akt wurde vor dem Mariinskij- Krankenhaus in St. Petersburg das rekonstruierte Denkmal Peters von Oldenburg enthüllt. Anwesend waren neben offiziellen Vertretern wie dem St. Petersburger Vizegouverneur Oleg Jergaschow der Direktor der Eremitage Michail Piotrowskij sowie der aus Deutschland angereiste Herzog Huno von Oldenburg. Letzterer ist der jüngste Sohn von Erbgroßherzog Nikolaus von Oldenburg, der, wie schon der Vorname verrät, ein Patenkind von Zar Nikolaus II. war.
Das Mariinskij-Krankenhaus veröffentlichte auf seiner Homepage einen ausführlichen Bericht sowie eine Fotostrecke des Ereignisses, doch auch überregionale russische Medien wie „Interfax“ und die „Nesawissimaja gazeta“ berichteten.
Unter der musikalischen Begleitung der Militärkapelle der Nationalgarde-Truppen der Russischen Föderation unter der Leitung von Alexander Terjajew wurde das Tuch von dem verhüllten Bronzedenkmal gezogen. Anschließend hielt Piotrowskij, Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen „Lichachev International Charitable Foundation“, welche an der Finanzierung des Projekts mitgewirkt hat, die Eröffnungsrede: „Heute, wo auf der ganzen Welt Denkmäler abgerissen werden, restaurieren wir Denkmäler. Heute muss Russland Verbündete um sich vereinen, und wir ziehen den Hauptverbündeten an – unsere Geschichte, die durch den Fürsten von Oldenburg und alle Klassen und Kategorien von Menschen repräsentiert wird, die unabhängig von ihren Vor- und Nachnamen und Titeln Russland gedient haben.“
Jergaschow pflichtete seinem Vorredner bei: „Heute sind wir zusammengekommen, um zu sagen, dass nicht nur die historische Wahrheit und Gerechtigkeit gesiegt haben, sondern dass wir auch das historische Gedächtnis wiederherstellen. Pjotr Georgijewitsch Oldenburgskij ist nicht nur der Gründer des Mariinskij-Krankenhauses, sondern auch der Gründer, Philanthrop, Denker und Wissenschaftler vieler Richtungen, die die Entwicklung des Landes ermöglicht haben.“
Huno von Oldenburg bei der Eröffnung zugegen
Der Ururenkel Herzogs Peter, Herzog Huno von Oldenburg, bemüht sich seit 1989 darum, die oldenburgisch-russischen Beziehungen wieder zu knüpfen und hat sich seit Jahrzehnten für die Wiedererrichtung des Denkmals des Herzogs Peter in St. Petersburg eingesetzt. „Ich hoffe, dass das heutige Ereignis – die Eröffnung des Denkmals – eine große Rolle spielen wird, damit es freundschaftliche Beziehungen zwischen der Gesellschaft Deutschlands und Russlands gibt, ich hoffe auf eine weitere Zusammenarbeit sowohl mit St. Petersburg als auch mit Russland“, sagte er.
Das Wort ergriff auch Anatolij Sawraschnow, Chefarzt des Mariinskij-Krankenhauses. Er dankte allen, die an der Schaffung des Denkmals beteiligt waren, allen voran dem Bildhauer.
Nach der offiziellen Eröffnung segnete ein orthodoxer Priester das auf einem Granitsockel stehende lebensgroße Denkmal Peters von Oldenburg, das ihn in Militäruniform mit Epauletten zeigt. Seine linke Hand ruht auf einer klassischen Halbsäule mit einem Stapel Bücher darauf, dem Symbol für Wissenschaft und Aufklärung.
An der Veranstaltung nahmen außer den Offiziellen der Gesundheitsbehörde, der Verwaltung und der Politik zahlreiche St. Petersburger und Gäste der Stadt teil, für die es ein historisches Ereignis war.
Wie kommt es, mag man sich fragen, dass gerade in einer Zeit der politischen Eiszeit zwischen Russland und Deutschland die Wiedererrichtung eines Denkmals für einen deutschen Adeligen in Russland möglich wurde? Aufstellungsort und Zeitpunkt der Aufstellung des Denkmals sind nicht zufällig gewählt. Die Eröffnung fällt mit dem Geburtstag des Herzogs zusammen, und vor dem Mariinskij-Hospital stand schon einmal ein Denkmal zu seinen Ehren.
Peter von Oldenburg, geboren am 14. August 1812 in Jaroslawl und am 2. Mai 1881 in St. Petersburg verstorben, war ein Enkel von Zar Paul I. Er ist ein Prinz der russischen Nebenlinie aus dem Haus der Gottorf'schen Oldenburger. Er entstammt der Ehe von Herzog Georg von Oldenburg und der Großfürstin Katharina Pawlowna, der Schwester von Zar Alexander I. Peters Vater starb schon kurz nach seiner Geburt, und als die Mutter 1816 Wilhelm von Württemberg heiratete, der bald darauf König von Württemberg wurde, zogen Peter und sein älterer Bruder Alexander nach Stuttgart. Nach dem Tod der Mutter und des Großvaters, bei dem die Söhne zuletzt gelebt hatten, berief Peters Mitvormund Zar Nikolaus I. ihn nach Russland zurück, wo er seinen Militärdienst ableisten sollte.
Zu dieser Zeit war Peter als Kandidat für den griechischen Thron vorgesehen, doch der Zar bestand auf dessen Rückkehr nach Russland. Seinen Militärdienst begann er beim Preoboraschenskij Leibgarderegiment des Zaren und brachte es bis zu seinem Ausscheiden aus dem Militär im Jahr 1834 zum Generalleutnant.
Fürst Pjotr Oldenburgskij, wie die Russen ihn nennen, bekleidete wichtige Regierungsämter. Er war Mitglied des Staatsrates, Vorsitzender des Departements für zivile und geistliche Angelegenheiten, Hauptverwalter des Amtes für die Institutionen der Zarin Maria, Präsident der Kaiserlichen Freien Wirtschaftsgesellschaft sowie Gründer und Vorsitzender der Russischen Gesellschaft für Völkerrecht. Aus privaten Mitteln gründete er die Kaiserliche Rechtsschule in St. Petersburg.
Peter von Oldenburg steht aber vor allem für sein beispielloses karitatives Engagement. Ihm ist es zu verdanken, dass in St. Petersburg Armen- und Waisenhäuser sowie Schulen und Krankenhäuser eröffnet wurden. Insbesondere setzte er sich für die Mädchen- und Frauenbildung ein. Er hatte in Oldenburg bereits 1836 eine höhere Mädchenschule eingerichtet, aus der später das heute noch bestehende Gymnasium Cäcilienschule Oldenburg hervorging.
Soziales Engagement
1858 gründete Peter das erste öffentliche Mädchengymnasium Russlands, das allen Ständen offenstand. Bei dieser Initiative unterstützte ihn die ebenfalls deutschstämmige Zarin Maria Alexandrowna. Außerdem initiierte und finanzierte Peter 1869 das nach ihm benannte Kinderkrankenhaus, das nach der Oktoberrevolution 1917 den Namen des Kinderarztes Rauchfuß erhielt. Auch mit dem Mariinskij-Krankenhaus ist der Herzog durch sein wohltätiges Wirken verbunden. Er leitete das Armenkrankenhaus 40 Jahre lang und unterstützte weitere Krankenhäuser in St. Petersburg.
Das erste Denkmal wurde am 17. Juni 1889 in St. Petersburg vor der Hauptfassade des Mariinskij-Krankenhauses enthüllt. Es befand sich vor der Umzäunung des Krankenhauses auf der Seite des Litejnij-Prospekts und war der Straße zugewandt. Die Oktoberrevolution 1917 brachte eine Zäsur, da die Bolschewiki beschlossen hatten, dass alle Denkmäler für „die Zaren und ihre Diener“ in Russland zerstört werden müssten. 1930 wurde das Denkmal auf der Grundlage eines Dekrets vom 12. April 1918 abgerissen. Ein Vertreter des Volkskommissariats für Bildung in Leningrad verunglimpfte ihn 1929: „Der Prinz war edel, aber nicht reich, und nachdem er die Gründung gemeinnütziger Einrichtungen zu seinem ,Beruf' gemacht hatte, beraubte er sie erfolgreich. Die Präsenz seiner Denkmäler auf den Straßen Leningrads ist völlig unangemessen.“
Die Geschichte belegt dagegen, dass der Prinz sein Vermögen für wohltätige Zwecke spendete. Daneben trat er auch als Dichter und Komponist hervor und stand mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit in Kontakt.
Dass Peter von Oldenburgs katitatives Engagement in Russland nicht vergessen ist, bezeugt unter anderem die Durchführung von Jubiläumsveranstaltungen im Jahr 2012 zu Ehren seines 200. Geburtstages durch die Stiftung des Oligarchen Oleg Deripaska „Volnoe Delo Foundation“. Mit Unterstützung der Stiftung wurde auch das Buch „Fürst Peter Georgijewitsch Oldenburgskij“ herausgegeben, das Aufnahme in die russische Nationalbibliothek fand.
Das Mariinskij-Krankenhaus ist heute ein modernes und hochtechnologisches multidisziplinäres Krankenhaus mit einer Kapazität von mehr als 1000 Betten sowie eines der ältesten Krankenhäuser in St. Petersburg. Die Einrichtung verfügt über 28 Abteilungen – 23 spezialisierte medizinische und fünf Hilfsabteilungen sowie 15 Diagnose- und Behandlungsabteilungen und -dienste. Jährlich werden hier rund 300.000 Menschen stationär und ambulant versorgt. Im Juni wurde das Krankenhaus 220 Jahre alt.
An engste Beziehungen erinnern
Die Denkmalenthüllung fand just zu einem Zeitpunkt statt, da der deutsche Botschafter die russische Hauptstadt verlassen hat und bei seinem Abschiedsempfang sagte, dass „Russland sich vom Westen ... fernhalten will“. Der in der „Nesawissimaja gazeta“ erschienene Artikel anlässlich der Denkmaleinweihung sieht in der Tatsache, dass man sich in Russland an die guten deutsch-russischen Beziehungen erinnert, ein positives Zeichen und eine Einladung zum Dialog für die deutsche Bundesregierung. Es gehe darum, „die Nachwelt an die engsten Beziehungen zwischen Russland und Deutschland in der Vergangenheit zu erinnern und die Bedeutung der aktuellen russisch-deutschen Beziehungen für die Zukunft Europas in diesem Licht zu betrachten“.
Der Schriftsteller und Publizist Dmitrij Jakowlewitsch Trawin resümierte: „Vor dem Hintergrund des Massen-,Wahnsinns' ist jede Handlung, die zeigt, dass wir noch ein Teil der zivilisierten Welt sind, ein Vergnügen.“