23.11.2024

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„Gustloff“–„Steuben“–„Goya“–Gedenken

Verletzen. Heilen. Hoffen

In Gdingen fand eine Veranstaltung für die Opfer der Schiffskatastrophen im Zweiten Weltkrieg statt

Uwe Hahnkamp
12.04.2023

Noch vor dem Frühlingsanfang fand in Gdingen am 18. März ein Termin statt, der es den Gästen jedes Jahr kalt den Rücken herunterlaufen lässt. Der Bund der deutschen Bevölkerung in Gdingen erinnerte zum 27. Mal an die Opfer der Schiffskatastrophen, bei denen am Ende des Zweiten Weltkriegs mit der „Gustloff“, der „Steuben“ und der „Goya“ über 20.000 Menschen untergingen.

Benedikt Reschke, der Vorsitzende des Bundes der deutschen Bevölkerung in Gdingen, organisiert diesen Gedenktag von Anfang an. Diesmal konnte er neben Domherr André Schmeier, dem katholischen Seelsorger der Deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, gleich drei weitere Geistliche für die ökumenische Feier in der Kirche der Muttergottes der immerwährenden Hilfe und Petrus, des Seefahrers in Gdingen begrüßen. Das Generalkonsulat in Danzig vertrat Konsulin Iris Wolff.

Hosea: verletzen und heilen ...

Zu Beginn des von Schmeier geleiteten Gottesdienstes erinnerte Greta Reschke mit einem Gedicht an die Tragödien vor 78 Jahren. Der evangelische Bischof der Diözese Masuren, Paweł Hause, griff in seiner Predigt ihre Gedanken auf und verknüpfte sie mit den Worten des Propheten Hosea: „Er hat uns verletzt, aber er wird uns auch wieder heilen“. Denn mit dem Gedenken der Toten komme die Heilung. Er erinnerte auch an einen Freund, der wegen einer kleinen guten Tat auf einem Spaziergang in Gdingen nicht auf der „Gustloff“ gelandet ist: „Seine Großmutter regte sich auf, dass niemand mehr an Bord gelassen wurde, und wurde auf den nächsten Tag vertröstet. Da kam dann ein wesentlich kleineres Boot, das ihr wiederum zu klein war. Ein Matrose sagte, dass ein kleines Schiff wahrscheinlich sicherer sei.“ Wie recht er hatte, beweisen die drei großen, im Jahr 1945 torpedierten Dampfer.

Lukas: wer sich selbst erhöht ...

Die Haltung der Mutter erinnerte ein wenig an die Losung aus dem Lukas-Evangelium: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“ Sie wurde eines Besseren belehrt. Dieses Thema erweiterte der Kapitän und Doktor der Theologie, Krzysztof Różański, der beim Niederlegen von Blumen vor der Gedenktafel zu den drei Schiffen in der Seefahrerkapelle sprach, um die schwierige Situation der damaligen Kapitäne: „Sollten sie das Risiko von Minen eingehen und ohne Licht eng an der Küste fahren oder das Risiko eingehen und sich voll beleuchtet offen zeigen?“ Wie die Entscheidung der Verantwortlichen auch ausfiel – das Vertrauen ins Schicksal und den Status eines Flüchtlingsschiffs half ihnen letztendlich gar nichts.

Der Gottesdienst wurde mit dem Gesang des „Gdingener Kammerchors“ verschönert; die Gedenkstunde hinterher an der Uferpromenade im Hafen von Gdingen war wie üblich spartanischer. Dort sprach der methodistische Pfarrer Sebastian Niedźwiedziński aus Danzig ein Gebet und Michał Schlueter aus Neidenburg als Vizevorsitzender ein Grußwort für den Verband der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen. Insbesondere bat Letzterer die Teilnehmer, bei weiteren Gedenktagen jüngere Generationen mitzubringen: „Auch Kinder, Enkel und Urenkel sollen wissen, was damals geschehen ist und was passieren kann, wenn sie selber nicht aufpassen.“

Der offizielle Teil der Veranstaltung klang mit dem auf der Trompete begleiteten Gesang des Liedes „Wahre Freundschaft“ aus, es wurden rote und weiße Grabkerzen am Kai aufgestellt und Kränze ins Wasser der Ostsee geworfen. Zum Aufwärmen und Beisammensein stand noch ein Abendessen im Restaurant „Windrose“ auf dem Programm, bevor die Gäste sich wieder in alle Himmelsrichtungen verstreuten.


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Kommentare

sitra achra am 18.04.23, 10:18 Uhr

Es fällt auf, dass kein Vertreter der deutschen Regierung oder weitere namhafte Vertreter der deutschen Zivilgesellschaft anwesend waren. Für die sind die unschuldigen deutschen Kriegsopfer, in diesem Fall überwiegend Frauen, Kinder, alte Menschen wohl nur peinlich und hekuba. Ich ekle mich davor, in solch einem Land aufgewachsen zu sein, das überhaupt keine Empathie für die eigenen Opfer der Geschichte empfindet.

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