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Nachruf

Trauer um Eberhard Straub

Tief verwurzelt in der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte war der in Berlin geborene und in München geprägte Historiker eine besondere Stimme in der deutschen Publizistik

René Nehring
25.05.2024

Die Preußische Allgemeine Zeitung trauert um ihren Autor Eberhard Straub. Wie die Redaktion aus seinem persönlichen Umfeld erfuhr, verstarb der Historiker und Publizist am 23. Mai in seiner Berliner Wohnung.

Geboren am 30. Dezember 1940 in Berlin als Sohn des Althistorikers Johannes Straub, war ihm das Interesse an der deutschen und europäischen Geschichte quasi in die Wiege gelegt. Von 1962 bis 1968 studierte Straub in Bonn, München, Turin und Wien Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie. Mit einer Dissertation über die „höfischen Feste in der Münchner Residenz vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts“ wurde er 1968 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit summa cum laude zum Doktor phil. promoviert. Nach zwischenzeitlichen Forschungsreisen nach Madrid, Valladolid, New York und Wien wurde er 1977 an gleicher Stelle mit einer Arbeit über „Spaniens Kampf um seine Friedensordnung in Europa zwischen 1617 und 1635“ habilitiert. 

Zu einer Professur an einer Universität kam es indes nicht. Vielmehr führte Straubs Lebensweg ihn ab November 1977 in die Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wo er alsbald zu den prononcierten Autoren des altehrwürdigen Blattes zu kulturgeschichtlichen Themen gehörte. Weitere berufliche Stationen waren später die Redaktion der „Stuttgarter Zeitung“ und der – vor der Einheit noch in Bonn ansässigen – „Welt“. 1991 dann wurde er Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen. 

Geistige Heimat im alten Europa 

Seit 1998 war Straub freier Publizist und verfasste – neben zahlreichen Beiträgen für „FAZ“, „Berliner Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“, „Zeit“, „Spiegel“, „Deutschlandfunk“, „Junge Freiheit“, „Cato“ und andere Medien – seitdem eine breite Palette an Büchern zur deutschen und europäischen Kultur- und Geistesgeschichte wie „Drei letzte Kaiser. Der Untergang der großen europäischen Dynastien“ (Siedler 1998), „Eine kleine Geschichte Preußens“ (Siedler 2001) oder „Der Wiener Kongress. Das große Fest und die Neuordnung Europas“ (Klett-Cotta 2014) sowie zahlreiche biographische Studien wie „Die Wittelsbacher“ (Siedler 1994), „Albert Ballin. Der Reeder des Kaisers“ (Siedler 2001), „Kaiser Wilhelm II. Die Erfindung des Reiches aus dem Geist der Moderne“ (Landt 2006) oder „Wagner und Verdi. Zwei Europäer im 19. Jahrhundert“ (Klett-Cotta 2012). Vor rund fünf Jahren wurde Straub auch Autor dieser Zeitung und bereicherte sie durch zahlreiche Beiträge etwa über Dante Alighieri, Charles de Gaulle, Papst Benedikt XVI. und zuletzt Thomas von Aquin. 

Straubs geistige Heimat war das alte Europa (das für ihn ungeteilt von der Atlantikküste bis zum Ural reichte) und dessen Bildungsbürgerlichkeit vom Mittelalter über die Klassik bis zum Beginn der Moderne. Bis ins hohe Alter griff er immer wieder zu den alten Meistern der deutschen, italienischen, spanischen und russischen Geistesgeschichte – wobei er deren Bücher nicht einfach nur querlas, sondern regelrecht mit seinen Anmerkungen durchpflügte – und blieb dadurch von einer in der zeitgenössischen Publizistik selten gewordenen Belesenheit. Ganz nebenbei konnte er so jüngeren Historiker- und Journalistenkollegen immer wieder auch Hinweise auf Autoren und Schriften geben, die in der Gegenwart längst vergessen sind, obwohl sie noch immer wichtige Impulse geben könnten. 

Ein Segen für Straub und seine Kollegen wie Leser war, dass er bis kurz vor seinem Tod geistig rege und produktiv blieb. Das letzte Werk, das er las, war „Anna Karenina“; und erst vor wenigen Tagen bot er an, eine Rezension des jüngsten Buches von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu schreiben. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Die Redaktion der Preußischen Allgemeinen Zeitung wird Eberhard Straub ein ehrendes Andenken bewahren.


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Kommentare

Chris Benthe am 29.05.24, 23:13 Uhr

Straub immer wieder gerne gelesen. Solche Geister sind sehr selten geworden in djesen Zeiten. Requiescat in pace.

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