20.11.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Unterschätztes Problem

Trügerische Idylle: Todesdrogen auf dem Land

Crack, Meth und bestimmte Medikamente lassen Jugendliche immer öfter in die totale Sucht rutschen

Hagen Ritter
20.11.2025

Deutschlandweit gibt es nach Erkenntnissen der Suchtberatungsstellen zunehmend Probleme mit den Drogen Crack und Fentanyl. Bei Crack handelt es sich um rauchbares Kokain, was für die Konsumenten hochgefährliche Folgen hat. Konsumenten gibt es oft schon nach wenigen Wochen Anzeichen von Verwahrlosung und einen starken körperlichen Verfall. Für die Betroffenen geht der Konsum dieser Drogen mit einer rapiden, dramatischen Verschlechterung ihrer sozialen Situation einher. Laut der Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Christina Rummel, ist Crack aktuell die am häufigsten konsumierte Droge.

„Selbst kleinere Städte haben inzwischen mit Crack zu kämpfen – einer Droge, die extrem schnell abhängig macht“, so Hendrik Streeck (CDU), der Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Streeck warnte auch vor einer zunehmenden Verbreitung sogenannter synthetischer Opioide, etwa von Fentanyl: „Diese bergen enorme Gefahren für die Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen.“ Dies gelte „schon beim ersten Konsum“. Bereits die Menge einer Bleistiftspitze kann tödlich sein. Anlässlich des Aktionstages Suchtberatung machte Rummel auch auf ein besonderes Problem aufmerksam. Auch in ländlichen Regionen breite sich immer mehr der Missbrauch von hochgefährlichen Drogen wie Crack oder Fentanyl aus, gleichzeitig ist aber der Weg zur nächsten Suchtberatungsstelle sehr weit.

Tatsächlich sind Drogen kein Großstadtproblem. Auch auf dem Land wächst die Zahl Jugendlicher, die von Crystal Meth und anderen synthetischen Drogen abhängig sind. Im Süden Brandenburgs, in Sachsen und auch in Bayern sind solche Gifte inzwischen ein Dauerproblem. Ursprung der Substanzen waren zunächst illegale Hinterhoflabore in Tschechien. Polizei und Zollfahnder heben allerdings auch hierzulande öfter Drogenlabore aus.

Anfang November stießen Ermittler im Havelland bei Nauen in einer großen Lagerhalle auf eine riesige Produktionsstätte für synthetische Drogen: „Das größte Drogenlabor, das ich in 30 Dienstjahren gesehen habe“, so der Einsatzleiter der Razzia. Aufgrund der enormen Menge an Abfällen und Chemikalien vermuten Ermittler, dass allein in dieser Halle mehrere Tonnen Drogen hergestellt wurden.

Suchtberater aus Bayern berichten indes, dass sich seit der Corona-Pandemie zudem der Missbrauch von einigen verschreibungspflichtigen Medikamenten, etwa Hustenstiller oder Schmerzmittel, ausgebreitet hat. Gemeinhin verbinde man mit diesen Medikamenten eigentlich keine Drogen, aber die enthaltenen Opioide und Benzodiazepine sind genau das, so Christian Fenn vom Verein „Kissinger Drogenhilfe“. Auch beim Missbrauch solcher Medikamente beobachten Beratungsstellen, dass der Konsum nicht harmlos ist. Fenn hat bei Jugendlichen häufig ein Demotivationssyndrom beobachtet, wenn diese von solchen Medikamenten süchtig werden: „Sie bekommen dann einfach ihren Hintern nicht mehr richtig hoch.“ Folge ist oftmals ein rapider Leistungsabfall und der Abbruch der Schulausbildung oder der Lehre – der Anfang vom Ende.


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