Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
In der Weihnachtsgeschichte nach Lukas heißt es, dass Jesus „zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war“, geboren wurde. Jesus ist also in der römischen Provinz Syrien geboren, zu der damals auch das Heilige Land mit der Stadt Bethlehem gehörte. Auch wenn Jesus nie im Gebiet des heutigen Syriens war, spielte dieses Land für die Entstehung der Kirche eine zentrale Rolle.
Die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien war die von Griechen gegründete Stadt Antiochien, das heute Antakya heißt und in der Türkei liegt. Hier predigten die Apostel erstmals auch außerhalb der Synagogen. In Antiochien nannte man die Jünger zum ersten Mal „Christen“, hier wurde aus einer jüdisch-orientalischen Sekte eine Weltkirche.
Die römische Provinz Syrien reichte von der Mittelmeerküste bis zum Tigris, vom Persischen Golf bis nach Nord-Mesopotamien. Hier wurden die Evangelien gesammelt und in die wichtigsten Sprachen der damaligen Zeit übersetzt, zuerst ins Syrische, wie man damals das Aramäische, die Muttersprache Jesu, nannte. Die syrische Kirche entwickelte auch eine starke missionarische Kraft, die bis nach Ägypten, ins Persische Reich und sogar bis nach Indien und China reichte. Nur der Mongolensturm verhinderte, dass Asien christlich wurde.
Das Mönchtum ist zwar in Ägypten entstanden, aber bevor es nach Europa kam, organisierte es sich im antiken Syrien. In den syrischen Klöstern entstanden umfangreiche liturgische Werke. Klöster wurden neben Orten des Gebets auch wissenschaftliche Lehrstätten.
Die von syrischen Mönchen angefertigten Handschriften übernahmen auch die arabisch-muslimischen Eroberer. Auch der Koran weist in seinen Grundstrukturen syro-aramäische Strukturen und Wörter auf.
Seit der islamischen Eroberung prägten Verfolgung und Martyrium die syrische Kirche, die sich in viele Kleinkirchen spaltete. Die muslimischen Araber verdrängten zunächst die syrische Sprache durch das Arabische. Später versuchten die Araber die Syrer mit Gewalt und Druck zum Islam zu bekehren. Die syrischen Kirchen, allen voran das Patriarchat von Antiochien, schrumpften zu kleinen, zersplitterten Glaubensgemeinschaften.
400 Jahre herrschte das Osmanische Reich über die syrischen Christen. Als es zerfiel, verübten die Jungtürken 1915 einen brutalen Genozid an den einheimischen Christen, 1,5 Millionen Christen und viele Diözesen der armenischen und syrischen Kirchen wurden ausgelöscht. Viele Überlebende verließen ihre Heimat, um sich in Südamerika und Europa eine Zukunft aufzubauen.
Aber auch in den neu entstandenen Ländern Syrien, Libanon und Irak bildeten Christen zunächst noch die Elite der Gesellschaft. Jedoch gegenüber der muslimischen Mehrheitsgesellschaft verloren sie immer mehr ihre Rechte.
Ein zunehmend politisierter radikaler Islam verdrängte in den letzten Jahrzehnten die Christen zunächst an die Ränder der Gesellschaft und danach ganz aus der Region. Wenn die neuen islamistischen Herrscher Syriens die Scharia einführen, dann ist das christliche Syrien endgültig Geschichte.