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130. Geburtstag

Versenkt im Rio de la Plata

Kapitän zur See Hans Langsdorff: lieber 1000 lebendige Matrosen als 1000 tote Helden

Thorsten Seegert
23.03.2024

Seinen Maximen, unter denen er angetreten ist, folgte er. Als Mensch und Christ entschied er sich für das Leben seiner ihm anvertrauten Mannschaft. Als Kommandant verknüpfte Langsdorff sein persönliches Schicksal mit dem seines Panzerschiffes „Admiral Graf Spee“.

Dass ein Rüganer durch sein Handeln im Krieg Weltruhm erlangt, ist wohl mehr als ungewöhnlich. Dass ihm der Feind Respekt zollt? Wohl auch. Doch wer war dieser Hans Langsdorff? Die Antwort fällt schwer, denn heute gibt es kaum noch Zeitzeugen. Immerhin gibt es seit 2019 eine Biographie.

Rückblick: Hans Langsdorff wurde vor 130 Jahren, am 20. März des Jahres 1894, in Bergen auf Rügen geboren. Kurz darauf wurde er am 19. April in der Marienkirche auf den Namen Johann Wilhelm Rudolf Langsdorff getauft. Bekannt ist auch, dass Langsdorffs Vater Ludwig als jüngster Richter am Königlichen Amtsgericht tätig war. Dennoch: Hinweise auf Langsdorff suchte man auch in Bergen lange Zeit vergeblich.

Verehrt in Montevideo
Ortswechsel: In Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, kennt Langsdorff wohl jedes Kind. Und der Akzent, mit dem sein Name ausgesprochen wird, gibt ihm einen zusätzlichen Klang. Unübersehbar ist im Hafen ein großes Denkmal errichtet worden. Es wird immer wieder mit frischen Blumen geschmückt, von Deutschen wie von Engländern – also von „Freund“ und „Feind“ – und natürlich auch von den Einheimischen. Denn hier wird erinnert an „The Battle of the River Plate“. Man kennt den gleichnamigen Film und als die Bergung des wohl berühmtesten Schiffswracks, der „Admiral Graf Spee“, vor Montevideo angekündigt wurde, hatten sich gleich mehrere Filmteams – darunter auch der US-amerikanische „Titanic“-Regisseur James Cameron angesagt.

Wir blicken nochmals zurück: Im November 1938 übernimmt Langsdorff das Kommando über eines der drei berühmten „Westentaschenschlachtschiffe“. Doch der Spitzname täuscht, denn dieses Panzerschiff war schneller als jedes stärkere und stärker als jedes schnellere Schiff. Mit modernster Technik und einem Dieselantrieb lief die „Admiral Graf Spee“ am 21. August 1939 von Wilhelmshaven mit Kurs auf den Südatlantik aus. Ihr Ziel war es, Handelsschiffe aufzubringen und zu vernichten. In vier Monaten versenkte die „Admiral Graf Spee“ neun Frachter mit insgesamt 50.089 Bruttoregistertonnen, ohne dass auch nur ein einziger Seemann sein Leben verloren hätte.

Geschicktes Vorgehen
Winston Churchill beschrieb das geschickte Vorgehen Langsdorffs später so: „Die ,Admiral Graf Spee' wurde kühn und unternehmungslustig geführt. Ihre Taktik war, irgendwo kurz zu erscheinen, ein Opfer zur Strecke zu bringen und dann wieder in der Unendlichkeit des Ozeans zu verschwinden.“

Bedingt durch diese Strategie war das Panzerschiff in der Lage, eine große Zahl von feindlichen Kräften zu binden, die nun danach trachteten den „einsamen Wolf“ zu stellen. Dies gelang der britischen Kampfgruppe „Force G“ jedoch erst am 13. Dezember. Während das Flaggschiff „Ajax“, unterstützt von der „Achilles“, das deutsche Panzerschiff von Osten her attackierte, griff die „Exeter“ mit ihren schwereren 20,3-Zentimeter-Geschützen aus Richtung Süden an.

Die „Admiral Graf Spee“ erhielt dabei insgesamt 20 Treffer, löste sich schließlich aus dem Gefecht, um den neutralen Hafen Montevideo am Rio de la Plata anzulaufen und die Schäden auszubessern. Die von den versenkten Handelsschiffen aufgenommenen Besatzungen wurden an Land freigelassen, die beim Gefecht getöteten 36 Soldaten unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.

Entscheidung in Montevideo
Doch die Schäden am Schiff ließen sich in der nach dem Völkerrecht festgelegten Liegefrist von 24 Stunden in neutralen Häfen nicht beheben, dazu reichte auch eine eingeräumte Fristverlängerung auf 72 Stunden nicht aus. So musste sich Langsdorff entscheiden, ob er den Hafen verlässt, um sich dem Gefecht mit den britischen Schiffen zu stellen, oder ob er die „Admiral Graf Spee“ an Uruguay übergeben wollte, dabei würde die Mannschaft interniert werden.

Langsdorff entschied sich für das Auslaufen. Allerdings hatte er nur eine Notmannschaft an Bord und verdarb seinen Jägern den Triumph. Durch die Selbstversenkung des Schiffes konnte es nicht in fremde Hände fallen. Seine Entscheidung fiel so für die ihm anvertraute Mannschaft aus, der er das Leben bewahrte. Sein eigenes Schicksal teilte er mit dem ihm zum Kommando übergebenen Schiff durch seinen Freitod am 19. Dezember.

Am 22. Dezember 1939 wurde er auf dem deutschen Friedhof von Buenos Aires unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. 1954 besuchte seine Tochter Inge erstmals sein Grab in Argentinien.

Während der Bundeswehr bis heute kein würdiger Umgang mit Hans Langsdorff gelungen ist, dem 1000 lebendige Matrosen übrigens lieber waren als 1000 tote Helden, wurde in seiner Heimatstadt Bergen auf Rügen eine Gedenktafel vor seinem Geburtshaus aufgestellt.


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Kommentare

Sigurd Hammerfest am 25.03.24, 16:38 Uhr

Stark! Einige Graf-Spee-Leute traf ich noch. Kenne den Deutschen Friedhof Buenos Aires. Kenne das heutzutage das beruehmte Villa General Belgrano, einen der Internierungsorte der Graf-Spee-Mannschaft, wo heutzutage das in ganz Argentinien bekannte Oktoberfest gefeiert wird. Kenne ein weiteres Internierungslager, das des Ex-Club-Hotels Sierra de la Ventana, das am 11. 11. 1911 um 11 Uhr eingeweiht wurde. In diesem Ex-Hotel wurden die Unteroffiziere der Graf-Spee Besatzung untergebracht. - Uebrigens endete der sog. 1. Weltkrieg am 11. 11. 1918 um 11 Uhr und 11 Minuten! Carnaval ! ! !
Deutsche Geschichte ist anders!

Jean-Pierre andry am 23.03.24, 18:07 Uhr

mein Vater , Matrose auf der französischen "Kreuzer FOCH" war dabei .

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