14.10.2024

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Im Einsatz im Sommer 1935 in der Ostsee: Der Leichte Kreuzer „Königsberg“ auf Beobachtungstour vor der Küste von Ostpreußen, um neben dem Schutz für die Exklave auch Stärke durch Präsenz zu demonstrieren
Foto: imago/ArkiviIm Einsatz im Sommer 1935 in der Ostsee: Der Leichte Kreuzer „Königsberg“ auf Beobachtungstour vor der Küste von Ostpreußen, um neben dem Schutz für die Exklave auch Stärke durch Präsenz zu demonstrieren

Ostpreußen

Stolz der Reichsmarine: Leichter Kreuzer Königsberg

Extra zum Schutz der Exklave konzipiert und gebaut, wurde das Kriegsschiff in Norwegen von britischen Flugzeugen zerstört

Wolfgang Kaufmann
14.10.2024

Durch das Versailler Diktat wurde Ostpreußen vom übrigen Reich abgetrennt. Deshalb hatte der Schutz der Seewege zu der Exklave besondere Priorität. Das war zugleich einer der Gründe für den Ausbau der Reichsmarine, in dessen Rahmen auch die drei Leichten Kreuzer der Königsberg-Klasse entstanden.

Diese besaßen jeweils drei Drillingstürme mit insgesamt neun 15-Zentimeter-Schnellladekanonen und zwölf Torpedorohre sowie diverse Flugabwehrgeschütze. Außerdem konnte sie bis zu 120 Minen legen. Vier Dampfturbinen mit 68.200 PS verliehen den Kreuzern, die auch zwei Bordflugzeuge Heinkel He 60 mitführten, eine Geschwindigkeit von immerhin maximal 32 Knoten.

Unter adligem Kommando
Das 38 Millionen Reichsmark teure Typschiff „Königsberg“ wurde am 12. April 1926 in der Reichsmarinewerft Wilhelmshaven auf Kiel gelegt und am 26. März 1927 vom Stapel gelassen. Seine Indienststellung erfolgte am 17. April 1929. Das Kommando über die Besatzung, die zu diesem Zeitpunkt aus 21 Offizieren sowie 493 Unteroffizieren und Mannschaften bestand, erhielt Fregattenkapitän Wolf von Trotha, der später noch zum Vizeadmiral der Kriegsmarine avancierte.

Im weiteren Verlauf des Jahres 1929 unternahm der Kreuzer zahlreiche Erprobungs- und Ausbildungsfahrten in der Nord- und Ostsee. In diesem Zusammenhang stattete er vom 22. bis 26. August seiner namentlichen Patenstadt Königsberg ein Stippvisite ab, wobei Fregattenkapitän Robert Witthoeft als neuer Kommandant fungierte.

In der Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besuchte die „Königsberg“ zudem auch noch Häfen in Spanien, Portugal, Italien, Jugoslawien, Griechenland, Lettland, Estland, Polen, Norwegen und Großbritannien. Darüber hinaus nahm sie nach dem Beginn des Spanischen Bürgerkrieges von November 1936 bis Januar 1937 an der Überwachung der spanischen Küsten und der Evakuierung deutscher Staatsbürger teil. Ansonsten diente die „Königsberg“ zwischen Januar 1930 und September 1939 als Artillerieschulschiff, Schulkreuzer der Torpedo-Schule sowie Flaggschiff des Befehlshabers der Aufklärungsstreitkräfte der Reichs- beziehungsweise dann Kriegsmarine. Diese Stellung hatten nacheinander die Konteradmirale Walter Gladisch, Conrad Albrecht, Hans Kolbe und Hermann Boehm inne.

Im September 1939 beteiligte sich die „Königsberg“ zusammen mit vier anderen Kreuzern und zahlreichen Zerstörern an der Auslegung der „Westwall“-Minensperre in der Nordsee. Außerdem unterstützte sie weitere offensive und gefährliche Minenunternehmungen vor der britischen Ostküste. Dem folgte eine längere Werftliegezeit in Vorbereitung des Unternehmens „Weserübung“, also der Besetzung Norwegens und Dänemarks.

Im Einsatz vor Norwegen
Während dieser Aktion gehörte die „Königsberg“, welche nunmehr unter dem Kommando von Kapitän zur See Heinrich Ruhfus stand, gemeinsam mit dem Kreuzer „Köln“ und zwölf weiteren Einheiten zur Kriegsschiffgruppe 3, deren Ziel die Besetzung Bergens war. Deshalb transportierte der Flottenverband Landungstruppen, nämlich zwei Bataillone des Infanterieregiments 159, zwei Kompanien des Pionier-Bataillons 169, zwei Kompanien Marine-Artillerie sowie den Stab der 169. Infanteriedivision – insgesamt rund 1900 Angehörige der Wehrmacht.

Die „Königsberg“ und ihre Begleitschiffe liefen in der Nacht zum 8. April 1940 aus Wilhelmshaven aus und erreichten am Folgetag den Byfjord, also den Zugang nach Bergen. Dort wurde der Kreuzer zunächst von dem alten norwegischen Zerstörer „Garm“ attackiert und dann von den 21-Zentimeter-Küstenbatterien der Inselfestung Kvarven Fort beschossen. Dabei schlugen auf der „Königsberg“ drei Granaten ein. Dennoch erreichte sie nach dem Gefecht den Hafen von Bergen, der sich ab dem Mittag des 9. April in deutscher Hand befand. Durch die kassierten Treffer konnte der Kreuzer allerdings nur noch 24 Knoten schnell fahren. Deswegen konnte er nicht sofort nach Deutschland zurückkehren, sondern musste in Norwegen bleiben. Doch das bedeutete gleichsam das Todesurteil für die „Königsberg“.

Schwere Treffer kassiert
Noch am 9. April 1940 wurde sie an ihrem Liegeplatz am Skoltegrundkai von britischen Flugzeugen angegriffen – ohne Erfolg. Am Tag darauf ertönte um 7.30 Uhr erneut Fliegeralarm, woraufhin 15 britische Sturzkampfbomber vom Typ Blackburn B-24 Skua über Bergen am klaren Himmel auftauchten. Diese Maschinen kamen von der Royal Naval Air Station Haston auf den rund 350 Kilometer entfernten Orkney-Inseln und gehörten zu den Squadrons 800 und 803 der Marineflieger des Empire. Ihnen gelang es, das deutsche Flakfeuer zu durchstoßen und drei schwere Wirkungstreffer auf der „Königsberg“ zu landen, durch die es 18 Tote und 23 Verwundete gab. Die „Königsberg“ war dadurch so schwer beschädigt, dass sie um 10.51 Uhr an ihrem Liegeplatz kenterte.

1941 wurde das Wrack behelfsmäßig abgedichtet und kieloben in den Hafenteil Hagenaes geschleppt. Die Wiederaufrichtung der „Königsberg“ erfolgte aber erst am 17. Juli 1942 nach der Abtrennung etlicher Aufbauten. Anschließend lag der Schiffstorso im Hafenbereich von Laksevaag und diente als Pier für deutsche U-Boote, bis er am 22. September 1944 erneut kenterte. Nach dem Krieg verschrotteten die Norweger die letzten Überreste des Leichten Kreuzers „Königsberg“.


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