22.02.2025

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Hochschulkultur

Unwürdiges Theater

Die Entweihung einer nach einer jüdischstämmigen Frauenrechtlerin benannten Berliner Hochschule

Harald Tews
17.01.2025

Seit 1968 haben Hochschulbesetzungen und Störungen des Universitätsbetriebs Tradition, vor allem durch sogenannte
K-Gruppen. Inzwischen werden die Hörsäle von ganz anderen Gruppen zweckentfremdet. In Berlin haben im vergangenen Jahr pro-palästinensische Aktivisten bereits die Humboldt- und die Freie Universität besetzt. Im neuen Jahr bot die ganz im Osten der Stadt in Hellersdorf beheimatete Alice-Salomon-Hochschule die Kulisse eines unwürdigen Polit-Schauspiels.

Dieses Mal schwenkten die Israel-Gegner über mehrere Tage hinweg ihre Palästinenserfahnen im Audimax und befestigten ein „Free Palestine“-Banner am Gebäude. Der Gipfel aber war, dass eine Büste der Namensgeberin dieser Bildungseinrichtung mit einer Kufiya, einem Palästinensertuch, bedeckt wurde. Die Frauenrechtlerin Alice Salomon gründete diese Bildungseinrichtung im Jahr 1908 als Soziale Frauenschule im Stadtteil Schöneberg. Wegen ihrer jüdischen Herkunft emigrierte sie 1937 in die USA.

Der eigentliche Skandal ist, dass Rektorin Bettina Völter weder etwas gegen die Schändung noch gegen die Besetzung unternahm. Als die Polizei anrückte, ließ sie diese vor der Tür stehen mit der Begründung: „Ich bin die Präsidentin der Hochschule. Ich habe Hausrecht. Ich habe Sie nicht gerufen.“ Wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung nur einer Seite eingeräumt wird, dann ist es um die Hochschulkultur hierzulande schlecht bestellt. Jüdische Studenten werden sich genau überlegen müssen, einen Fuß in diese akademische Einrichtung zu setzen, obwohl diese nach einer jüdischstämmigen Sozialreformerin benannt ist. Alice Salomon konvertierte später zum Christentum.

Schon 2018 löste die Alice-Salomon-Hochschule eine Protestwelle aus, als ein am Gebäude aufgemaltes Gedicht des Lyrikers Eugen Gomringer wegen angeblichen Sexismus entfernt und durch eine andere Aufschrift ersetzt wurde. Diese Selbstzensur sahen viele als einen Angriff auf die Kunstfreiheit. Dass sich die Hochschule die Freiheit nimmt, ausgerechnet jenen Fürsprechern einer Volksgruppe aus dem Nahen Osten, die nicht gerade als Vorkämpfer für die Frauenrechte steht, ein Forum zu geben, ist ebenso inkonsequent wie absurd.


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