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Bunzlauer Keramik ist ein echter Hingucker, und das Museum birgt wahre Schätze
Bunzlau ist immer eine Reise wert und das nicht nur zum jährlichen Keramikfest, aber dann umso mehr. Zu diesem Entschluss kamen Ines Vetter aus der Nähe von Dresden und Maren Wiesner aus Stuttgart. Auf dem Rückweg aus ihrem Urlaub in Masuren brauchten beide noch einen „letzten Höhepunkt der Reise“, berichtete die Krankenpflegerin Vetter. Für beide ist die Bunzlauer Keramik ein Begriff. „Ich komme aus einer Gegend, in der es sehr viele Vertriebene gegeben hat, die aus dem Kreis Sorau und eben auch aus Bunzlau kamen. Und da ist es mir eingefallen, dass es dieses Keramikfest gibt“, erzählte sie. Bevor sich die reisenden Damen ins Getümmel des Rings – Marktplätze werden so in Ostkolonisationsgebieten und im Polnischen genannt– begaben, der sich während des Keramikfestes zu einem einzigen Jahrmarkt der Keramikerzeugnisse wandelt, besuchten sie das Keramikmuseum. Vetter war schon oft dort, denn es gibt einen Einblick in die Geschichte der Bunzlauer Keramik auch in deutscher Sprache.
„Wir versuchen in diesem Museum die Tradition mit der Moderne zu vereinen und zeigen sowohl die alten, schönen Gefäße – unser ältestes ist aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts – als auch Erzeugnisse der Gegenwart. Es ist uns wichtig die charakteristischen Momente in der Geschichte der Bunzlauer Keramik festzuhalten und ihre Veränderungen zu zeigen“, so Museumskustorin Barbara Glinkowska. Sie ist stolz, dass es dem Keramikmuseum in der ulica Mickiewicza 13 gelungen ist, Objekte zu präsentieren, die „wie eine Visitenkarte der Zeit, in der sie entstanden sind, wirken“. Das Bunzlauer Keramikmuseum gibt es bereits seit 1911. Schon bei der Eröffnung konnte sich diese Institution einer umfangreichen Sammlung, die vom Bunzlauer Max Hoehne gestiftet wurde, rühmen. 1953 hatte die Stadt die Tätigkeit des Museums wieder aufgenommen. „Wir zeigen das typische lehmglasierte Braunzeug, ,geschwämmelte' (AdR.: mit Schwämmen aufgestempelte) Ware, Arbeiten aus der Bunzlauer Keramischen Fachschule bis hin zu heute in Bunzlau produzierter Keramik“, sagte Glinkowska. Während sie dies sagt, ist sie bereits auf dem Sprung in das zweite Gebäude des Museums – die Abteilung für Stadtgeschichte in der ulica Kutuzowa 14. Dort baut sie gerade eine neue Ausstellung auf. „Aus Bunzlauer Ton“ heißt die Präsentation. Sie zeigt Erzeugnisse der heute in Bunzlau und Umgebung produzierenden Manufakturen; man kann diese bis Mitte Oktober besichtigen.
Das Museum befindet sich in einer der schönsten Villen der Stadt. Während der napoleonischen Kriege weilte 1813 dort der Oberbefehlshaber der russischen Heere, Marschall Michail Kutusow. Der an Typhus erkrankte Marschall verstarb in diesem Haus.
Das Museum erzählt ebenfalls auch in Deutsch die Geschichte Bunzlaus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den napoleonischen Kriegen und Persönlichkeiten wie Napoleon, der gleich fünf Mal in Bunzlau weilte, Marschall Kutusow, Zar Alexander I., der am 18. April 1813 im Rathaus begrüßt wurde, und dem preußischen General Gebhard Leberecht von Blücher, der 1813 die Franzosen in der Schlacht an der Katzbach bei Liegnitz und Wahlstatt besiegte. In der Kutusow-Villa wird im Untergeschoss moderne Kunst aus Bunzlauer Keramik präsentiert und bis Oktober Erzeugnisse von 30 Manufakturen.
Wer erleben möchte, wie die typische und immer noch in Handarbeit gefertigte Keramik entsteht, besucht das „Lebendige Museum“ der Manufaktur Smoleński & Zwierz. „Wer selbst die Ärmel hochkrempeln möchte, erfährt hier, welch harte Arbeit es ist, bis ein Becher oder eine Schale entsteht“, sagt Elżbieta Rolak, Tourismusexpertin bei FNK Manufaktura. „Obwohl die kobaltblauen Punkte oder das Bunzlauer Pfauenauge als Dekor immer noch Verkaufsschlager sind, gewinnt die moderne, bunte Verzierung immer mehr an Beliebtheit“, sagt sie und versichert: „Wir gehen mit dem Geist der Zeit, das bedeutet aber kein Ende einer Epoche.“
Ines Vetter und Maren Wiesner suchen auf dem Ring nach dem traditionellen Bunzlauer Dekor und haben die Qual der Wahl. „Ich habe bereits vieles an Bunzlauer Keramik. Mein Lebensgefährte arbeitet im Pflegedienst und kommt oft mit seinen Patienten, die aus Bunzlau stammen, hierher. Da bringt er mir auch immer etwas mit“, sagt Vetter, aber es sei ihr nie zu viel an Bunzlauer Keramik.
Chris Benthe am 06.09.21, 11:06 Uhr
Schön, an diese großartige deutsche Handwerkskunst zu erinnern. Danke.