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Carlo Masala von der Bundeswehruniversität kritisiert, dass der Westen an seinen Vorstellungen von einer globalen Demokratisierung festhält
Die westlichen Staaten haben noch nicht begriffen, dass ihre Vorstellungen, die liberale Demokratie werde sich weltweit durchsetzen, nicht mehr gelten. Was nach 1989, dem Jahr der politischen Wende, noch denkbar schien, ist längst nicht mehr möglich, so der Autor des Buches „Weltunordnung“. Carlo Masala ist Hochschullehrer für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität in München und zugleich vielgefragter Gast in den Talkshows des Fernsehens. Seine These: Die vielen globalen Krisen, die wir heute erleben, zeigen, dass die alte Weltordnung, wofür symbolisch die Gründung der Vereinten Nationen stand, nicht mehr gilt. Eine neue „Weltunordnung“ sei entstanden, und den Weltfrieden zu erhalten werde wichtigste Aufgabe der Großmächte.
Masala hält dem Westen, insbesondere den USA, vor, der Illusion einer liberalen Weltordnung viel zu lange nachgehangen zu haben. Die Realitäten seien heute völlig andere, und der Westen habe keine Ahnung, wie die alte Ordnung zu retten sei. Im Gegenteil, noch immer werde versucht, diese notfalls durch massive Beeinflussung oder militärische Gewalt durchzusetzen. Der Autor spricht von einem „liberalen Imperialismus“, wovon die völlig gescheiterten Einsätze im Irak, in Libyen und in Afghanistan zeugten. Völlig offen sei, ob daraus wirklich Konsequenzen gezogen werden.
Drei Machtzentren bestimmen, so der Autor, die Weltpolitik: die alles in allem doch noch überragenden USA, daneben das aufstrebende China und, in geringerem Maße, das zumindest als Nuklearmacht ebenbürtige Russland. Es entstehe heute eine neue Multipolarität, die EU spiele dabei keine Rolle. Masala drängt den Westen, die neuen Realitäten anzuerkennen und statt dem „Traumbild einer liberalen Weltordnung hinterherzujagen“ Politik, wo immer möglich, in Kooperation zu betreiben und gewärtig zu sein, dass Konflikte bis hin zu konventionellen Kriegen auch in Europa wieder möglich sind.
Masala ist ein klar differenzierender Analytiker. Man kann nur wünschen, dass er bis hoch in die Politik zur Kenntnis genommen wird. Wenn man, zumal die USA, doch etwas entschuldigen will: Der Wunsch, die liberale Demokratie möge sich weltweit durchsetzen, war zwar auch von ökonomischem Verlangen bestimmt, aber immer schwang auch etwas von Woodrow Wilsons Vorstellungen von 1918 mit, „to make the world safe for democracy“. Das ist allemal menschenfreundlicher als der Autoritarismus der heutigen Machthaber in Moskau und Peking.