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Der Trump-Unterstützer Stephen Lynch rechtfertigt seine Kaufabsicht mit den Interessen seines Landes
Obwohl ein Strang der Gasleitung noch benutzt werden könnte, steht die Betreibergesellschaft für die beiden Nord-Stream-2-Röhren aufgrund der Anschläge gegen die Pipelines derzeit vor dem Konkurs. Da die zu einhundert Prozent dem russischen Gazprom-Konzern gehörende Nord Stream 2 AG ihren offiziellen Firmensitz im schweizerischen Kanton Zug hat, zeichnet das dortige Kantonsgericht für das Insolvenzverfahren zuständig. Dieses gewährte der Gesellschaft mehrfach eine Verlängerung der Frist für ihre Sanierung, doch am 10. Januar läuft sie nun unwiderruflich ab. Weil eine Umschichtung ihrer Schulden unwahrscheinlich ist, dürfte es dann zu einer Versteigerung der Aktiengesellschaft kommen.
Bei dieser Auktion will auch der US-amerikanische Investor Stephen Lynch mitbieten. Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, hat der Unternehmer bereits im Februar einen entsprechenden Antrag beim Office of Foreign Assets Control (OFAC) des Washingtoner Finanzministeriums gestellt, das unter anderem die Durchsetzung der Sanktionen gegen Russland überwacht.
Lynch verfügt über große unternehmerische Erfahrungen in Russland, wo er mit Monte Valle eine eigene Firma besaß und mit der staatlichen Erdölgesellschaft Rosneft zusammenarbeitete. Außerdem erwarb er 2022 die Schweizer Tochter der russischen Sber-Bank.
Über seine Motive sagte der Trump-Unterstützer und selbsternannte „amerikanische Patriot“ gegenüber dem „Wall Street Journal“: „Dies ist eine einmalige Gelegenheit ..., die europäische Energieversorgung für den Rest der Ära der fossilen Brennstoffe zu kontrollieren.“ Nach dem von ihm geplanten Kauf und der Umwandlung der Pipeline-AG in ein „amerikanisches Konsortium“ könnte die US-Regierung sicher sein, dass die Gesellschaft fortan nur noch die Interessen der USA verfolge.
Lynch macht keinen Hehl daraus, dass er an der „Derussifizierung“ von Nord Stream 2 persönlich verdienen will. Laut dem „Wall Street Journal“ hofft der Unternehmer, die Pipeline, „welche mit rund elf Milliarden Dollar bewertet wurde, für einen Cent pro Dollar erwerben zu können“. Das läge im Bereich des Möglichen, weil es „die schmackhafteste aller unattraktiven Optionen“ für Gazprom sei.
Ungeachtet der Beteuerungen Lynchs reagierte die Biden-Regierung skeptisch auf das Kaufvorhaben. So sagte ein Sprecher des Weißen Hauses: „Nichts an einer Wiederbelebung von Nord Stream 2 liegt derzeit im Interesse der USA.“
Allerdings könnte der zukünftige Präsident Donald Trump die Angelegenheit in einem deutlich anderen Licht sehen. Denn er muss dringend Kompromisse mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin schließen, damit die essentiell wichtigen Uran-, Titan- und Nickel-Lieferungen Russlands an die Vereinigten Staaten auch in Zukunft nicht stocken.
In diesem Zusammenhang würde es sich anbieten, die Inbetriebnahme des unbeschädigten Stranges von Nord Stream 2 zu einem Teil der Verhandlungsmasse in den Gesprächen zwischen Washington und Moskau zu machen.