11.12.2024

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Forschung

Vater der modernen Telegraphie

Ewald Georg von Kleist erfand im Oktober 1745 die elektrische Verstärkungsflasche

Margit Fritsche
11.12.2024

1745 beeindruckte ein neu entwickeltes Instrument die Elektrizitätsforscher: die sogenannte Leidener- oder Verstärkungsflasche. Sie wurde unabhängig von dem Camminer Domprälaten Ewald von Kleist und dem Leydener Physiker Pieter van Musschenbroek in den Niederlanden entwickelt. Ewald Georg von Kleist (auch Ewald Jürgen von Kleist) wurde am
10. Juni 1700 als zweiter Sohn des Landrates Ewald Joachim von Kleist auf dem Rittergut Vietzow im Landkreis Belgard geboren. Die Familie „Kleist“ gehörte zum pommerschen Adel. Die Mutter von Ewald, der sich selbst stets Jürgen nannte, war Hedwig Magdalene von Blanckenburg aus Märkisch Friedland.

Jürgen blieb bis Ostern 1718 in Neu­stettin, um anschließend die Schule in Danzig abzuschließen. Im Oktober 1721 hat er sich an der Universität Leyden (in der Neuzeit „Leiden“) immatrikuliert, um Rechtswissenschaft zu studieren. Ein Abschluss des Studiums ist ungewiss. Ein Vetter hatte 1722 auf die ihm angetragene Pfründe in Cammin verzichtet. Kleist übernahm diese und wurde damit Dechant des Dom-Kapitels zu Cammin.

Nomineller Bischof von Cammin war nach der schon 1534 in Pommern eingeführten Reformation der Landesherr. Nach dem Aussterben des pommerschen Herzoghauses 1637 und dem Westfälischen Frieden 1648 war das Friedrich II. von Preußen, der zugleich Markgraf von Brandenburg und Herrscher über Altvorpommern war und der über die Ämter und Einkünfte des Bistums verfügte.

Mit geistlichen Pflichten war die Würde des Dechant in Cammin nicht verbunden. Kleists Stellung dürfte Verwaltungsaufgaben umfasst haben, möglicherweise die Beaufsichtigung der Domschule.

Kleist führte naturwissenschaftliche Experimente durch und entdeckte am 11. Oktober 1745 in Cammin die elektrische Verstärkungsflasche, die im darauffolgenden Jahr von dem Leydener Professor der Experimentalphysik Musschenbroek ebenfalls erfunden wurde.

Die Entdeckung des elektrischen Effekts führte zum Begriff der „Kleistschen Flasche“, die vielen Schülern auch als „Leidener Flasche“ aus dem Physikunterricht bekannt ist. Das Wissen über Elektrizität, die man nicht greifen, aber empfindlich spüren kann, war noch sehr gering. Kleist hat seine Entdeckung noch im selben Jahr verschiedenen Persönlichkeiten mitgeteilt.

Dass aber 1746 auch in Leyden die gleichen Beobachtungen gemacht und mit größerer Öffentlichkeitswirkung weitergegeben wurden, hat die Bezeichnung „Leidener Flasche“ bekannter gemacht. Rein zeitlich gebührt von Kleist der Vorrang, denn Anfang 1746 war sein Versuchsergebnis schon in Berlin, Danzig und Halle bekannt.

In Berlin wurde der pommersche Erfinder zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Sein Erfolg als Wegbereiter von Kondensator und Batterie hat ihn für die Nachwelt im Wissen um die Elektrizität bedeutend gemacht. Der bekannte Berliner Physiker Adolf Slaby hat ihn über 100 Jahre später als den „Vater der mo­dernen (Marconischen) Telegraphie“ genannt.

An Kleists Wohnhaus am Camminer Domplatz wurde anlässlich seines 150. Todestags eine Gedenktafel angebracht, die an seine Erfindung und an 25 Jahre langes Wohnen dort erinnerte. Am 200. Geburtstag ließ die Familie darüber noch das Wappen derer von Kleist anbringen. Kleist hatte 1735 geheiratet. Seine Frau, aus dem Hause von Platen gebürtig, schenkte ihm acht Kinder, die aber zum Teil jung starben. Da auch die Überlebenden ohne Nachkommen blieben, erlosch mit ihnen diese Kleistsche Linie.

Kleist blieb bis August 1747 in Cammin, bis er durch königliche Kabinetts­ordre als Präsident an das Hofgericht in Köslin berufen wurde. Es ist bekannt, dass er nach seinem Tod am 11. Dezember 1748 auf dem dortigen alten Friedhof begraben wurde, ein Grabstein ist jedoch nicht auffindbar.


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