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Jubiläum

Tief gegraben, damit viel Kohle heraussprang

Vor 150 Jahren wurde in Herten mit preußischer Hilfe die Zeche Ewald gegründet – In über 600 Metern Tiefe schürfte man Steinkohle

A. Rüdig
19.10.2021

1871, das Jahr der deutschen Reichsgründung und der Kaiserproklamation, war auch für die Stadt Herten von großer Bedeutung. Hier, mitten im auch dank preußischen Einflusses wirtschaftlich aufblühenden Ruhrgebiet, wurde vor 150 Jahren die Zeche Ewald gegründet. In der preußischen Rheinprovinz sollte die Kohleförderung der Industrialisierung Deutschlands einen wichtigen Schub verleihen.

Auch die Stadt Herten war auf einem riesigen unterirdischen Kohleflöz errichtet worden. Um davon zu profitieren, gründeten 1871 der Kaufmann Hugo Honigmann, der Bankier Wilhelm Hagedorn und der Bergassessor Ewald Hilger das mutmaßlich nach Letzterem genannte Bergwerk – der Legende nach bei einem Treffen in einer Gaststätte in Essen.

Für die Stadt Herten war dies der Beginn des Steinkohlebergbaus. Die Abteuf­arbeiten, also das senkrechte Ausgraben, für Schacht 1 „Hilger“ begannen schon im folgenden Jahr, die Steinkohleförderung auf Grund zahlreicher Anfangsschwierigkeiten (wie Wassereinbruch und geologischen Verwerfungen) allerdings erst im Jahre 1877. Denn zuvor war ein besonders tiefes Abteufen nötig. Bis 1884 wurde 624 Meter tief in die Erde gegraben. Der Schacht der Zeche Ewald war damals der tiefste im gesamten Ruhrgebiet.

Die Kohleförderung auf Schacht 2 begann 1892, Schacht 3 und 4 entstanden 1895 im benachbarten Gelsenkirchen, wurden aber schon zwei Jahre später ein eigenständiges Bergwerk. Ein paar Gebäude aus dieser Zeit sind auch heute noch erhalten. Das Verwaltungsgebäude aus dem Jahre 1900 war der Sitz von Bergwerksdirektion und Hauptverwaltung.

Die sogenannte Sheddachhalle mit ihrem Sägezahndach wurde 1894 als Maschinenersatzteillager errichtet und im Jahr 1900 zu ihrer heutigen Bauform umgestaltet. Die Fenster zeigen zwar nach Norden, die Dachkonstruktion erlaubt aber eine blendfreie Belichtung im Innern. Die Lohn- und Lichthalle von 1922 war der Versammlungsort der Bergleute. Hier besprachen sie vor Schichtbeginn an den „Revierschaltern“ den Arbeitsablauf unter Tage. Unten lagen die Lohnbüros, im Obergeschoss die Duschen und Umkleidekabinen. Heute ist hier das RVR-Besucherzentrum Hoheward untergebracht.

Der Architekt Fritz Schupp entwarf und baute 1954 das Fördermaschinenhaus Süd. Die Heizzentrale stammt aus dem Jahre 1916. Sie diente bis in die 1980er Jahre zur Wärme- und Warmwassererzeugung der Schachtanlage. Auf dem Areal befinden sich heute noch drei Schächte. Der letzte dieser Schächte stammt aus dem Jahre 1941.

4000 Bergleute arbeiteten in Spitzenzeiten über und unter Tage auf der Zeche Ewald. Das Bergwerk wurde im Jahr 2000 geschlossen, ist aber seit 2011 ein Ankerpunkt der „Route der Industriekultur in der Metropole Ruhr“. Tourismus, Gastronomie sowie Veranstaltungsorte sind hier heute schon vertreten. Auch Bereiche wie die Wasserstofftechnologie, Handwerk und Logistik sollen den örtlichen Strukturwandel begleiten, sind für den Besucher aber noch nicht sichtbar.

Besucherführungen Telefon (02366) 181160, Internet: www.hoheward.rvr.ruhr


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Kommentare

sitra achra am 27.10.21, 17:15 Uhr

In Witten a.d. Ruhr wurde "rechtsruhrisch" im Muttental Kohle im Tagebau gefördert. Es lohnt sich, das dortige Museum zu besuchen.

Chris Benthe am 19.10.21, 20:35 Uhr

Ich gehe jede Wette ein, dass die deutsche Steinkohle eine Renaissance erleben wird. Die meisten würden mir dafür einen Vogel zeigen, und sie hätten aktuell sogar alle Argumente auf ihrer Seite. Dennoch...noch ist nicht aller Tage Abend, die kommende Energiekrise schickt ihre Auguren voraus. Es geht dann um Sein oder Nichtsein.

Siegfried Hermann am 19.10.21, 08:40 Uhr

624m
Das war damals ein sehr hohes unternehmerisches Risiko und techn. Herausforderung.

Die Museen sind nicht nur für alte Bergleute, die an alter Wirkungs-stätte zurück kehren interessant. Viele Museen bieten auch für Kinder Angebote an, wo sich sich mal richtig den ganzen Tag austoben können wie in Bochum, Dortmund, oder Hamm. Da können sie nix kaputt machen. ;-) Und wenn das nicht reicht, gibt´s ja überall die großzügig gestalteten Revierparks, die nicht selten auf still gelegte Industriestandorte angelegt wurden.

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