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Elon Musks gigantische Fabrik wächst in einer der trockensten Gegenden Deutschlands – und verbraucht eine Riesenmenge an Wasser. Umweltgruppen und Wissenschaftler sind alarmiert
Ende Mai gab der US-Elektroautobauer Tesla seine Absicht bekannt, das Gelände seiner Fabrik in Grünheide südöstlich von Berlin um einen Güterbahnhof, Logistikflächen, Stellplätze und ein Servicecenter zu erweitern. Die neue Fläche schließt sich östlich an das 300 Hektar große Tesla-Grundstück an. Insgesamt sollen weitere 170 Hektar bebaut werden. Für mehr als 100 Hektar stellte das Unternehmen bei der Gemeinde Grünheide einen Antrag zur Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens. Aufgrund der sich abzeichnenden Ablehnung wurde der Antrag in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung von der Tagesordnung gestrichen.
Im März hatte Tesla in Grünheide sein erstes Werk in Europa eröffnet. Die ersten 30 Fahrzeuge des Typs Model Y wurden vor Ort an Kunden übergeben. Die Autofabrik im Berliner Randgebiet entlang der Spree entsteht in einer der trockensten und wärmsten Regionen Deutschlands. Wegen des starken Zuzugs steigt der Wasserverbrauch stetig an. Nach eigenen Angaben wird das Tesla-Werk „in einer ersten Ausbauphase“, wie es immer heißt, mit 12.000 Mitarbeitern jährlich 500.000 Elektro-Autos herstellen. In möglichst kurzer Zeit soll auch die von Elon Musk angekündigte „größte Batteriezellenfabrik der Welt“ fertiggestellt werden.
Zuletzt hatte Tesla seinen angegebenen jährlichen Wasserbedarf von 3,3 Millionen Kubikmetern auf 1,4 Millionen reduziert. Damit erhält das Werk so viel Wasser wie eine 40.000-Einwohner-Stadt. Mit dem weiteren Ausbau werde der Bedarf aber auf die 3,3 Millionen Kubikmeter steigen. Von Anfang an richteten sich die Einwände gegen das Mammutprojekt daher insbesondere auf den hohen Wasserverbrauch der Autofabrik. Seit Bekanntwerden der Pläne für die „Gigafactory“ in Grünheide sind die Sicherheit der lokalen Wasserversorgung und die Erhaltung der Trinkwasserqualität ein Dauerthema in der Region.
Verbrauch soll rationiert werden
Bei der beabsichtigten Flächenerweiterung ist zunächst zwar nicht von einem erheblichen zusätzlichen Wasserbedarf auszugehen. Doch muss jetzt noch mehr Wald eingeschlagen werden – Wald, der fehlt, um die Niederschlagsmenge zu erhöhen. Diese muss während der Vegetationsperiode im Verhältnis zur Verdunstung ausreichend sein, damit die Trockenheit nicht zu hoch ist und keine Bäume und irgendwann auch keine anderen Pflanzen mehr gedeihen können.
Die Umweltverbände NABU und Grüne Liga Brandenburg bezweifeln, dass die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung und andere Unternehmen aufgrund des immens hohen Wasserverbrauchs, den Tesla beansprucht, nachhaltig und langfristig gesichert ist. Mehrere Bürgerinitiativen fordern bisher vergeblich die Offenlegung sämtlicher Antragsunterlagen. Der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) versorgt rund 170.000 Menschen sowie unter anderem das Tesla-Werk mit Wasser. Das Landesamt für Umwelt (LfU) hatte kürzlich die Erhöhung der Fördermenge in einem der Wasserwerke um rund 1,2 Millionen Kubikmeter auf insgesamt rund 3,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr genehmigt, um die Versorgung der Tesla-Fabrik gewährleisten zu können. Unterdessen geht der Streit über die erlaubte Fördermenge in die nächste Runde.
Der WSE möchte den Wasserverbrauch von Unternehmen und Privathaushalten demnächst limitieren. Pro Person wären das 105 Liter, entsprechend der Menge Wasser, die in etwa zehn Minuten aus einem Duschkopf fließt. Zunächst soll diese Rationierung nur für Neukunden gelten, ab 2025 dann für alle Kunden des WSE. Diverse größere Bauvorhaben im Kreis Märkisch-Oderland stehen aufgrund der begrenzten Fördermengen in den Wasserwerken bereits auf der Kippe.
Die gigantische Autofabrik entsteht inmitten eines Trinkwasserschutzgebietes nahe des Müggelsees, Berlins größtem Reinwasserspeicher und Trinkwasser-Reservoir für große Teile der Hauptstadtregion. Geohydrologische Untersuchungen des Baugrunds blieben aus. Erhebliche Bedenken äußerte der Gewässerökologe Martin Pusch vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. „Wir haben jetzt schon Perioden und Gebiete, wo wir einen Wüstenstatus haben. Das heißt, dass mehr Wasser verdunstet, als produziert wird.“
Mit der Ansiedlung von Tesla bestehe jetzt zusätzlich die Gefahr, dass das Trinkwasser verunreinigt werde, so Pusch. Unter dem Tesla-Gelände fließt das Wasser auf die anderthalb Kilometer entfernt liegende Hauptbrunnenanlage des WSE zu. Eingetragene Schadstoffe aus dem Regenwasser, das auf dem Areal der Autofabrik im Boden versickert, gelangen früher oder später ins Grundwasser. Auch die Hausbrunnen zur Trinkwasserversorgung von zahlreichen Anwohnern könnten im Falle einer Wasserverschmutzung ausfallen – oder falls sich der Grundwasserfluss verringert.
Die Grünen haben keine Einwände
Derzeit darf der E-Autobauer jährlich bis zu 0,9 Millionen Kubikmeter Abwasser aus der Auto- und der im Bau befindlichen Batteriefabrik ins öffentliche Netz in Brandenburg leiten. Eine Leitung zum Klärwerk Münchehofe ist im Bau. Tesla will allerdings nicht preisgeben, mit welchen Stoffen in der Batterieherstellung gearbeitet wird. Ein Bebauungsplan der Gemeinde Grünheide geht davon aus, dass nach dem weiteren Ausbau der Fabrik über zwei Millionen Kubikmeter Schmutzwasser jährlich anfallen werden. Dafür soll ein zusätzliches Klärwerk gebaut werden. Doch auch im geklärten Wasser bleiben Spuren etwa von Phosphor, Sulfat oder anderen Spurenstoffen zurück, geben die Berliner Wasserbetriebe und die Wissenschaftler des IGB zu bedenken. Am 11. April meldete Tesla dem Landesamt für Umwelt (LfU) mündlich einen ersten Vorfall. Laut LfU hat das Auslaufen von Betriebsflüssigkeiten aus dem Becken der Elektrotauchlackierung lediglich eine Betriebsstörung verursacht und keinen Störfall.
Bemerkenswert ist die kritiklose Haltung der Grünen gegenüber der Intransparenz bei Tesla und den zuständigen Behörden. Elektromobilität auf Basis volatiler Wind- und Solarkraftwerke ist ihnen wichtiger als Umweltschutz und Daseinsvorsorge. So bekannte der Vorsitzende der Grünen Jugend Brandenburg, Tammo Westphal: „Wir lehnen Tesla nicht ab. Wir als Grüne Jugend haben größtes Vertrauen in den Minister (gemeint ist Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach). Und in seine Aussagen, dass die Wasserversorgung vor Ort gesichert ist.“
sitra achra am 27.07.22, 10:22 Uhr
Nicht nur, dass Tesla den Grundwasservorrat leersäuft, zuvor hat er noch einen Kuhschluck aus der Steuerpulle genommen. Ist das die paar Arbeitsplätze wert?