22.02.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
„Großvater der Russischen Flotte“: Mit diesem Titel wurde der Nachbau des ersten Boots von Peter dem Großen benannt, das anlässlich des 300. Todestags im Königsberger Friedrichsburger Tor ausgestellt wird
Foto: Pressedienst Museum der Weltmeere„Großvater der Russischen Flotte“: Mit diesem Titel wurde der Nachbau des ersten Boots von Peter dem Großen benannt, das anlässlich des 300. Todestags im Königsberger Friedrichsburger Tor ausgestellt wird

Peter der Große

„Vater des Vaterlandes“

Vor 300 Jahren starb der erste russische Kaiser – Er gilt als Gründer und Modernisierer des russischen Staates. Seine große Bedeutung für Russland hat bis heute Wirkkraft

Manuela Rosenthal-Kappi
02.02.2025

Anlässlich des 300. Todestags Peters des Großen am 8. Februar wird es in Russland zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und TV-Ausstrahlungen geben. „Russland unter Peter dem Großen“ heißt eine diesjährige Vortragsreihe im Moskauer Kreml-Museum, die an Peter I. als Gründer des russischen Imperiums und der neuen Hauptstadt, des prächtigen St. Petersburg, erinnert. Bis zum 1. Februar läuft eine Ausstellung mit dem blumigen Titel „Der Letzte Triumph Peters des Großen. Der Ewigkeit voraus“. Diese Ausstellung bildet den Auftakt zu einem landesweiten Projekt, mit dem an den Todestag des Zaren erinnert wird. Daran nehmen führende russische Museen und Bibliotheken teil, darunter die Ermitage, das Russische Museum und das Historische Museum.

Der TV-Sender „Rossija 1“ und das Online-Kinoportal Okko zeigen zur gleichen Zeit eine Serie des bekannten Regisseurs von Historienfilmen, Sergej Ginsburg. Er hat sich auf die Fahnen geschrieben, Peter so zu zeigen, wie er war, das heißt, als Reformer, der das Land in allen Bereichen entwickelt hat. In einem Moskauer Kulturhaus findet ein Themenabend zum „Vater des Vaterlandes“, wie er schon zu Lebzeiten genannt wurde, statt. Die Besucher können an einem Frage- und Antwortspiel rund um den ersten russischen Kaiser teilnehmen. So wird daran erinnert, dass Peter I. eine reguläre Armee und Flotte aufbaute, die Hauptstadt vom dörflichen Moskau ins glänzende St. Petersburg verlegte, das Land in Kreise und Provinzen einteilte und neue Handelswege eröffnete. Zu seiner Zeit erschien mit „Wedomosti“ (Nachrichten) auch die erste Zeitung im Land.

Ausstellung in Königsberg
Das Museum der Weltmeere beteiligt sich ebenfalls am Gedenktag. Aus einer St. Petersburger Werft erhielt das Museum eine Kopie von Peters Holzboot „Heiliger Nikolai“ in Originalgröße, das zurzeit im Friedrichsburger Tor ausgestellt ist. Im Sommer soll es dann erstmals auf dem Wasser zum Einsatz kommen. Das als „Großvater der Russischen Flotte“ bezeichnete Boot hat eine Länge von etwas mehr als sechs Metern und eine Breite von zwei Metern. Auf einem solchen Boot hatte der junge Peter 1688 seine ersten Lehrstunden im Dorf Ismajlowo bei Moskau erhalten. Den Rumpf des Bootes ziert die Figur des Heiligen Nikolaus, des Schutzpatrons der Seefahrer und der Schifffahrt.

Der junge Zar Peter I. zeigte sich an Handwerk und Technik in Westeuropa äußerst interessiert. Zeitgenossen beschrieben den über zwei Meter Größe messenden Mann als außergewöhnlichen Menschen, einerseits wegen seiner Energie und Direktheit, andererseits stießen seine Neigung zu Gewalt und Unhöflichkeit, seine „russische Barbarei“, viele vor den Kopf.

Den Impuls, Russland zu modernisieren, hatte der junge Zar nicht zuletzt infolge seines langjährigen Aufenthalts in der deutschen Vorstadt im Nordosten Moskaus erhalten, die damals eine große Rolle als Zentrum des modernen Lebens spielte. Er wusste, dass effiziente Verwaltung, Finanzen und Wirtschaft ebenso wie eine moderne Armee sowie eine große Kriegs- und Handelsflotte vonnöten waren, um Russland zu einer europäischen Großmacht aufsteigen zu lassen.

Reformen nach westlichem Vorbild
So unternahm er selbst eine Reise in die Zentren der Wissenschaft und Technik nach Westeuropa, die sogenannte Große Gesandtschaft. Seine Erkundungsreise begann am 10. März 1697. Der eigentliche Zweck dieser Reise war es jedoch, Verbündete gegen das Osmanische Reich zu gewinnen. Seefahrt und Schiffbau in Holland, England und Venedig zu studieren, dienten ebenfalls dem Ziel, Russland gegenüber dem Osmanischen Reich zu stärken, plante der Zar doch den Aufbau einer russischen Schwarzmeerflotte.

Die Route führte zunächst nach Riga. Im April 1697 reiste Peter nach Pillau, und von dort ging es nach Königsberg. Von August 1697 bis Januar 1698 verweilte der junge Zar in Amsterdam, wo er als Schiffszimmermann in Zaandam auf den Werften der „Ostindischen Kompanie“ arbeitete. Er schaute sich so viel wie möglich an. Er besuchte Produktionsstätten wie Sägewerke, Tuchfabriken und schaute sich bei Obstbauern um. In Utrecht hörte er Anatomievorlesungen und wohnte sogar Operationen bei. Ihn interessierte alles, selbst Kunstausstellungen oder ein Observatorium.

In Nimwegen traf Peter im September 1697 Wilhelm III. von Oranien, der gleichzeitig Herrscher von England und den Niederlanden war, bevor er im Januar 1698 nach England segelte. Als Höhepunkt der Reise war der Besuch bei Kaiser Leopold I. in Wien gedacht. Der wollte von der antitürkischen Allianz allerdings nichts mehr wissen, stand er doch kurz vor einem Friedensvertrag mit den Osmanen. Damit Russland nicht isoliert dastand, musste Peter schließlich Friedensverhandlungen mit den Türken zustimmen.

Zusätzlich kam aus Moskau die Nachricht von einem Strelizenaufstand. Deshalb ließ Peter den geplanten Besuch Venedigs fallen und eilte nach Hause. Da der Aufstand inzwischen niedergeschlagen war, fand Peter Zeit, sich am 10. August mit dem polnischen König August II. zu treffen, um Pläne für ein Bündnis gegen Schweden zu schmieden.

Militärischer Erfolg
Auch wenn Peter I. die politischen Ziele seiner Großen Gesandtschaft nicht erreichen konnte, so brachte sie Russland doch einigen Nutzen. Der russische Zar kaufte 10.000 Gewehre, 5000 Musketen und 3000 Bajonette. Er verpflichtete eine Vielzahl von Offizieren für den Dienst in der russischen Armee sowie zahlreiche Ingenieure, etwa 350 Matrosen und Bootsleute sowie Spezialisten anderer Berufe. Es war ihm gelungen, das Fenster nach Europa aufzustoßen und dafür zu sorgen, dass Russland als Ernst zu nehmende Macht in Europa angesehen wurde.

Im Großen Nordischen Krieg von 1700 bis 1721 zwischen Russland sowie den Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen auf der einen sowie Schweden auf der anderen Seite errang er nach der Niederlage in der Schlacht von Narwa vom 30. November 1700 in der Schlacht bei Poltawa am 8. Juli 1709 schließlich einen Sieg gegen den Schwedenkönig Karl XII., der wegen seiner zahlreichen Erfolge als großer Feldherr galt.

Die Bedeutung von Zar Peter I. hat in Russland bis heute Wirkkraft. Wladimir Putin, der sich eher in der Tradition der Zaren sieht denn als Wiederhersteller der Sowjetunion, sagte: „Peter I. wird leben, solange die Früchte seiner Arbeit leben.“

Anlässlich des 350. Geburtstags des Zaren am 9. Juni 2022 erwähnte Putin diesen gleich zweimal. Er verglich seinen als „militärische Spezialoperation“ bezeichneten Ukrainekrieg mit dem Nordischen Krieg, indem er sagte, dass Russlands Ziel nun die Rückgabe von Territorien sei: „Die Tatsache, dass wir uns verteidigen müssen, dass wir dafür kämpfen müssen, ist offensichtlich“, und in Bezug auf Narwa, wo Russland 1700 eine verlustreiche Schlacht schlug, in deren Folge Peter I. seine Armee wiederaufbaute mit einer Infanterie und modernen Waffen, sagte Putin: „Er hat nichts erobert! Er hat etwas zurückgegeben!“ Die Aussage: „Es geht um Narwa – seine ersten Feldzüge ... Er kehrte dorthin zurück. Und befestigte es“ setzte Politiker im Westen, besonders in Estland, in Alarmbereitschaft und sorgte dafür, dass die Regierung in Reval den russischen Botschafter einberief. Mehrfach verglichen auch hochrangige russische Beamte ihren Präsidenten mit Peter I. Ein Hinweis auf die Brutalität, mit dem dieser genauso wie der Zar gegen Widersacher vorgeht, blieb dabei jedoch aus.

Peter setzte seine Reformen mit aller Härte und Rücksichtslosigkeit durch. Er soll jedoch auch gegenüber sich selbst rücksichtlos gewesen sein, was ihm schließlich einen frühen Tod im Alter von nur 52 Jahren einbrachte. Über die genaue Todesursache gab es viele Spekulationen von Vergiftung über Syphilis – die er sich in Holland geholt haben soll – bis hin zu einem Krebsleiden. Die gängige Erzählung ist jedoch die, dass Peter unmittelbar nach der Genesung von einer schweren Krankheit – er litt seit vielen Jahren an Nierenproblemen – ohne Beachtung seines Gesundheitszustands im Herbst 1724 zu einer längeren Seereise aufbrach. Als er unweit des Ufers am Lachta-See ein gekentertes Boot entdeckte, dessen Besatzung zu ertrinken drohte, watete der Zar selbst durch das eiskalte Wasser, um die Matrosen und Soldaten aus Kronstadt zu retten. Die Rettung gelang, Peter erkrankte jedoch erneut schwer. Nach mehrwöchiger Bettlägerigkeit starb Peter I. am 8. Februar 1725 in St. Petersburg.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Peter Faethe am 09.02.25, 07:10 Uhr

Ich widerspreche: Der erste russische Kaiser war Iwan IV. - Iwan grosny, er schuf das erste Russland und war auch Vorbild für viele russ. Herrscher, incl. W.W. Putin den Drohenden.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS