04.05.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Zu vielen anderen Vorzügen kommen erschwingliche Immobilienpreise im Umland: Der Plattensee
Bild: IMAGO/ZoonarZu vielen anderen Vorzügen kommen erschwingliche Immobilienpreise im Umland: Der Plattensee

Ungarn

Viele Deutsche zieht’s zu den Magyaren

Die meisten Auswanderer sind unzufrieden mit der deutschen Zuwanderungspolitik

Bodo Bost
04.05.2025

In Ungarn leben mehr als 11.000 in Deutschland geborene Menschen über 60, ein erheblicher Teil davon in den südwestlichen Komitaten Somogy und Zala am Plattensee (Balaton) und an der Grenze zu Kroatien. In dieser Region gibt es eine Reihe von Siedlungen, in denen der Anteil der über 60-Jährigen, die in Deutschland geboren wurden, mehr als zehn Prozent beträgt, so die Ergebnisse einer Studie. Die Studie unterstreicht, dass noch im Jahr 2011 nur 22.000 ausländische Bürger über 60 Jahren in Ungarn lebten, im Jahr 2022 waren es bereits 38.000. Laut dem ungarischen Statistischen Landesamtes (KSH) lebten 1995 knapp 7500 Deutsche in Ungarn, heute sind es rund 23.000. Zwar schwanken die Zahlen, aber es ist ein kontinuierlicher Anstieg der in Ungarn ansässigen deutschen Staatsbürger festzustellen. Viele deutsche Auswanderer äußern Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen in ihrem Heimatland. Sie sind gegen die unkontrollierte Einwanderung und fühlen sich durch die hohe Zahl der oft gewalttätigen Zuwanderer unsicher.

In Ungarn hingegen finden sie kaum Asylsucher und schätzen die ungarische Einwanderungspolitik, die verfolgte Christen aus islamischen Ländern bevorzugt aufnimmt. Auch die günstigen Immobilienpreise, der einfache Behördengang, die schöne Landschaft, die Ruhe, die niedrigen Lebenshaltungskosten und die preiswerten Dienstleistungen spielen eine Rolle für die Neuankömmlinge.

Die Exilanten sind vor allem Rentner
Viele Deutsche verbinden auch schöne Erinnerungen an den Plattensee aus der Zeit der deutschen Teilung, als Ossis und Wessis dort einander trafen. Der Plattensee war ein wichtiger Treffpunkt für geteilte Familien vor der Vereinigung. Deshalb öffnete Ungarn auch als erstes Land die Grenzen für Mitteldeutsche. Direkt am Plattensee sind die Immobilienpreise zwar so hoch, dass sich viele kein Haus dort leisten können. Die umliegenden Orte, in denen oft bereits seit Jahrhunderten Ungarndeutsche leben, wie Mor oder Stuhlweißenburg, bieten jedoch günstige Wohnmöglichkeiten, sodass viele dort ein Grundstück erwerben.

Ungarn ist zu einem Zielland für die innereuropäische Migration älterer Menschen geworden, ein Prozess, der sich in Zukunft beschleunigen oder sogar noch verstärken könnte. Auch viele Menschen aus der Schweiz, Österreich und den Niederlanden zieht es in das Land. Es sind neben den älteren Menschen oder Menschen mit Familien, die nach Budapest oder in kleinere Städte ziehen, auch junge Menschen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Menschen, die aus Deutschland nach Ungarn zogen, um fast 35 Prozent gestiegen, und laut dem Immobilienportal Ingatlan.com kaufen die Deutschen nicht mehr nur in der Plattensee-Region, sondern im ganzen Land Immobilien zum Wohnen.

Bevorzugt ist die Balaton-Region
Ein Bericht im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) erwähnte, dass die in Ungarn ansässigen Deutschen bereits in zwanzig Siedlungen in der Plattensee-Region Stammtische organisiert haben. Der MDR besuchte auch einen dieser Stammtische, wo die Migrationskrise das Thema war. Nach der Veranstaltung gab eine Frau aus Dresden dem Sender ein Interview. Sie sagte, sie sei aus wirtschaftlichen Gründen nach Ungarn geflohen, weil sie in Deutschland obdachlos wäre, obwohl sie 55 Jahre lang gearbeitet habe. In einigen Orten sind bereits neue deutsche Kirchengemeinden entstanden. Das fällt umso leichter, als es in Ungarn noch mehr als 200.000 Ungarndeutsche gibt, die über ein gut ausgebautes Kirchen- und Schulwesen, eigene Radio- und Fernsehsendungen sowie eigene Kulturzentren verfügen. Eine deutsche „Balaton Zeitung“ gibt es auch seit Jahren.

Der MDR besuchte anschließend Keszthely, wo ihm bei einem Spaziergang durch die Stadt oft deutsche Worte in den Ohren klangen. Eine Interviewpartnerin, Rita Mick-Sole, war eine evangelische Pastorin, die dort arbeitet. Als die Reporterin sich wunderte, wie gepflegt die öffentlichen Grünanlagen sind, und sie anmerkte, dass es sie an deutsche Präzision erinnere, korrigierte die Pfarrerin sie, es handele sich um ungarische Präzision. Sie erklärte, dass die Deutschen in Scharen nach Ungarn zögen, weil die deutsche Politik die Menschen verunsichere und unzufrieden gemacht habe, während sie in Ungarn glücklich sein könnten.

Mick-Sole wird nächstes Jahr selbst in den Ruhestand gehen und nach Deutschland zurückkehren. Viele Deutsche entscheiden sich am Ende doch wieder für Deutschland, weil es dort eine bessere Gesundheitsversorgung gibt.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS