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Hintergrund

Terror gegen Christen

In Nigeria starben an Pfingsten, dem Geburtsfest der Kirche, Dutzende katholische Gläubige bei einem islamistischen Angriff auf einen Gottesdienst. Das Attentat richtet den Blick auf einen Schlüsselkonflikt unserer Zeit

Bodo Bost
08.06.2022

Zum diesjährigen Pfingstfest hat sich der muslimische Terror in einer Region Nigerias zurückgemeldet, wo er bislang noch kaum in Erscheinung trat. In der Stadt Owo im südwestnigerianischen Bundesstaat Ondo, im Lande der Yoruba, töteten Angreifer während der Pfingstmesse in der katholischen St-Francis-Kirche Dutzende von Menschen. Lokale Politiker sprachen von mindestens 85 Toten.

Einige Berichte machten Angreifer aus dem Fulani-Volk, ursprünglich ein muslimisches Hirtenvolk, für den Terrorangriff verantwortlich. Die Fulani-Nomaden liefern sich seit Jahren mit den sesshaften Yoruba und anderen Völkern Kämpfe um Ländereien. Die Fulani sind zu 100 Prozent Muslime, die Yoruba jedoch nur zu 50 Prozent. Deshalb fand der Angriff auf die Yoruba in einer katholischen Kirche statt, um sicher zu sein, dass man auch Christen trifft.

Da Nigerias Präsident Muhammadi Buhari selbst Fulani ist, im nächsten Jahr Präsidentschaftswahlen anstehen, bei denen er nicht mehr kandidieren darf, seine beiden aussichtsreichen Nachfolgekandidaten jedoch aus dem Volk der Yoruba stammen, könnte das Pfingst-Massaker auch politische Hintergründe haben. Nigerias Regierungspartei APC (All Progressives Congress) wird in den nächsten Tagen zusammentreten, um ihren Kandidaten für die Nachfolge Buharis 2023 zu bestimmen. Favoriten sind die beiden Yoruba Bola Tinubu, ehemaliger Gouverneur von Lagos, und Yemi Osinbajo, der amtierende Vizepräsident.

Sollte Nigeria den islamistischen Terror nicht in den Griff bekommen, werden auch Sezessionsbestrebungen wieder zunehmen. Das Land hatte bereits kurz nach seiner Unabhängigkeit in den 1960er Jahren in Biafra einen ersten christlich geprägten Sezessionskrieg mit mehreren Millionen Toten erlebt. Auch nach dem Pfingstmassaker von Owo meldeten sich traditionelle Vertreter des Yoruba-Volkes und werteten den Angriff als Zeichen dafür, dass es jetzt an der Zeit sei, die Eigenständigkeit der Yoruba voranzutreiben.

Jeden Tag sterben 17 Christen

Im Nordosten Nigerias führt Boko Haram seit Jahrzehnten einen Krieg der verbrannten Erde mit dem Ziel, ein islamisches Kalifat zu errichten. Anstatt den radikalen Islam zu bekämpfen, hatten zwölf nördliche Bundesstaaten 1999, unter Verstoß gegen die nigerianische Verfassung, die islamische Scharia in ihr Strafgesetzbuch aufgenommen. Der radikale Islam wurde dadurch nicht zurückgedrängt, sondern Christen in diesen Regionen kriminalisiert. Aus diesem Grund ist Nigeria heute einer der gefährlichsten Orte der Welt für Christen, obwohl die Hälfte der Einwohner dort Katholiken oder Protestanten sind. Die Christenverfolgung in Nigeria hat in den Jahren 2021/22 sprunghaft zugenommen. Durchschnittlich werden pro Tag 17 Christen wegen ihres Glaubens ermordet. In letzter Zeit werden auch vermehrt Priester entführt und ermordet.

Während das Christentum im Westen nach fast 2000 Jahren seinen Zenit überschritten zu haben scheint, ist es in Afrika auf dem Vormarsch. Der Kontinent ist bereits mehrheitlich christlich und hat die am schnellsten wachsende christliche Bevölkerung der Welt. Prognosen zufolge werden bis 2060 mehr als vier von zehn Christen in Afrika südlich der Sahara leben. Dies ist auch den Dschihadisten nicht entgangen, der Islam kann sich wegen seiner Rückständigkeit weitgehend nur noch mit Gewalt ausbreiten. Deshalb destabilisieren Islamisten immer mehr Länder Afrikas, um dort mit Gewalt die Führung zu übernehmen. Der islamische Terrorismus, der in keiner Weise von den auch moderaten religiösen Führern des Islams gestoppt wird, hat das Ziel, den gesamten afrikanischen Kontinent in ein islamisches Kalifat zu verwandeln. Nigeria als das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas soll dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.


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