26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

POLENS AUFRÜSTUNG Bereits vor dem Ukrainekrieg war das polnische Militär auf großer Einkaufstour durch die Welt. Die Folgen sind ein logistischer Albtraum, wachsende Verteidigungslasten – sowie die Frage nach Sinn und Zweck

Viel und vielfältig

Ähnlich wie Deutschland Gas scheint Polen Militärmaterial überall zu kaufen, wo es welches kriegen kann

Norman Hanert
24.10.2022

Seit einiger Zeit schon gibt die polnische Regierung den Abschluss von Kaufverträgen über Rüstungsgüter bekannt. Vergangenen Monat verkündete der polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak nach Gesprächen mit seinem US-Kollegen Lloyd J. Austin, vom US-Hersteller Boeing 96 Kampfhubschrauber vom Typ AH-64E „Apache Guardian“ kaufen zu wollen. Sollte das Geschäft zustande kommen, würden die polnischen Streitkräfte der zahlenmäßig größte Nutzer des Kampfhubschraubers außerhalb seines Herstellungslandes.

Nur kurz zuvor, im August, meldete Warschau ein noch größeres Waffengeschäft. Mit Südkorea vereinbarte die polnische Regierung die Lieferung von 48 leichten Kampfflugzeugen des Typs KAI FA-50 „Golden Eagle“, 648 Panzerhaubitzen des Typs K9 „Thunder“ und 1000 Kampfpanzern des Typs K2 „Black Panther“ in einer speziell für Polen entworfenen Version. Der „Black Panther“ ist ein hochmodernes Fahrzeug der Marke Hyundai, von dem die Streitkräfte seines Herstellerlandes seit 2014 etwa 260 Exemplare erhalten haben.

Mit einem Volumen von geschätzten 15 Milliarden US-Dollar stellt die polnisch-südkoreanische Liefervereinbarung eines der größten Rüstungsgeschäfte dar, das in Europa in den letzten Jahrzehnten abgeschlossen wurde. Schon in den Monaten davor hatte Warschau in den USA mehr als 300 Kampfpanzer vom Typ M1 „Abrams“ geordert. Sind diese Bestellungen abgearbeitet, hat Polen rein rechnerisch die drittstärkste Panzermacht der NATO. Zum Vergleich: Die Bundeswehr hat derzeit etwas mehr als 260 Kampfpanzer in ihrem Arsenal.

Fünf Panzertypen aus fünf Staaten

Rekordverdächtige Dimensionen haben auch die anderen Bestellungen für Polens Streitkräfte. Schon jetzt verfügt die polnische Armee über 80 Exemplare des leichten Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystems HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System). Im Mai wurde bekannt, dass Polen in den USA 500 Exemplare nachbestellen will. Wie „Europäische Sicherheit & Technik“ berichtet, wird Polen damit noch vor den USA der zahlenmäßig größte Nutzer dieses Waffensystems.

„Die 500 Werfer sollen in Polen insgesamt 80 Batterien ausrüsten, was in sich bereits eine gewaltige Dimension darstellt“, so die in Bonn erscheinende Zeitschrift für Sicherheitspolitik, Strategie, Wehrtechnik und Rüstung. Tatsächlich verfügen die Army und das Marine Corps der Vereinigten Staaten derzeit nur über gut 400 Exemplare. Der Umfang der polnischen Wünsche hat mittlerweile sogar zu der Frage geführt, ob der Hersteller die gewünschte Stückzahl überhaupt in überschaubarer Zeit liefern kann.

Im Juni gab Błaszczak nach einem Treffen mit dem polnischen Generalstab bekannt, dass Warschau 32 mittelgroße Hubschrauber vom Typ AgustaWestland AW149 beim italienischen Hersteller Leonardo bestellt hat. Northrop Grumman wird Polen bis 2028 insgesamt zehn Exemplare des bodengestützten Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-Systems „Patriot“ liefern. Zusätzlich orderte Warschau auch noch Boden-Luft-Raketen-Systeme beim europäischen Konsortium MBDA.

Offiziell begründet die Regierung Polens die massiven Rüstungsbestellungen damit, dass das Land nach seinen umfangreichen Waffenlieferungen an die Ukraine die eigene Verteidigungsfähigkeit wiederherstellen müsse. In Wahrheit wurden die Weichen für die polnische Aufrüstung jedoch bereits vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine gestellt.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Ostpreußischer Bauer am 04.11.22, 14:49 Uhr

@Anton Kosel
@Franz Waffenstudent
Im Prinzip ja

Man beachte aber, dass die Young Global Leaderin Baerbock die polnischen Geldforderungen abgelehnt hat!
Die Angelsachsen können es sich nicht leisten, ihre deutsche Beute zu teilen.
Genausogut könnten sie Geldforderungen an Polen stellen,
da Polen sich einen Teil ihrer Siegerbeute ohne Betechtigung einverleibt ("geklaut" @Franz W.) hat.

Also wenn Polen Geld will,
muss es Washington und London schon mehr bieten. In Vorleistung gehen.

Anton Kosel am 01.11.22, 18:16 Uhr

Wenn unsere Hampelregierung dann demnächst die Billion Wiedergutmachung nach Warschau überweist kann der Popolski nochmal so richtig auf Haubitzeneinkaufstour gehen. Wir müssen uns deswegen aber keine Sorgen machen, wir haben schließlich eine schlagkräftige Häkelomi als Kriegsministerin und eine bunte Wehr, ausserdem eine wertebasierte feministische Außenpolitik und natürlich eine sichere Energieversorgung.

Franz Waffenstudent am 28.10.22, 12:52 Uhr

Polen sitzen zu 80% auf geklautem Land!

Ralf Pöhling am 28.10.22, 12:46 Uhr

Die Polen machen es richtig. Sie rüsten massiv auf und streuen dabei ihre Anlagen. Sie sind also in jedem Fall auf der richtigen Seite, egal wie sich die Lage weiterentwickelt.
Si vis pacem para bellum.

G. Schulte am 28.10.22, 07:37 Uhr

Polen verhält sich alles andere als freundlich oder gut nachbarschaftlich zu Deutschland. Dazu gibt es x Beispiele.
So wird gegen Deutschland immer wieder gehetzt, um in Polen innenpolitisch zu punkten.
Das jüngste Beispiel unfreundlicher Handlungen seitens der Polen war auch die Vergiftung der Oder durch polnische Unternehmen, die giftige Abwässer in die Oder einleiteten und das anschließende Verheimlichen und Vertuschen.
Polen wollte öffentlich nicht als Umweltsau, was sie faktisch sind, dastehen, also haben sie vertuscht und damit auch frühe Gegenmaßnahmen verhindert. Die Folgen der polnischen Umweltsauerei sind ein auf Jahre vergifteter Fluss, Tonnen an toten Fischen und belastete Ostseestrände.
Die jüngste Frechheit gegenüber Deutschland sind die abstrusen Reparationsforderungen. Zum einen sind diese vertraglich längst geregelt worden (auch wenn Polen meint, das die vertraglichen Vereinbarungen nicht gelten würden, zumal Polen zu jenem Zeitpunkt noch kommunistisch war), zum anderen hält Polen deutsche Gebiete wie Schlesien, Pommern und Teile Ostpreußens besetzt, wodurch Reparationsforderungen umso absurder sind.
Ich misstraue den Polen. Das ist kein freundlicher Nachbarstaat, der Deutschland wohlgesonnen wäre. Entsprechend sollte man die polnische Rüstung gut im Auge behalten und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Ostpreußischer Bauer am 26.10.22, 01:50 Uhr

F.A.Z.:
"Polen will "NUKLEARES ZENTRUM" in Ostmitteleuropa werden"

Tom Schroeder am 25.10.22, 20:48 Uhr

Die Kommentatoren, die an dieser Stelle ein "Grosspolnisches Reich" bzw. polnischen Imperialismus befuerchten, kann ich nur auslachen - Polen - ein 50 Mio Volk als Bedrohung der Nachbarn oder eruropaeischer Hegemon - Ha ha ha .... Herr Scharf liegt da richtig: fuer Russland braucht man, um ueberhaupt mit denen zu reden, einen grossen Knueppel als Verhandlungsgrundlage. Anders ist solchen Mafiabossen nicht beizukommen. HAetten wir in der EU ein Militaer aehnlich gross wie die US-Army und mit denselben Faehigkeiten, so haette ein Wink genuegt, und die russische Armee haette sich erst gar nicht angreifen getraut. So, ohne ein solches, also als Grossmaul wahrgenommene EU, muessen wir uns mal wieder auf die Amerikaner verlassen - nicht dass ich diese ablehnen wuerde - Deutschland als weiterer Bundesstaat der USA wuerde mir gut gefallen - aber wir sollten doch fairerweise uns selbst verteidigen bzw. weltweit unsere Interessen durchsetzen koennen. Mit einer solchen Streitmacht haetten wir auch keine Energieprobleme, denn alle wuerden dann gerne uns zu den Weltmarktpreisen beliefern. So geht Geopolitik im Zweifel immer und komme mir bitte nun Niemand mit Moral - die ist Luxus und wird gerne von den ansonsten in diesem Medium gerne gebashten Gruenen als Monstranz hochgehalten! Die Deutschen Bedenkentraeger und Friedensdividendenkassierer haben letztendlich verhindert, dass PL bei deutschen Firmen Leos, Pumas und PZ2000 einkauft. Die HIMARS sind offenbar hochwirksam und die Russen haben richtig Angst vor den Dingern - gaebe man der Ukraine die weitreichenden Pojektile, so haette Russland nun endlich und verdienterweise auch massive Schaeden an der eignenen Infrastruktur - wenn schon dann soll man auch zurueck schiessen koennen - ein kaputter Kreml haette in dem Kontext doch was - warum fangen diese Spinner in Moskau auch einen Krieg an - Berlin war 1945 auch kaputt - wir haben daraus gelernt - Russland braucht das offenbar auch - der WKII hat wohl nicht gereicht. Die Menschheit ist lernresistent und ganz besonders in Russland und Nordkorea, dem kleinen Pekinesen. Die Polen wissen das, denn die haben die russische Knute lange genug geschmeckt, um zu sagen "nie wieder diese Primitivlinge als Hegemon dulden". Hoffen wir, dass auch in Russland irgendwann Vernunft einkehrt, die Putins den naechsten Baum verzieren und eine demokratische Regierung auf Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit aus ist. Die Bevoelkerung wuerde es ihr danken und Polen koennte wieder abruesten. Wenn ich einen Slum betrete, getreu dem Song von George Benson "The world is a ghetto", dann habe ich was in der Tasche - das denkt sich die polnische Politik auch und kauft, was sie kriegen kann - es ist eilig wehrhaft zu werden und nicht langsam verschlafen deutsch aussitzen - das versteht hierzulande kaum jemand der Verantwortlichen - lieber kungelt man immer noch mit den Russen und Chinesen rum und graebt sich das eigen Grab - war schon immer ein recht intellektuell behaebiges Volk das Meine. Polen ist hingegen derzeit "auf Zack"!

H. Schinkel am 24.10.22, 17:44 Uhr

Die Frage ist aber warum Polen so massiv aufrüstet. Wollen dich sich gegen Russland "schützen", oder wollen die ihrer Forderung nach Reparationen gegen Deutschland Nachdruck verleihen. Den Polen ist alles zuzutrauen.

Gregor Scharf am 24.10.22, 14:02 Uhr

Wenn man einen aggressiven und gewalttätigen Nachbarn hat, kann man schon in eine Art Waffenhysterie verfallen. Nur wer soll so viele unterschiedliche Systeme noch bedienungssicher unter Kampfbedingungen beherrschen?
Putins Ansage in Bezug auf Europa treibt bald alle in den Wahnsinn. So tief sitzt die Angst vor einer erneuten Bolschewisierung getarnt als Russisches Reich, dass der Funke aus der Ukraine zu einem Flächenbrand über ganz Europa ausarten kann. Und natürlich sind die Russen daran völlig unschuldig, versteht sich von selbst, denn wir im Westen haben nichts Dümmeres zu tun, als Russland ständig zu bedrohen mit Holzknüppeln und Regenbogenfahnen.
Womit die Polen ihre Aufrüstung finanzieren, bleibt allerdings ein Rätsel. Und die Russen sollten mal vorher anfragen, ob denn die Menschen wieder unter ihrer Knute leben wollen, bevor sie irgendwo einmarschieren.

sitra achra am 24.10.22, 10:17 Uhr

Da können sich die Russen auf etwas gefasst machen. Das großpolnische Reich rückt näher. Hat denn die Menschheit in der jetzigen Situation einen kompletten Dachschaden? Es ist jedenfalls nicht auszuhalten.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS