13.07.2025

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Der Alte Fritz, hier gespielt von Thomas Kornmann, war stets für einen guten Witz zu haben
Bild: Janina HeppnerDer Alte Fritz, hier gespielt von Thomas Kornmann, war stets für einen guten Witz zu haben

Mit viel biss, Zynismus und Selbstironie

Typisch preußischer Humor

Vor allem Friedrich der Große sorgte mit süffisanten Sprüchen dafür, dass dieser speziell trockene Mutterwitz berühmt wurde

Jens Eichler
13.07.2025

Der preußische Humor ist bekannt für seine trockene, lakonische und oft selbstironische Art, die sich durch treffende Prägnanz und Schlagfertigkeit auszeichnet. Dabei ist er aber nicht verletzend, sondern hat höchstes Niveau – insbesondere in sprachlicher Hinsicht. Er spiegelt die preußischen Tugenden wie Disziplin, Sparsamkeit und Bescheidenheit inhaltlich wider, oft mit einem Augenzwinkern. Dieser Humor entstand in einer Kultur, die Wert auf Klarheit und Effizienz legte, was sich in pointierten, oft bissigen Witzen niederschlug.

Berühmt gemacht wurde dieser Humor insbesondere durch Friedrich II. von Preußen, auch bekannt als Friedrich der Große (1712–1786). Der Regent war nicht nur ein militärischer Stratege, sondern auch ein geistreicher Monarch, der für seine scharfsinnigen und oft spöttischen Bemerkungen weit über den Palast hinaus bekannt war. Seine Korrespondenzen und Anekdoten, etwa in den Gesprächen mit Voltaire, zeugen von einem trockenen, oft zynischen Witz, der als typisch preußisch wahrgenommen wurde. Sein einzigartiger Stil prägte die Vorstellung von preußischem Humor nachhaltig.

Ein Beispiel für Friedrichs Humor: Als ein General ihm von einem besonders tapferen Soldaten berichtete, soll Friedrich trocken bemerkt haben: „Wenn er so mutig ist, warum ist er dann noch am Leben?“ Solche Pointen trugen zur Legende des preußischen Humors bei.

Drei markante Zutaten
Der berühmte „preußische Humor“ ist überdies tief verwurzelt in der preußischen Gesellschafts- und Militärkultur – geprägt von strenger Disziplin, einem robusten, manchmal schroffen Charakter und einer Vorliebe für trockene, spöttische Wortspiele. Doch was macht den „preußischen Humor“ überhaupt aus? Was macht ihn so besonders und so einzigartig? Dafür gibt es gleich mehrere Charaktereigenschaften – die drei wichtigsten seien an dieser Stelle genannt:

1. Trocken, scharf und effizient
Der preußische Humor ist für seine nüchterne, direkte Art bekannt. Er formt sich aus dem eher rauen Alltag, dem militärischen Drill und dem kollektiven Bedürfnis, mit Härte in Gelassenheit umzugehen. Ein typisches Beispiel: Der Berliner Schnodderton – eine Mischung aus kaltschnäuziger Direktheit und einem warmen Understatement.

2. Zynisch und autoritätskritisch
Preußische Komik lebt von Widersprüchen: Strenge trifft auf Sarkasmus, Autorität wird gleichzeitig respektiert und spielerisch unterwandert. Das spiegelt sich in witzigen Anekdoten wider, die Machtstrukturen hinterfragen – oft ohne sie offen anzugreifen, sondern mit einer feinen Bemerkung aufzulockern.

3. Kameradschaftlich
Im preußischen Heer war Humor ein Mittel zur Verbundenheit. Zwischen Drill und Entbehrung entstanden neue familiäre Bande – witzige Sprüche und neckische Kommentare wurden zu einem Ventil gegen die Härte des Militäralltags.

Unerwartet, aber wahr: Der eigentliche Humor-Förderer Preußens war tatsächlich Friedrich II. Der „Alte Fritz“ hatte jede Menge bissige Sprüche auf Lager und wusste so manche Situation mit seinem selbstironischen Sprachwitz zu entschärfen. Insbesondere wenn es brenzlig wurde oder die Weltlage wenig Anlass zum Lachen gab, wusste der Monarch mit treffenden, markigen Worten eine zynische Zote, die auch gern mal jenseits des guten Geschmacks war, zum Besten zu geben. Wie gut würde der heutigen Welt der eine oder andere Machthaber tun, der diese Kunst beherrscht, statt immer neue Weltuntergangsszenarien zu beschwören. Man darf getrost davon ausgehen, dass bei der grünen Partei kaum so jemand zu finden ist. Eher schon bei der SPD oder FDP, die gerade viel Humor nötig haben und somit auch nicht mit Selbstironie sparen.

Doch zurück zu Friedrich II., den man an dieser Stelle getrost als einen Herrscher mit Schalk bezeichnen darf. Denn er war nicht nur ein strategisches Genie, sondern auch ein Mann mit eben solchem scharfen Mutterwitz. So berichten Zeitgenossen, dass er Rivalinnen wie Madame Pompadour, der einflussreichen Mätresse von König Ludwig XV. von Frankreich oder die Habsburger Kaiserin Maria Theresia aus Österreich mit bissigen Karikaturen verspottete. Auch über deren physische Erscheinungen konnte er sich so manche frech-dreiste Süffisanz nicht verkneifen. „Wenn man zwey Weiber und die Franzosen am Halse hat, muss man wohl schlimm aussehen“, lautete die bekannte Replik von Friedrich auf die Frage während des Siebenjährigen Krieges, warum er so schlecht und mitgenommen aussehe. Auch das gepflogene Wort „sein Fett wegbekommen“ soll aus dieser Zeit stammen, als Friedrich gesagt haben soll, dass seine Truppen gewinnen, wenn man „das österreichische Fett wegbekäme“.

Als Schweden sich neutral erklärte, soll er lächelnd und gespielt überrascht gesagt haben: „Oh, war ich im Krieg mit Schweden. Wer möge das gemerkt haben?“ – eine, seiner typisch preußischen Lakonien. Ebenso spielte er gern den einfachen Gärtner, um seine Besucher mit den prächtigen Gärten zu verwirren. „Nur der preußischen Erde sei dank, dass die Pflanzenwelt hier so gedeiht – und auch gleich von sich aus so sauber und exakt angeordnet wie meines Truppen Kerls!“

Feldherr mit legendärem Wortwitz
Friedrich II. kämpfte stets vorbildlich an vorderster Front, war aber ebenso für seine verbale Schlagfertigkeit bekannt wie für seine Taktik. In einer Schlacht soll er gerufen haben: „Hunde! Wollt ihr ewig leben?“ – worauf ein Soldat antwortete: „Fritz, wir haben unser Geld schon verdient“ – ein komischer Konter in einer ernsten Situation.

Sein Hof in Sanssouci war Treffpunkt für Geistesgrößen wie Voltaire. Dort entstanden zahlreiche Wortwechsel, Anekdoten und satirische Einlagen, die den preußischen Spott in ebenso literarische Kreise wie zu den „einfachen Leut“ hin trugen. So wurde er bei einer Parade von zwei Beamtenfrauen zuvor gebeten, er, der König möge entscheiden, welche von ihnen den höheren Rang habe. Seine Antwort war ebenso weise wie majestätisch frech und brachte ihm gewaltige Sympathien im Volke ein, als er den beiden Streit-Hennen riet: „Die größte Närrin möge vorangehen.“


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