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Die Tuba ist Musikinstrument des Jahres – Zwei Berliner entwickelten das Blasinstrument im 19. Jahrhundert
Riesengroß ist sie, glänzt wie Christbaumschmuck, und man kann mit ihr die tiefsten Töne erzeugen. In diesem Jahr haben sich 13 Landesmusikräte der beteiligten Bundesländer für ein besonderes Musikinstrument des Jahres entschieden: die Tuba. Seit 2008 wird jährlich ein Instrument gewählt, das nicht unbedingt wie beim Vogel oder Tier des Jahres auf einer roten Liste der gefährdeten Arten steht.
Ziel sei es, „Neugier und Aufmerksamkeit zu wecken und dem Instrument zu Popularität zu verhelfen“, ließ die Präsidentin des Berliner Landesmusikrates, Hella Dunger-Löper, bei der Eröffnung des Jubiläums im Berliner Musikinstrumentenmuseum wissen. Schirmherr für Berlin ist der Orchestermusiker Fabian Neckermann, Solo-Tubist im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und seit 2021 Dozent an der Internationalen Musikakademie Anton Rubinstein. „Die Tuba als größtes und tiefstes Blechblasinstrument hat nicht nur eine fundamentale Bedeutung im Orchester, sondern kann auch wunderbar solistisch brillieren und wird absolut unterschätzt“, sagte Neckermann.
Traditionsgemäß bekam der amtierende Kultursenator, seit einem Jahr ist es Joe Chialo von der CDU, eine kleine Unterweisung in der Spieltechnik des Instruments. Der Politiker erwies sich als recht geschickt, denn in seiner Jugend erlernte er in einem katholischen Internat nahe Köln bereits das Posaunenspiel, was eine gute Grundlage für die Beherrschung des größten Blechblasinstruments ist.
Der Begriff Tuba kommt aus dem Lateinischen und bedeutet einfach nur Röhre. Bereits die alten Römer verfügten über ein Blasinstrument aus Messing oder Bronze, das sie Tuba nannten und das fanfarengleich sehr lang mit einem schmalen Schallbecher war. Mit dem heutigen Instrument hatte es eher weniger zu tun.
Tuba-Patent für zwei Preußen
Um ein sehr langes Rohr handelt es sich bei der heutigen Tuba jedoch ebenfalls, denn die aus Messing, einer Legierung aus Kupfer und Zink, bestehenden Tuben erreichen ausgerollt eine Länge zwischen 3,5 bis 5,5 Metern und sind, je nach Ausführung, bis zu zehn Kilogramm schwer. Ihre Schalltrichter, aus denen der Ton erklingt, haben dabei einen Durchmesser zwischen 35 und 50 Zentimeter. Messing wird beim Blasinstrumentenbau bevorzugt, da es sehr gute klangliche Eigenschaften aufweist.
Wer immer noch glaubt, Tuben untermalten mit wenigen Tönen einfach nur wuchtig und eher monoton irgendwelche Volksmusikfeste, der irrt gewaltig. Wie hochsensibel, filigran, hochtönend, vier Oktaven umfassend und beeindruckend einsetzbar dieses lange unterschätzte Instrument ist, wird dieses Jahr durch zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte unterschiedlicher Genres, offene Proben und Workshops unter Beweis gestellt werden.
Komponisten der Wiener Klassik wie Mozart, Haydn und Beethoven kannten das Instrument noch nicht. Es fragt sich, was diese genialen Musiker Bedeutendes komponiert hätten, wenn sie von der Existenz dieses Instrumentes gewusst hätten. Ihnen waren nur die Vorläufer der Tuba bekannt, als da sind der Serpent, das Basshorn und die Ophikleide.
Doch deren Ton war nicht zufriedenstellend, und so musste ein gutes Bassinstrument für die Gruppe der Blechblasinstrumente her. Verbesserungen gelangen erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Zunächst konnte man aus diesen Klangkörpern nur sogenannte Naturtöne hervorrufen. Verschiedene Instrumentenbauer hatten sich bereits an einer neuen Ventiltechnik versucht, die dem physikalischen Prinzip folgt: Je länger ein Rohr ist, desto tiefer wird der Ton.
Dem königlich preußischen Gardemusikdirektor Friedrich Wilhelm Wieprecht und dem Hofinstrumentenbauer Johann Gottfried Moritz gelangen mit dem von ihnen weiterentwickelten Ventilsystem, den sogenannten „Berliner Pumpen“, zuverlässige Verbesserungen der Blechblasinstrumente. Die Bassposaune galt lange Zeit als tiefstes Blechblasinstrument. 1835 konnte als neues Instrument die „Bass-Tuba in F“ mit fünf Ventilen vorgestellt werden. Die beiden Berliner erhielten das Patent darauf.
Gültig für Umfang der Monarchie
„Dem Kammermusikus Wilhelm Wieprecht und dem Hof-Instrumentenmacher Johann Gottfried Moritz zu Berlin ist unterm 12. September 1835 ein Patent auf das von ihnen durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesene Blasinstrument Basstuba auf zehn Jahre, gültig für den Umfang der Monarchie, erteilt worden“, ist in der Patenturkunde zu lesen. Damit gelten sie als Erfinder der heute in keinem Sinfonieorchester mehr wegzudenkenden Tuba.
Die Begeisterung über dieses ebenso tiefe wie weiche Töne der gesamten Tonleiter erzeugende Instrument zog weite Kreise. Sehr schnell fanden Tuben in Blasorchestern und Militärkapellen in ganz Europa ihren Platz. Der französische Komponist Hector Berlioz zeigte sich hingerissen, als ihm der Klang zu Ohren kam. Richard Wagner ließ für seinen „Ring des Nibelungen“ spezielle „Wagnertuben“ herstellen. In der Gegenwart dröhnen vielen „Star Wars“-Fans die Tuben des von John Williams komponierten Bläser-Themas in der Eingangssequenz des Science-Fiction-Films dauerhaft in den Ohren.
Der Ton entsteht durch die durch den Atem des Bläsers hervorgerufene Luftsäule im Instrument, die mittels Lippenbewegung über das Mundstück in Schwingungen gerät. Die Lippenspannung entscheidet über Intensität und Höhe der jeweiligen Töne. Wenn Ventile gedrückt werden, wird der Luftstrom entsprechend umgeleitet, sodass sich die Gesamtlänge des Rohres verändert. Man differenziert zwischen Pump- oder Drehventilen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Tonerzeugung. Tuben verfügen je nachdem über drei bis vier Ventile, bei F-Tuben sogar bis zu sieben Ventile.
Heute werden Tuben in den Stimmungen F, Es, C und B gebaut, wobei die F- und Es-Tuben zu den Basstuben und die C- und B-Tuben zu den Kontrabasstuben zählen.
Das Sousaphon, benannt nach dem US-Komponisten John Philip Sousa, mit einem Schalltrichter-Durchmesser von 66 Zentimetern, das häufig in Militärkapellen eingesetzt wird, ist eine Verwandte der Tuba und wird aufgrund ihrer Form um die Schulter gewunden. Wenn auch die großen Meister der frühen klassischen Musik keine Stücke mit Tuben entwickeln konnten, so wurden diesem wuchtigen Instrument seit Mitte des 20. Jahrhunderts Solokonzerte mit Orchester gewidmet. Ihr tiefer und voluminöser Klang sorge im Orchester für das Fundament des Blechsatzes, behaupten Kenner. Es wird Zeit, sich dem „dicken Brummer“ mit offen Sinnen zu nähern.