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Trier hält die Erinnerung an das Alte Rom wach – Gleich drei Ausstellungen widmen sich dem Untergang des Römischen Reiches
Das altehrwürdige Trier war von 286 bis 400 römische Kaiserresidenz. Und wenn auch das Römische Kaiserreich längst untergegangen ist, so gehören seine Relikte selbstredend zum Trierer Stadtbild. Das unweit der Kaiserthermen erbaute Rheinische Landesmuseum präsentiert die Sonderschau „Der Untergang des Römischen Reiches“. Ihr schließt sich im Museum am Dom, der römische Bausubstanz aufweist, der Ausstellungsteil „Im Zeichen des Kreuzes“ an. Neben dem römischen Stadttor Porta Nigra steht das Stadtmuseum Simeonstift. Es zeigt den Ausstellungsteil „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“.
Im Landesmuseum wird es von Raum zu Raum immer dunkler – das Weströmische Reich erlischt. Museumsdirektor Marcus Reuter kommentiert: „Der Untergang war kein Ereignis, sondern ein schleichender Prozess, der sich vom 4. bis weit ins 5. Jahrhundert hinzog.“
Die Ausstellung macht auf die wichtigsten Stationen des Niedergangs aufmerksam. Als erste gilt die Niederlage der Römer gegen die Goten anno 378 in der Schlacht bei Adrianopel, bei der Kaiser Valens sein Leben verlor. Seit dem Jahr 395 herrschte im westlichen und im östlichen Teil des Imperium Romanum je ein Kaiser aus der valentinianisch-theodosianischen Dynastie. Sie gerieten wiederholt in Konflikt mit ihren mächtigen Heermeistern. Die Stadt Rom hatte 800 Jahre lang allen Bedrohungen widerstanden.
Doch dann plünderten im Jahr 410 die von Alarich angeführten Barbaren Rom. Permanente Bürgerkriege sowie Raubzüge von Germanen und Hunnen schwächten das Reich. Direktor Reuter erklärt dazu: „Der Niedergang des römischen Kaisertums im Westteil des Imperiums fand im Jahr 476 seinen endgültigen Abschluss, als der germanische Heermeister Odoaker den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus – noch ein Kind – in den Ruhestand schickte.“
Das Landesmuseum bietet als Zugabe „das Ende vom Ende“. Für das steht das golden funkelnde Mosaik (nach 540) aus Ravenna. Seiner Inschrift zufolge zeigt es den oströmischen Kaiser Justinian I., der 554 Italien zur Provinz seines Imperiums erklärt hatte. 14 Jahre später eroberten Kriegerverbände unter Führung der Langobarden Italien.
Die Ausstellung beeindruckt mit zahlreichen weiteren Kostbarkeiten. Eine aus vergoldeter Bronze geschaffene Büste zeigt den in Trier geborenen, von 375 bis 392 regierenden Kaiser Valentinian II. Nach Unstimmigkeiten mit seinem Heermeister fand man ihn erhängt in seinem Palast. Nicht die Kaiser, sondern die Heermeister waren die eigentlichen Herrscher im Weströmischen Reich.
Über 200 Untergangs-Theorien
Auf einem goldenen Medaillon ist Galla Placida (um 425) dargestellt. Die Halbschwester von Kaiser Honorius hat viel erlebt. Alarich nahm sie bei der Plünderung Roms gefangen. Sie musste dessen Nachfolger heiraten. Nach seinem gewaltsamen Tod kehrte sie an den Kaiserhof zurück, heiratete erneut und regierte schließlich einige Zeit für ihren minderjährigen Sohn Valentinian III. Der wiederum erschlug 554 eigenhändig seinen allseits beliebten Heermeister Aetius – und wurde ein Jahr später von dessen Anhängern ermordet.
Der wohl am schönsten ausgestattete Raum ist dem Thema „Das Christentum als neue Macht“ gewidmet. Durch den Zerfall des Römischen Reiches entstand ein Machtvakuum, das sich die christliche Kirche zunutze machte. Nicht selten übernahmen nun Bischöfe Verwaltungsaufgaben.
Im Museum am Dom stehen die Anfänge des Christentums in der Moselregion im Blickpunkt. Die ununterbrochene Tradition der christlichen Gemeinde Triers besteht seit dem Ende des 3. Jahrhunderts. Die Sonderschau verfolgt diese bis ins 7. Jahrhundert und hat drei thematische Schwerpunkte. Unter der längst profanierten ehemaligen Abteikirche St. Maximin befindet sich eine in Deutschland einzigartige christliche Begräbnishalle, die vom 4. Jahrhundert an mit etwa 1000 Sarkophagen in bis zu vier Lagen besetzt wurde. Viele sind mit Grabinschriften auf Marmortafeln ausgestattet, die in größerer Auswahl ausgestellt sind.
Zweiter Präsentationsschwerpunkt sind Reliefs, Mosaikbilder und andere Grabungsfunde aus der ab dem Jahr 310 erbauten monumentalen Kirchenanlage, aus welcher der Dom und die Liebfrauenkirche hervorgegangen sind. Dritter Schwerpunkt ist Triers heiliger Bischof Paulinus, der anno 358 in der Verbannung starb. Bischof Felix ließ die sterblichen Überreste seines Vorgängers aus Westanatolien heimholen.
Es kursieren weit mehr als 200 Theorien über die Gründe des Untergangs des Weströmischen Reiches. Einige fanden Eingang in die Kunst, wie die Schau im Stadtmuseum Simeonstift mit Werken vom Mittelalter bis in die Gegenwart zeigt. Sie startet mit Joseph-Noël Sylvestres um 1890 gemalter „Plünderung Roms“. Fast nackte Barbaren holen ungestüm die Monumentalskulptur eines römischen Kaisers vom Sockel. Christoferi di Papis Gemälde von 1566 setzt uns in bedrängender Nahsicht den als „Geißel Gottes“ gefürchteten Hunnenherrscher Attila vor die Nase. Wiederholt tritt Arminius auf, der mit seinen Germanen im Jahre 9 die von Varus angeführten Legionen schlug. Herman Posthumus steuert die „Landschaft mit römischen Ruinen“ (1536) bei. Sie ist eines der frühesten Gemälde, welche die Vergänglichkeit alles Irdischen am Beispiel des Untergangs der römischen Kultur beklagen.
• Bis 27. November, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.
www.untergang-rom-ausstellung.de