24.04.2025

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Die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler tickt und tickt und tickt
Bild: picture alliance/photothek.de/Thomas TrutschelDie Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler tickt und tickt und tickt

Staatsverschuldung

Teures Bauen wird noch teurer

Der Schulden-Tsunami bringt die deutsche Immobilienbranche in die Bredouille

Peter Entinger
28.03.2025

Satte 500 Milliarden Euro zusätzliche Schulden für Infrastrukturinvestitionen sieht das Finanzpaket vor, das vom alten Bundestag mit der zweifelhaften Mehrheit von Union, SPD und den Grünen verabschiedet wurde. Von Ausverkauf ist die Rede, von Schuldenwahnsinn, vom Schaden der Demokratie und vor allem von gebrochenen Wahlversprechen seitens der Union, die sich zumindest gefühlt die Merz-Kanzlerschaft von der SPD regelrecht erkauft.

Überraschenderweise haben dennoch einige renommierte Wirtschaftsfachleute erklärt, dass das bundesdeutsche Finanzsystem diese immensen Belastungen aushalten kann. Durch die jetzt angekündigten Maßnahmen könnte zwar der Schuldenstand bis 2029 auf rund 3,6 Billionen Euro oder rund 72 Prozent des BIP steigen, erklärt Eiko Sievert von der Rating-Agentur Scope gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das sei zwar deutlich mehr als Ende 2024 bei rund 63 Prozent. Damit bliebe die Schuldenquote aber unter ihrem bisherigen Höchststand von 80 Prozent nach der globalen Finanzkrise.

Schlechte Zeiten für Bauherren
Doch es gibt wie fast immer auch eine Kehrseite der Medaille. Ein Schuldenberg in dieser Größenordnung belastet den Staatshaushalt durch hohe Zinsen. Ebenso werden Privathaushalte und Unternehmen bei der Baufinanzierung noch weiter belastet. Bereits in der vergangenen Woche haben Experten berechnet, dass sich die Zinsbelastung bei der Finanzierung eines Einfamilienhauses um einige tausend Euro pro Jahr erhöhen könnte. Dabei gilt Deutschland schon jetzt als die Nation der Mieter schlechthin.

In keinem anderen EU-Land wohnen weniger Menschen im Eigentum als in der Bundesrepublik. Auch der Anteil der Personen, die in einem Haus leben, ist hierzulande vergleichsweise gering. Weniger als die Hälfte der Bundesbürger wohnte im Jahr 2022 in den eigenen vier Wänden. „Der Immobilienbesitzer gilt auch hierzulande als Hai; der Mieter als Opferlamm und der Staat spielt sich als Messias auf“, umschrieb „Focus“-Kolumnist Gabor Steingart bereits vor vier Jahren die Problematik. In den meisten Ex- Ostblockstaaten, von Rumänien bis Ungarn, gehören 70 bis 90 Prozent der Wohnungen und Häuser den Menschen, die auch darin wohnen. Dies sagt allerdings nichts über die Qualität der Wohnungen aus. Aber selbst in Großbritannien, Frankreich oder Italien ist die Mehrzahl der Menschen Besitzer der eigenen Wohnung.

Mindestziel nicht erreicht
Vor allem deshalb stehen viele Nationen in der Vermögensstatistik deutlich besser da als die Deutschen. Für Experten ist das eine katastrophale Lage. Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Wüstenrot, erklärte gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Wir sind beim Wohnungsneubau weit von dem entfernt, was wir brauchen.“ Der Druck auf dem Wohnungsmarkt sei enorm. Die Preise steigen, für den Durchschnittsverdiener rückt der Traum vom Eigenheim in weite Ferne. So wollte die alte Bundesregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen schaffen, die Realität sieht aber anders aus. Vor zwei Jahren wurden 300.000 Wohnungen fertiggestellt, heute nur noch 200.000. „Die Schere geht weiter auseinander“, bemängelte Hertweck.

Staatsschulden erhöhen Bauzinsen
Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Barkow Consulting haben die Zinsen für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung gerade den stärksten wöchentlichen Anstieg seit der Finanzkrise hinter sich. Ursprünglich war mit einer Stagnation der Zinsen gerechnet worden. „Mit steigender Staatsverschuldung steigen auch die Kapitalmarktzinsen, was Auswirkungen auf die Entwicklung der Bauzinsen hat“, sagte Carsten Brzeski, Ökonom bei der Investmentbank ING, gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Da Hausbauer oder Immobilienkäufer oft Hunderttausende Euro an Schulden aufnehmen müssen, werden schon kleine Zinsanstiege teuer. Das „Handelsblatt“ beruft sich auf die Agentur Barkow Consulting. Die habe in der vergangenen Woche erklärt, die Zinsen für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Laufzeit seien auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert. Zugleich handle es sich um „den stärksten Wochenanstieg seit der globalen Finanzkrise vor 18 Jahren“.

Der jüngste Anstieg der Bauzinsen könnte die Nachfrage nach Baufinanzierungen spürbar weiter dämpfen. Mit sinkenden Leitzinsen hatten die Bauzinsen noch vor wenigen Monaten spürbar nachgegeben. Das hatte die Hoffnung genährt, die Bauwirtschaft in Deutschland könne sich erholen. Schon nach Bekanntwerden der Finanzpläne stieg die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe über Nacht um 20 Basispunkte. Das bedeutet, dass es für Deutschland teurer wird, seine Staatsschulden zu finanzieren. „Die Renditen europäischer Staatsanleihen steigen, auch aus Sorge vor steigenden Staatsschulden für Rüstung“, erklärte Arthur Brunner, Anleihen-Experte der ICF Bank gegenüber „tagesschau.de“. Sein Fazit: „Deutschland häuft einen Riesenschuldenberg an, und diese Schulden müssen bezahlt werden.“

„Deutschlands Schuldenquote könnte 2034 die 100-Prozent-Marke überschreiten. Deutschland wird sich rasch zu den Hochschuldenstaaten der EU gesellen“, sagt Finanzwissenschaftler Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Am Ende werde sich das zwangsläufig auf die Kauflaune und die Investitionsfreude der Deutschen auswirken.


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