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Peking unterstützt arabische Staaten im Nahen und Mittleren Osten und bietet sich als Verbündeter an
Zwischen dem Gazastreifen und Peking liegen rund 6400 Kilometer. Dennoch verfolgt die Volksrepublik China strategische Ziele im Nahen und im Mittleren Osten. Sie ist vor allem bestrebt, das Machtvakuum zu füllen, welches durch die Schwäche der einstigen globalen Ordnungsmacht USA entstanden ist. So gebärdet sich Peking nun als Anwalt der arabisch-islamischen Völker, um Verbündete in der neuen multipolaren Welt beziehungsweise dem Großmachtkonflikt mit den Vereinigten Staaten zu finden.
In diesem Zusammenhang beharrt China auch gern auf Frieden. Beispielsweise veröffentlichte die Regierung in Peking Ende November 2023 ein Positionspapier zum Gazakrieg, in dem sie eine sofortige Waffenruhe und Gespräche zur politischen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts anmahnte.
Damit schlug sich das Reich der Mitte faktisch auf die Seite der Palästinenser, die es lange Zeit durch umfangreiche Lieferungen von Waffen und Munition unterstützte, was der Führer der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), George Habasch, voller Dankbarkeit quittierte: „Unser bester Freund ist China.“ Heute äußert sich die Rückendeckung Pekings dahingegen eher in der Forderung nach „der Errichtung eines unabhängigen Staates Palästina, der auf der Grundlage der Grenzen von 1967 volle Souveränität genießt und dessen Hauptstadt Ost-Jerusalem ist“, wie es unter anderem in dem erwähnten Positionspapier heißt.
Kooperation mit der Hamas
Vor diesem Hintergrund kooperiert China auch mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas, deren erklärtes Ziel darin besteht, Israel zu vernichten, und die mit ihrem Angriff auf den jüdischen Staat den Gazakrieg auslöste. Hier geht die Zusammenarbeit ebenfalls schon einige Jahrzehnte zurück. So erhielten Angehörige der Hamas eine Ausbildung an chinesischen Militärakademien. Aktuell fanden Treffen zwischen dem Pekinger Diplomaten Wang Kejian, ehemals Botschafter im Libanon, und dem Hamas-Anführer Ismail Haniyya in Katar statt. Letzterer lobte dabei „die Rolle, die China im Sicherheitsrat, bei den Vereinten Nationen und dem Internationalen Gerichtshof spielt“, wenn es um die Wahrung der Interessen der Palästinenser gehe. Angesichts dessen ist Peking der Beifall und Rückhalt der arabischen Welt gewiss, wie nicht zuletzt die Reaktion Ägyptens zeigt, das sich neuerdings immer stärker an China bindet. Und dies könnte bei künftigen Abstimmungen in den UN von großer Bedeutung für die Volksrepublik sein, weil Ägypten da manchmal die Rolle des Züngleins an der Waage spielt.
Einfluss im Nahen und Mittleren Osten ist für China aber nicht nur wichtig, um im geopolitischen Ringen mit dem Westen Vorteile zu erlangen. Denn natürlich verfolgt die Volksrepublik auch handfeste wirtschaftliche Ziele in der Region. Mittlerweile sind immerhin mehr als 20 arabische Staaten Mitglied der Belt-and-Road-Initiative (BRI) Pekings, die der Schaffung einer „Neuen Seidenstraße“ zwischen Ost und West dienen und den Absatz chinesischer Produkte rund um die Welt erleichtern soll. Außerdem geht es um den Zugang zu Rohstoffen – allen voran Erdöl und Erdgas. Das erklärt auch die guten Beziehungen Chinas zu der international stark isolierten Islamischen Republik Iran.
Ölimporte aus dem Iran
Peking bezieht mittlerweile ein Zehntel seiner Ölimporte aus dem Reich der Mullahs und konterkariert damit die westlichen Sanktionen gegen die schiitische Theokratie, die ganz unverhohlen nach der Atombombe greift. Und auch sonst sind die Handelsbeziehungen zwischen der kommunistischen und der islamischen Diktatur ausgesprochen eng.
Daher war es nur logisch, dass der Iran Anfang dieses Jahres die Möglichkeit erhielt, dem von China, Russland und Indien angeführten Staatenbund BRICS beizutreten. Im Gegenzug erwartet Peking von Teheran nun allerdings eine Bändigung der Huthi-Rebellen im Jemen, die zwar der vom Iran geführten „Achse des Widerstandes“ gegen den Westen und Israel angehören, dabei neuerdings aber auch den Interessen Chinas schaden.
In diesem Fall obsiegt wieder einmal der Pragmatismus, den Peking in wirtschaftlichen Belangen an den Tag legt. Ein weiteres Beispiel für diesen sind die Beziehungen zu Israel. Auf der einen Seite kritisiert China den jüdischen Staat wegen der Angriffe auf Gaza und seine Palästinenserpolitik im Allgemeinen und setzt ganze Heerscharen von Cyberkriegern ein, um israelische Unternehmen oder Behörden virtuell zu attackieren. Auf der anderen Seite wird aber demonstrativ Interesse an der Fortsetzung der bilateralen wirtschaftlichen Kooperation signalisiert. So will Peking einen modernen Hafen in Haifa errichten, der dann sicherlich auch als Teil der „Neuen Seidenstraße“ fungieren soll.