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Eines der 54 im Buch behandelten „Schlüsseldokumente“: Das Lied der Deutschen und seine Geschichte
Foto: imago/SteinachEines der 54 im Buch behandelten „Schlüsseldokumente“: Das Lied der Deutschen und seine Geschichte

Vertreibung

Sudetendeutsche stellen wenig beachtete Dokumente vor

Von Benesch-Dekreten, Erstem und Zweitem Weltkrieg bis zum Ende der DDR und danach – Zeitgeschichte von 1945 bis 2009

Karlheinz Lau
12.05.2021

Die Zusammenstellung „Schlüsseldokumente deutscher Zeitgeschichte“ ist die Arbeit engagierter, an Geschichte interessierter Persönlichkeiten, die aus dem Umfeld der deutschen Heimatvertriebenen – vornehmlich der Sudetendeutschen – stammen. So müssen die 54 Schlüsseldokumente auch als persönlich ausgewählte und bedeutsame Quellen angesehen werden, die in Teilen eigene Erlebnisse und Erfahrungen widerspiegeln, die oft erschütternde Situationen zeigen. Mit Ausnahme der kommentierten Benesch-Dekrete und des Deutschlandliedes sind es keine amtlichen Dokumente.

An das Schicksal der Menschen und ihre oft hoffnungslose Situation soll erinnert werden, weil sie hilflose Objekte der Politik waren. Bedeutsam sind die zehn Thesen des bekannten amerikanischen Völkerrechtlers Alfred de Zayas zum Thema der demographischen Katastrophe der Vertreibung der Deutschen, aber auch anderer Völker (Dokument Nr. 19).

Die Armenienproblematik um die Zeit des Ersten Weltkrieges, die Flüchtlingswelle aus der DDR am Ende der 80er Jahre sowie die aktuelle Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik Deutschland sind weitere Gegenstände der Behandlung. Mehr oder weniger werden auch die politischen Einstellungen der einzelnen Autoren deutlich.

Persönliche Auswahl

Schwerpunktmäßig wird der Zeitraum zwischen 1945 und 2009 behandelt. Es muss respektiert werden, dass die Auswahl der „Schlüsseldokumente“ eine Entscheidung der einzelnen Autoren beziehungsweise des Auswahlgremiums war, wenngleich man sich für den genannten Zeitraum eine andere Wahl gewünscht hätte, etwa das Potsdamer Protokoll oder die Charta der deutschen Heimatvertriebenen.

Hervorzuheben ist das Dokument Nummer 25, das Deutschlandlied „als kulturgeschichtliches Kleinod“. Es wird die Geschichte des Liedes der Deutschen bis in unsere Zeit mit der Reduzierung auf die dritte Strophe dargestellt sowie dessen inhaltliche Herleitung von einem Lied Walthers von der Vogelweide. Dieses wird im mittelhochdeutschen Original mit Übersetzung beigefügt.

Sehr gelungen sind die fünf farbigen Klappkarten zu Vertreibungen und Verschleppungen in Europa sowie zu Auswanderungen Deutscher nach Russland im 18./19 Jahrhundert und die Siedlungsgebiete der Russlanddeutschen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren die Deportationen in der Stalin-Ära aus den ursprünglichen Siedlungsgebieten und die Rückkehr nach Stalins Tod.

Nicht ganz verständlich ist die Anordnung der 54 Dokumente für den genannten Zeitraum. Die Dokumente Nrummer 32, 33, 34 geben, wie der Autor es begründet, einen historischen Abriss der deutschen Geschichte vom 8. Jahrhundert bis 2009 als sachlich-fachliche Grundorientierung für alle behandelten Quellen. Das ist wichtig und nützlich für den Leser, aber warum wird diese Einführung nicht an den Anfang (Nummer 1, 2, 3) gestellt? Stark konzentrierte Zusammenfassungen einer mehr-hundertjährigen Geschichte laufen Gefahr, Wesentliches nicht zu erwähnen. Zwei Beispiele: Aufklärung in Deutschland darf Friedrich den Großen und seinen preußischen Staat nicht ausklammern; das Scheitern der Weimarer Republik muss auch mit dem fehlenden demokratischen Bewusstsein der Eliten begründet werden.

Zielgruppe Vertriebene

Die Sammlung der Dokumente zur deutschen Zeitgeschichte versteht sich nicht als Werk für den Geschichtsunterricht, dazu ist die Auswahl zu speziell und auch nicht repräsentativ. Allerdings ist es denkbar, dass einzelne Quellen auch im Unterricht eingesetzt werden können, es hängt von der jeweiligen thematischen Schwerpunktsetzung ab. Zielgruppe sind vertriebene Deutsche und ihre Nachfahren sowie an Zeitgeschichte interessierte Menschen gleich welchen Alters. Interessante und auch nicht so bekannte historische Fakten findet man allemal in diesem Buch. Die Lektüre der Sammlung einschließlich der Karten ist durchaus ein Gewinn für ein tieferes Verständnis der Vertreibungsgeschichte der Deutschen.


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