20.11.2024

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Erinnerungen

Tiefe Einschnitte

Eine befreiende Rückkehr in die Rominter Heide

Dagmar Jestrzemski
19.11.2024

Ihrem Buch zur Erinnerung an ihren früh verstorbenen Vater, den sie nie kennenlernen durfte, und an ihre frühen Kindheitsjahre in der Rominter Heide gab Juliane Barckhausen den Titel „Mariellchen von der Rominter Heide. Lebenserinnerungen einer Forstmeistertochter im Spannungsfeld zweier Väter – Paul Richard Barckhausen & Walter Frevert“. Juliane Barckhausen war zwei Jahre alt, als ihr Vater, Leiter des Forstamts Warnen in der Rominter Heide im heutigen Königsberger Gebiet, im September 1939 während des Polenfeldzugs tödlich verwundet wurde.

Der tragische Verlust ebenso wie die Flucht aus Ostpreußen 1944 waren tiefgreifende Einschnitte im Leben der Autorin, die bei ihr eine ständige Suche nach Heimat und innerem Frieden auslösten.

Der mit 34 Jahren verstorbene Forstmeister Dr. Paul Richard Barckhausen war hoch talentiert und allseits beliebt. Nach seinem Tod durfte seine Witwe, Julianes Mutter Heinke geborene Stoeckel, mit der zweijährigen Tochter zunächst weiterhin im Forsthaus Barckhausen wohnen. 1940 heiratete ihre Mutter den ebenfalls verwitweten Oberforstamtsleiter Walter Frevert, der das benachbarte Forstamt Nassawen leitete.

Zur Zeit des Nationalsozialismus hatte „Reichsjägermeister“ Hermann Göring das urwüchsige Waldgebiet der Rominter Heide in Beschlag genommen. In dem von ihm bevorzugten Jagdrevier gingen Göring und andere seinerzeit hochrangige Persönlichkeiten auf Pirsch. Anschließend waren die Jagdgenossen oftmals im Forsthaus Frevert zu Gast. Ausführlich zitiert Barckhausen Passagen aus dem Tagebuch ihrer Mutter. Politik kommt in dem rein persönlich gehaltenen Buch nicht vor, und so spart die Autorin auch die Namen der hochrangigen Gäste aus, die von ihrem Stiefvater und ihrer Mutter bewirtet wurden. Als die Russen im Sommer 1944 bis Ostpreußen vorrückten, musste die Familie zusammen mit der Haushälterin die Heide im Treck verlas-sen. Durch die Treckberichte ihrer Mutter kann der Fluchtweg mit allen Zwischenstationen nachverfolgt werden.

Im zweiten Teil des Buches folgt eine Erzählung der Autorin über eine Reise in die Rominter Heide im Jahr 1997. Anlass war der 1996 aufgefundene Grabstein ihres Vaters im Wald nahe dem ehemaligen Forsthaus Barckhausen. Gepflegt wurde der Grabstein von dem jungen Russen Sergej, der sich auf die Begleitung von deutschen Erinnerungstouristen spezialisiert hatte. Die Reise war für Barckhausen ein bewegendes wie auch befreiendes Erlebnis.

Juliane Barckhausen: „Mariellchen von der Rominter Heide“, Verlagsbuchhandlung Sa-bat 2024, gebunden, 192 Seiten, 24,95 Euro


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