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Russland

Subventionen halten die Wirtschaft am Laufen

Die Regierung in Moskau spannt einen Rettungsschirm für zahlreiche Branchen auf – Die Bevölkerung leidet am meisten unter der hohen Inflation

Manuela Rosenthal-Kappi
29.11.2022

Das Wirtschaftswachstum in Russland ist laut Statistiken auch im dritten Quartal rückläufig, was die Befürworter der Sanktionen hierzulande von deren Richtigkeit überzeugen dürfte.

Die Auswirkungen auf den russischen Alltag sind jedoch nicht so eindeutig, wie die reinen Wirtschaftsdaten vermuten lassen. Was die Experten in ihre Berechnungen offenbar nicht einkalkulieren, sind zum einen die Leidensfähigkeit des russischen Volks und zum anderen die nicht zuletzt durch die Staatspropaganda beförderte Bereitschaft der Mehrheit, sich den veränderten Bedingungen zu stellen. Das setzt Anstrengungen frei, welche die Russen bislang nicht nötig hatten. Ein bei Unternehmern weitverbreitetes Motto lautete: „Wozu sollen wir etwas selbst herstellen, was wir in weitaus besserer Qualität importieren können?“

Unternehmer, deren Credo lautete: „Nur Geschäftsaktivitäten, bei denen sich schnelles Geld verdienen lässt, ist ein lohnenswertes Business“, wurden in den vergangenen Monaten auf eine harte Probe gestellt. Den meisten sei die Anpassung an die neuen Bedingungen gut gelungen, sagt der Wirtschaftsexperte Michail Beljajew vom Russischen Institut für strategische Studien. Seiner Meinung nach werden nur wenige Firmen Konkurs anmelden müssen. Für sie gebe es genügend neuen Spielraum, etwa durch neue Handelsnetze im Osten, durch die staatlich unterstützte Warensubstitution, vergünstigte Kredite und Steuererleichterungen.

Um die Bevölkerung bei Laune zu halten, subventioniert die russische Regierung viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Einnahme- und Beschäftigungssituation der Bürger. So ist sie bemüht, Arbeitsplätze zu erhalten und die Verluste in der Industrie, in der Landwirtschaft, in der Verkehrs- und Baubranche zu minimieren. Die Regierung führt ein Register, das Unternehmen auflistet, deren Beschäftigte von Entlassungen bedroht sind. Meist sind das solche mit ausländischer Beteiligung, die unter die Sanktionen fallen.

Von den Subventionen profitierten unter anderen die Fluglinien. Insgesamt erhielten russische Airlines umgerechnet 143 Millionen Euro Hilfen. Das Ziel ist, den Inlandsflugverkehr so bequem wie möglich für die Bürger zu gestalten und neue Destinationen – wie wöchentliche Flüge nach Dubai – anzusteuern. Insgesamt stellt der Staat knapp 1,6 Milliarden Euro Fördergelder zur Verfügung. Damit will Moskau die eigene Flugzeugproduktion so schnell wie möglich hochfahren. Die Fluggesellschaft Aeroflot, die fast ausschließlich Modelle von Boeing und Airbus im Fuhrpark hält, soll bald Flugzeuge aus russischer Produktion erhalten. Die Eigenproduktion wird mit Macht angekurbelt. Neben neueren Modellen wie Superjet, Irkut MS-21 und Iljuschin II-114-300 sollen auch die Typen Tupolew Tu-214 und Iljuschin Il-96-300 wiederbelebt werden.

Energiebranche soll zahlen

Da Gas und Öl immer noch die wichtigsten Einnahmequellen des Landes sind, will die Regierung von den Unternehmen der Branche höhere Steuern erheben. Damit sollen in den kommenden drei Jahren umgerechnet 32 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen fließen.

Im Alltag spüren die Menschen besonders die enormen Preissprünge, sowohl für Dinge des täglichen Bedarfs als auch für Importware, die zwar wegen des Parallelimports zu bekommen sind, aber oft zu Wucherpreisen. Beispielsweise werden in St. Petersburg Schuhe der Marke New Balance angeboten, die vor dem 24. Februar knapp 100 Euro kosteten. Für sie muss man nun mehr als 300 Euro hinblättern.

Die Inflation liegt in diesem Jahr bei zirka zwölf Prozent, nur wenig höher als in Deutschland, wo sie laut Eurostat bei elf Prozent liegt. In Russland beträgt die durchschnittliche Erhöhung der Einkommen 11,6 Prozent, sie liegt also knapp unterhalb der Inflationsrate.

Im Zuge der Teilmobilmachung, der Flucht junger Spezialisten und der demographischen Lage geraten viele Firmen wegen Arbeitskräftemangel unter Druck. Im vergangenen Jahr sind viele Beschäftigte in den Ruhestand gegangen, da die Regierung Rentner unterstützt. Davor waren viele gezwungen, solange weiterzuarbeiten, wie es ihre Gesundheit erlaubt. Das Renteneintrittsalter beginnt in Russland bei 55 Jahren für Frauen und 60 Jahren bei Männern. Die staatliche Unterstützung sorgt nun dafür, dass viele in Rente gehen. Da sie ihr Gehalt voll versteuern müssen, trägt die steigende Inflation dazu bei, dass die Arbeit sich für Rentner nicht mehr lohnt.

Im November klagten 57 Prozent der Unternehmen über den Verlust ihrer älteren Beschäftigten. Das traf vor allem die Schwermetallindustrie, den Maschinenbau, die Hersteller von Baumaterialien sowie Chemieunternehmen, also gerade die Bereiche, die für den Ausbau des Binnenmarkts dringend benötigt werden.


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Kommentare

Hütter Waffenstudent am 29.11.22, 12:49 Uhr

Und die ganze Firma "EU-GmbH" wird bereits seit 1990 nur mit Steuergeldern und ungedeckten Schecks am Leben erhalten.

Dabei hat Rußland den Vorteil, daß die Landbevölkerung in bezahlbaren Häusern wohnt und hinsichtlich Lebensmittel weitgehend Selbstversorger ist!

Hinzu kommt: Rußland wird den Waffengang gewinnen, und die EU muß die Kosten übernehmen!

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