26.09.2025

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Stadtentwicklung

Tegel-Umbau wird zum Millionengrab

Die Neugestaltung des einstigen Flughafenkomplexes verzögert und verteuert sich immer mehr

Frank Bücker
26.09.2025

Seit 2017 will die Senatsverwaltung für Wissenschaft die Berliner Hochschule für Technik (BHT) – früher besser als Beuth Hochschule bekannt – auf dem früheren Flughafen Tegel unterbringen. Die BHT platzt an ihrem bisherigen Standort in Wedding aus allen Nähten. Ursprünglich hatte die Hochschule gehofft, den neuen Standort 2027 beziehen zu können. Denn die Zeit drängt: Sollte der Umzug nicht stattfinden oder sich verzögern, müssten womöglich ganze Studiengänge gestrichen werden.

Genau das droht jetzt. Die aktuellen Planungen sehen eine Fertigstellung erst für 2030 vor. Doch so wie es aussieht, ist selbst dieses Datum nicht mehr zu halten. Für die Sanierung und den Umbau des Flughafenterminals A waren ursprünglich 450 Millionen Euro veranschlagt gewesen. Im kommenden Doppelhaushalt 2026/27 seien die Summen für das Projekt „so bemessen, dass der Großteil der Baumittel erst nach 2030 zur Verfügung steht“, heißt es aus der Bauverwaltung. Deren Unterlagen zufolge sind 2026 lediglich vier Millionen Euro für das Projekt eingeplant, 2027 dann 15 Millionen, 2028 weitere 20 Millionen und 2029 dann 40 Millionen. Der große Rest von mehr als 370 Millionen Euro ist also erst ab 2030 eingeplant.

Und es kommt noch dicker. Die Senatsverwaltung plant angesichts steigender Baukosten inzwischen mit 650 Millionen Euro. Das aber bei einer mittlerweile illusionären Fertigstellung im Jahr 2030. Sollte das Projekt erst 2035 abgeschlossen sein, rechnet die Verwaltung mit Kosten von rund 833 Millionen.

Diese Entwicklung ist ein schwerer Rückschlag für die Entwicklung des 500 Hektar großen Flughafenareals als Forschungs- und Industriepark. Dabei hatte der Senat hochtrabende Pläne: Rund 300 Unternehmen sollen sich dort ansiedeln, 10.000 Arbeitsplätze entstehen. Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) fordert: „Ich gehe davon aus, dass Berlin es sich nicht leisten kann, diesen Ort in Dornröschenschlaf fallen zu lassen. Er ist viel zu wichtig, es gibt viel zu viele Chancen hier für die Urban Tech Republic, auch Wirtschaft zu entwickeln.“

Bürgervotum wurde übergangen
Auch die Umzugspläne zu verschieben mache die Sache nicht billiger, sagt Czyborra und verweist auf gute Erfahrungen mit dem Wissenschafts-Quartier in Adlershof. „Wir haben gesehen, wie es in Adlershof funktioniert hat: Langer Atem, mutige Entscheidungen, und hier muss das wieder funktionieren, weil wir das für Berlin brauchen, ein Ökosystem für Innovation und für Arbeitsplätze zu schaffen.“

Aus den Senatsbau- und Wissenschaftsverwaltungen heißt es, es gäbe keinen Plan B. Das stimmt nicht ganz. 2017 erbrachte ein von der FDP mit Unterstützung von AfD und CDU ausgelöster Volksentscheid ein Ergebnis von 56 Prozent für den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel. Die damalige Berliner Landesregierung aus SPD, Grünen und Linkspartei beschloss jedoch, das Bürgervotum für eine Offenhaltung des Berliner Flughafens Tegel zu übergehen.

Die Regierung des damaligen Regierenden Bürgermeisters Michael Müller begründete das damit, keine Doppelstruktur mit dem BER zu wollen. Die jetzige Regierung hätte nun Gelegenheit, den Volkswillen zu erfüllen.


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